Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
er steuern will, gibt es keinen günstigen Wind.
Seneca
„Auf den Sieger dieser Runde!“, lallte Arlo und hob seinen Krug so ungestüm an, dass Bier über den Rand auf seinen Unterarm schwappte. „Ein genialer Bluff, Lorgyn, wirklich!“
Lorgyn hörte Arlos Stimme etwas verwischt. Trotzdem streckte er die Hand nach seinem Bier aus – wie viele hatte er eigentlich schon getrunken? –, aber Laris griff nach demselben Gefäß.
Ihre Finger berührten sich.
„Meins“, sagte Lorgyn mit einem Grinsen und löste Laris´ Finger vom Henkel.
Mit gespielter Empörung blickte sie ihn an. „Wie unhöflich von dir!“
„Du hast bereits genug intus“, meinte Lorgyn und hatte damit die Lacher am Tisch auf seiner Seite.
Mit einem Knall prallten die Trinkbecher zusammen, dass es nur so spritzte. Lorgyn führte den Krug an die Lippen, die leicht kribbelten, was komisch war, da sich der Rest seines Mundes ganz taub anfühlte. Nach mehreren Schlucken bugsierte er den Krug unter leichtem Schwindel zurück auf den Tisch und bedachte Laris mit einem frechen Blick.
Sie schürzte die Lippen. Ihre Augen funkelten hell im Widerspiel des Lichts. Entschlossen schnappte sie sich Lorgyns Krug und trank. Dabei blickte sie ihn über den Rand hinweg unverwandt an.
Als sie fertig war, drehte sie den Krug auf den Kopf und nur ein paar Tropfen rannen heraus. „Keine Frauen sind trinkfester als die Furien aus Wintertal!“, lachte sie.
Als Bestätigung hämmerte Sirgan die Knöchel ein paar Mal auf den Tisch. „Das ist wahr!“, prustete er und ließ eine zotige Geschichte über die Frau des Gruvaker Grafen vom Stapel, wie sie ihn zum ersten Mal verführt hatte. Die Quintessenz war, dass sie ihn abfüllte und anschließend halb vergewaltigte.
„Auf die adeligen Luder!“, bellte Arlo und kippte sich den nächsten Schwall Bier hinein. Jasko, der kaum mehr sprechen konnte, tat es ihm gleich. Nach dem ersten Schluck jedoch wurde er ganz blass um die Nase, stand auf und torkelte in Richtung Ausgang davon.
Arlo schüttete sich fast aus vor Lachen und klopfte mit der Hand auf den Tisch, dass dieser bedenklich wackelte.
„Diese Jugend, die verträgt nichts mehr!“, grölte Sirgan.
Lorgyn schwirrte der Kopf. Er sah Arlos rotes Gesicht, Sirgans von Lachfalten umkränzte Augen, stellte gleichzeitig fest, dass Sirgan eingewachsene Ohren hatte und der ganze Schankraum sich anschickte, Purzelbäume zu schlagen, aber die komplette Rolle nicht hinbekam, sondern mit einem Rucken zurück in die Waagrechte knallte. Zuletzt fixierte er Laris, die ihn sonderbar anschaute.
„Machst du das auch so wie die Frau mit dem Grafen, wenn du jemanden das erste Mal verführst?“, hörte sich Lorgyn plötzlich sagen und übertönte damit die Stimme in seinem Kopf, die ihn fragte, ob er jetzt komplett den Verstand verloren hatte.
Laris´ Augenbrauen rutschten ein wenig nach oben, und eine liebliche Röte übergoss plötzlich ihren Hals, als sie Grinn zurief, sie solle eine weitere Runde an den Tisch bringen.
„Das ist hier so Brauch“, erwiderte sie leise und kicherte, nicht albern, sondern anziehend, vielleicht sogar ein bisschen anzüglich.
Stille Wasser gründen tief, quirlte sein Verstand dieses Sprichwort von irgendwoher an die trübe Oberfläche.
Andererseits – so still war sie heute gar nicht.
Nein, einfach unwiderstehlich adrett und kokett, berauschend, mehr noch als der Alkohol und alles andere zusammen.
Ein Teil von ihm konnte klar denken – zu klar vielleicht –, doch es war der kleinere Teil, der unter der Sauferei und der feuchten Stimmung dieses Abends begraben lag, sich nicht befreien konnte und somit keine Macht über Lorgyns durcheinander schwirrende Gedanken besaß. Keiner von ihnen ließ sich fassen, nur das Gesicht vor ihm, diese wunderbaren Augen, die so magisch glitzerten.
Verflucht noch eins, der ganze Abend war ein Strudel, der mit jeder Runde Snorg und Bier an Sogkraft gewann! Es gab kein Hinaus, kein Hinfort mehr, er würde Lorgyn bis zum Ende herumwirbeln und jedes Aufbäumen seiner Vernunft zerstreuen. Aber es tat einfach so gut!
So verdammt gut …
Nur das Hier und Jetzt – diese Taverne, diese Perle im wintergebeutelten Ende der Welt. Nur das Bier und das Lachen und der Rauch des Pfeifenkrauts, der um seine Augen waberte und klebrig und würzig in seiner Nase haftete, das Krachen der Krüge, Jasko, der mit fahrigen Schritten zurück an den Tisch kam, ein dümmliches Grinsen im Gesicht, Sirgan, den das
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