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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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zurückgeeilt war. Der Hauptmann hatte das Gefecht nur knapp überlebt und laborierte noch immer an der Brustwunde. Fünf Tote, drei Verletzte, einer davon so schwer, dass er seinen Dienst nicht mehr ausführen konnte. Eine düstere Bilanz.
    Der hünenhafte Krieger, den man beim Altar fand – und der Kostar so schwer verwundet hatte –, starb kurz nach seiner Ergreifung. Der andere, der Bogenschütze mit den kalten Augen, wurde festgenommen. Und entkam, als diese Tölpel von Tempelwachen einen Moment unachtsam waren.
    Genthate wartete gespannt.
    War es ein Todeskeuchen von einem seiner Soldaten? Griff jemand den Tempel an?
    Waren es Meuchelmörder, die Lorgyn nach ihm geschickt hatte?
    Ein Novize bog um die Ecke, eine große Holzkiste in den Armen.
    »Bursche!«
    Vor Schreck rutschte dem Jungen die Kiste aus den Händen. Ein Knall, das Holz barst, und eine Unzahl Kerzen kullerte über den Boden. Entsetzt starrte er Genthate an.
    »Komm mit! Die Kerzen kannst du danach einsammeln.«
    Der Novize nickte und folgte mit rotem Kopf.
    Ein unerwartetes Keuchen , dachte Genthate, und ich fantasiere mir gleich etwas von Meuchelmördern zusammen!  
    Seine Augenhöhle juckte wieder. Unwirsch schob er die Hand unter die Klappe und kratzte, kratzte und kratzte. Meuchelmörder , blitzte es durch seinen Kopf. Gar keine schlechte Idee! Vielleicht würden die Lorgyn finden – und bestrafen für das, was er getan hatte!  
    »Hilf mir, die Robe anzulegen«, befahl er dem Novizen. »Und wehe, du machst sie kaputt oder dreckig – dann sind heruntergefallene Kerzen dein geringstes Problem!«
    Der Junge erbleichte.
    *
    Hocherhobenen Hauptes und getragenen Schrittes stieg Genthate die Stufen zum Tempelplatz hinab, begleitet von Fanfarenstößen.
    Die Menge verstummte.
    Eine Sänfte hätte ihm zwar besser gefallen und seine Position unterstrichen, doch nach letztem Jahr …
    Plötzlich verhakte sich seine Ferse am Saum seiner Robe. Ein Aufblitzen von Angst, doch er fing sich und ließ sich nichts anmerken. Noch so eine Lachnummer wie damals, als er aus der Sänfte gestürzt war, und er könnte sein Amt gleich hier und jetzt niederlegen und aus Wintertal verschwinden.
    Am Fuße der Treppe angelangt, ließ er seinen Blick schweifen. Eine eindrucksvolle Zuhörerschaft, gewiss, doch irgendwann würde das ganze Reich seinen Worten lauschen! Die Wachen waren auf ihren Posten, jede bewaffnet mit Schwert und Bogen. Nochmals würde ihm die Kontrolle nicht entgleiten. Jeden der Männer hatte er auf den heutigen Tag eingeschworen. Sie wussten, was zu tun war. Sie waren seine Männer. Sie gehorchten seinem Wort. 
    Das ist Macht , dachte Genthate und strebte zum Podest. Ja, er war weit gekommen: Novize, Priester, nun Hohepriester von Gruvak, eine Karriere, die sich sehen lassen konnte. Dieses Amt war auch nur eine weitere Sprosse, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Seine Augenhöhle juckte schon wieder, als er die Stufen zum Podest erklomm. 
    Ausgerechnet jetzt ereilte ihn die Erinnerung an den Stein, der auf ihn zurauschte, an die bösartigen Lacher der anderen Kinder, als das Geschoss sein Auge traf und er aufheulend in die Knie brach. Sie lachten und lachten, verhöhnten ihn.
    Ihn schwindelte plötzlich, und er blieb stehen, krallte die linke Hand in den dicken Stoff seines Ordenskleids.
    Gejohlt und gekreischt hatten sie, diese Bastarde, während flüssiger Brei durch seine Finger quoll und zu Boden tropfte, der Schmerz so grausam wie die Jahre seiner Kindheit. Später kratzte ihm der Medikus die Reste seines Auges heraus. Nie würde Genthate den kleinen Löffel vergessen, an dem blutiger Schleim hing, nie den Schmerz.
    Er atmete durch. Das war früher gewesen. Und, oh ja, er hatte sich gerächt. Alle hatte er nicht erwischt, doch immerhin mehr als die Hälfte seiner einstigen Peiniger. Ein bisschen Intrige, ein paar falsche Beweismittel, und schon waren sie nicht mehr unbescholtene Bürger gewesen, sondern Paktierer des Alten Bundes.
    Und den Fettsack Arlo und diese Schlange Lorgyn kriege ich eines Tages auch noch!
    Bisher hatte immer er, Genthate, den längeren Atem gehabt.
    Ein Lächeln hob seine Mundwinkel, als er sich vor das Podest stellte. Ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigte ihm Kostar, dessen Gesicht noch schlimmer aussah als sonst – die eine Hälfte kränklich bleich, die andere schimmerte rot und violett –, sowie ein paar Priester, Novizen und Wachen, aber keinen Asartes.
    Na warte, Freundchen, das wirst du bereuen.

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