Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
Buch, das sich mit der Beschwörung von Elementarwesen befasste, ihn jedoch nicht weitebrachte.
Falls die Magier des Alten Bundes diese nicht nur geschrieben, sondern die aufgeführten Zauber tatsächlich gewirkt hatten, würde das die Vorstellungskraft eines jeden Menschen sprengen.
Drei Bücher – gibt es vielleicht sogar mehr? –, dazu die rätselhafte Regeneration meiner magischen Energie – Argumente, die für Arlos These sprechen.
Lorgyn kratzte sich am Kopf. Ein Kuriosum jedoch blieb nach wie vor: Weshalb waren die Zauberer des Alten Bundes viel mächtiger gewesen als die heutigen?
Die einzige Antwort, die sich bot, gefiel ihm nicht: Weil Magie nicht so funktionierte wie bisher angenommen.
Existierten tatsächlich Quellen, aus denen sie sprudelte? An manchen Orten mehr, an anderen weniger? Er, Lorgyn, war ungewöhnlich stark sowie feinfühlig in Bezug auf arkane Schwingungen. Ihm reichte, wenn ein Schmetterling mit den Flügeln schlug. Andere Zauberwirker brauchten einen Hammerschlag auf den Kopf. War das der Grund, weshalb die These mit den Quellen bislang nie aufgekommen war? Weil schlicht und ergreifend niemand spürte, dass es welche gab?
Mit wachsender Beklemmung dachte er an seinen Alptraum - der tote Mann auf dem Altar und er selbst, der als Neugeborenes seinen ersten Schrei tat.
Warum habe ich mehr Macht als andere?
„Was habt ihr mit mir gemacht?“, wisperte er.
Arlo sah zu ihm herüber, aber er ignorierte den Blick. Die Fäden des Schicksals: War alles vorherbestimmt? Fiel ihm in diesem Gewirr aus Lebensfäden eine wichtige Rolle zu, deren Tragweite er nie erahnt hatte?
Was ist meine Bestimmung?
Die Frage führte unweigerlich in seine Vergangenheit: Sein Leben rauschte an seinem inneren Auge vorbei, ein wirbelnder Tanz aus Farben, Formen und Gefühlen. Bis er hier anlangte, auf dem Bock neben Arlo.
Plötzlich brannte ihm eine weitere Frage auf den Lippen: „Wie geht es dir im Moment?“
Arlo ließ die Zügel schnalzen. Die Pferde erhöhten das Tempo, und der Wagen begann heftiger zu schaukeln. „Gut“, erwiderte er, sein Blick auf den Weg gerichtet.
„In Bezug auf deine Magie, meinte ich.“
Arlo ließ die Pferde wieder langsamer traben. „Seit dem Kralik und den Quellen war nichts mehr.“
„Die beiden Male lagen zeitlich dicht beieinander.“
Arlo hob die Achseln, doch ein Ausdruck des Unbehagens huschte über sein Gesicht.
„Logisch betrachtet ist das unerklärlich. Erst monatelang nichts – und plötzlich zweimal binnen kurzer Zeit.“
„Keine Ahnung, ehrlich. Erinnere mich bitte nicht.“ Arlo peitschte die Rösser erneut voran. Er bemerkte Lorgyns Blick. „Möchte nicht, dass es dunkel ist, wenn wir eintreffen und die Einzigen sind, die sich vor dem Tempel herumtreiben. Wäre zu auffällig.“
„Gutes Argument“, gab Lorgyn zu und hielt sich fest.
*
„Ho!“, rief Arlo und bremste das Gefährt bei zwei verfallenen Gebäuden am Wegesrand ab, offensichtlich ein ehemaliger Hof, den die Besitzer aufgegeben hatten. Ächzend stieg er ab, massierte sich das Steißbein und warf einen zufriedenen Blick in den hellen Himmel. „Wir sind gut in der Zeit, und Gruvak ist nicht mehr weit.“
Lorgyn kletterte ebenfalls hinunter und seufzte. Zum Glück litt er nicht unter Kreuzbeschwerden, sonst würde er wahrscheinlich am Boden krabbeln. Arlo war vorangeprescht, als wäre er geisteskrank. Ein Wunder, dass die Achsen gehalten hatten. Die Rücken der Pferde dampften in der Kälte, aber sie scharrten mit den Hufen. Ihnen hatte der Ritt offenbar gefallen.
Sie verpflegten sich am Proviant, den sie mitgenommen hatten – Pökelfleisch Fleisch und Brot –, doch das Essen war so kalt, dass es Lorgyn wie ein Stein in den Magen sackte. Trotzdem, er hatte Hunger, und so vertilgte er seine Ration und spülte mit Wasser nach, auch das so kalt, dass es an den Zähnen schmerzte.
„Verflucht, ich bräuchte eine Massage“, sagte Arlo.
„Selbst schuld.“
Arlo lachte und biss ein großes Stück aus dem Kanten Brot in seiner Hand.
Für einen Moment erlebte Lorgyn diesen Augenblick so, wie er hätte sein können: ein freundschaftliches Miteinander bei einer Rast an einem alten, mit dicken Schneewechten überzogenen Bauernhof, während man Geschichten austauschte und lachte.
Leider verflog dieses Gefühl schneller als der Wunsch danach.
Lorgyn sah Alunas von Krankheit ausgehöhltes Antlitz, sah Niams Gesicht und das der Frau – und er sah die Dinge, die er vielleicht noch tun
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