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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Papier. Er wartete einen Augenblick, ehe er es schüttelte und mittig auf seinem Arbeitstisch platzierte.
    Nicht einmal Kaiser Sartos Hofschreiber bekämen das besser hin!
    Er erhob sich und ging zu seinem Bett, auf dem die Robe lag, die er zum Reikjol-Fest anziehen würde. Sie war aus Seide, ockergelb, mit einer kunstvoll gestickten Sonne auf der Brust und goldfarbenen Schmuckborten an Kragen und Ärmeln. Das Gewand vor einem Jahr hatte ihm besser gefallen, doch nach dem Desaster hatte er es verbrannt. Seine leere Augenhöhle juckte plötzlich, als die Geschehnisse ihn einholten.
    »Verflucht sollst du sein!«, zischte er und hoffte, dieser Lorgyn läge sterbend neben einem Schweinetrog und Geier hackten Löcher in seinen Bauch und rissen Stücke aus seinen Organen.
    Er hob die Augenklappe an und kratzte mit dem Nagel des Zeigefingers an der entzündeten Haut herum.
    Die Illusion, das Dilemma bei der Hinrichtung dieses Fettsacks, der Kampf im Tempel, der ihn, Genthate, letztendlich zur Flucht gezwungen hatte …
    Beruhig dich, bleib konzentriert!
    Heute war der Tag, an dem er seinen beschädigten Ruf aufpolieren würde. Noch eine derartige Katastrophe allerdings, und er könnte abdanken. Das ganze Jahr war ein Kampf gewesen, ein Kampf gegen murrende Bürger sowie Intrigen strickende Priester, die nach seinem Amt gierten. Heute würde er triumphieren und dieses leidige Kapitel endgültig abschließen. In einer Stunde würde die Messe auf dem Tempelplatz beginnen.
    Verhielt er sich ganz still und spitzte die Ohren, hörte er das brodelnde Brummen durch das geöffnete Fenster. Vorhin hatte er einen Blick auf den Platz geworfen, der voll war mit Menschen, ein Ozean aus Leibern, Gesichtern und Farben, wogend und brausend. Die Kunde, was letztes Jahr geschehen war, hatte die Grenzen Wintertals und Nordenvaards mühelos passiert. Jeder wartete auf etwas Besonderes, auf etwas Einzigartiges.
    Auf seinen Niedergang.
    Das würde nicht passieren. Er hatte vorgesorgt. Nichts würde schiefgehen. Nichts durfte schiefgehen! Es würde ein rauschendes Fest werden, etwas, das er eigentlich verabscheute. Aber er musste die Menschen ködern. Wein stand bereit, unzählige Fässer Bier, dazu Brot und Gebäck, sogar das Fleisch von drei Ochsen, die ein Vermögen verschlungen hatten. Bürger und Pilger würden sich auf seine Kosten laben – und ihn dafür lieben. Zwar war der Säckel der Iros-Kirche in Gruvak so leer wie seine Augenhöhle, doch es ging nicht anders. Sein Gönnertum würde die Ereignisse von vor einem Jahr vergessen lassen, sie vollständig tilgen, und dann würde jeder nur von Genthate reden, dem warmherzigen Geber, der es verstand, wie er seine Schäfchen zu lenken hatte. 
    Das dumme Pack würde ihm von da an aus der Hand fressen!
    Seine Position wäre wieder gefestigt. Geschickt und schlau, wie er war, würde er seinen Einfluss ausbreiten, und irgendwann, ja, irgendwann würde er nach dem Posten greifen, der ihm zustand: Oberhaupt der Iros-Kirche, der Hüter des Lichts!
    Er rieb sich die Hände, dann ging er zur Tür, öffnete sie und rief laut: »Asartes!«
    Er wartete.
    »Asartes!«
    Nichts. Keine Erwiderung, keine hastig herbeieilenden Schritte.
    Eine Kugel aus Zorn formte sich in Genthates Bauch. Genau heute, an dem Tag, auf den es ankam, war der Kerl nicht zur Stelle!
    War das nun der Dank, dass er Asartes bei sich aufgenommen hatte? Dass er ihn in Windeseile durch die Priesterweihe geführt hatte?
    Das kommt davon, wenn man Leute fördert! Denken dann, sie seien wichtig und können machen, was sie wollen!  
    Er stürmte durch den Gang, stieß Türen auf, fluchte und zeterte. Er brauchte jemanden, der ihm beim Anziehen der Robe half!
    Niemand da. Alle waren irgendwie beschäftigt, ob auf dem Platz oder im Tempel.
    Bis jetzt hatte Asartes sich gut geführt.
    Man kann fast sagen, er sei meine rechte Hand. Ob ihm das zu Kopf gestiegen ist?  
    Eigentlich sah das dem Mann mit dem zerstörten Gebiss nicht ähnlich. Bisher hatte er sich dankbar gezeigt, dass Genthate sich seiner angenommen hatte.
    Undank ist der Welt Lohn.
    Ausgerechnet heute! Er hatte ihn mehrmals darauf hingewiesen, dass er seine Dienste benötigen würde!
    Ein Geräusch. Er hielt in der Bewegung inne. Ein Keuchen, unstete Schritte.
    Die Kugel aus Zorn zerfaserte, der Druck in seinem Bauch aber blieb. Sein Atem ging plötzlich schneller. Auf ähnliche Weise hatte auch Kostar gekeucht, als Genthate mit einer Schar Soldaten des Grafen in den Tempel

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