Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
schleife man einen schweren Sack über den Holzboden. »Kennst du diesen Mann?«
Ein Hund bellte.
»Ja«, sagte Gerom. »Arlo heißt dieser Fettsack. Hat lange Zeit in meiner Herberge gewohnt.«
Der Schreck fuhr Laris durch Mark und Bein.
Bleib ruhig, verlier jetzt nicht den Kopf! , ermahnte sie sich, atmete tief durch. Sie musste wissen, was da los war. Langsam und ohne ein Geräusch zog sie ihre Schuhe aus, stieg die Stufen hinab und tapste zur Treppe, die in den Schankraum führte. Der Boden war kalt und rau. Nahe der ersten Stufe legte sie sich flach auf den Bauch und blickte durch die Streben des Geländers. Im Moment sah sie nur Stiefel, Hosen, Schwertscheiden und Rüstungen, aber keine Gesichter, da die Decke ihr die Sicht versperrte. Weiter konnte sie nicht, sonst liefe sie Gefahr, entdeckt zu werden.
»Wo ist sein Komplize?«, fragte der Mann mit der Bassstimme. Er trug eine schwere Rüstung. Das Sonnensymbol glomm matt im Schein der Öllampen, und wenn er sich bewegte, huschten silberne Reflexe darüber.
»Komplize?«, echote Gerom verblüfft.
»Lorgyn. Sagt dir der Name was?« Plötzlich klang die Stimme bedrohlich, und der Mann setzte einen Schritt auf Gerom zu, der neben dem Hünen ganz klein wirkte. Jetzt sah Aluna das Gesicht. Es war flach und brutal, mit kalt glitzernden Augen und harten, dünnen Lippen.
Hoffentlich würde er ihrem Vater nichts antun!
»Ich … ich kenne den Mann. Er war mal hier und hat Snorg gespielt.« Gerom räusperte sich. »Was haben die beiden getan?«
»Sind in den Haupttempel eingebrochen – während der Totenzeremonie von Hohepriester Toldares!«
»Iros schenke seiner Seele das ewige Geleit«, kam es gemurmelt von den anderen Soldaten.
»So eine Schweinerei ist mir als Hauptmann der Tempelwache noch nie untergekommen!«
»Lorgyn hat ein Haus am Friedh…«
»Wissen wir bereits«, fiel der Kahle Gerom ins Wort. »Dort haben wir den da aufgegabelt.« Er trat mit der Stiefelspitze nach links, wo Arlo liegen musste. »Von diesem Lorgyn jedoch fehlt jede Spur.«
»Keine Ahnung, wo der steckt. Vielleicht hat er sich dünngemacht.«
Der Kahle knurrte irgendetwas, das Laris nicht hörte, dann sah er Gerom finster an. »Solltest du irgendetwas hören, ist es als treugläubiger Bürger deine Pflicht, uns sofort zu informieren.«
»Natürlich!«, haspelte Gerom. »Wenn, dann erfahrt Ihr es als Erster.«
»Das will ich hoffen.« Der Kahle kratzte sich am Kopf. »Die Herberge dort drüben, die gehört dir?«
Gerom nickte.
»Meine Männer und ich werden dort die Nacht verbringen. Sei dir gewiss, dass Gottvater Iros deine Großzügigkeit mit großem Wohlwollen aufnehmen wird.«
»Es ist mir eine Freude, Euch und Eure wackeren Mannen als Gäste zu haben. Bestimmt seid Ihr hungrig und durstig.«
Der Kahle lächelte halbseitig. »Da liegst du richtig, Wirt. Die Reise von Gruvak hierher hat uns erschöpft. Bier und saftiges Bratenfleisch mit Gemüse und knusprigem Brot würden wir sehr zu schätzen wissen.«
»Ich werde mich unverzüglich darum kümmern, Hauptmann.«
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, nahmen die Fremden Arlo mit und verließen die Perle .
Kaum war die Tür zugefallen, da bewegte sich Gerom aus Laris’ Sichtfeld. Ein Stuhl rutschte, das Plumpsen eines Körpers, ein stöhnendes Seufzen. Kurze Stille.
»Verflucht noch eins! Jetzt kommen auch noch diese vermaledeiten Kirchentrottel angeschissen!«
Laris traute ihren Ohren kaum. War das wirklich ihr Vater, der hier so unverblümt über die Kirche wetterte? Er ging regelmäßig zur Messe, war Genthate stets zuvorkommend begegnet und verlor auch sonst kein schlechtes Wort über Iros und seine Diener. Selbst nach Mutters Tod hatte er sich nicht vom Glauben abgewendet.
Warum versetzte ihn das Auftauchen der Tempelwachen in Aufregung? Logisch betrachtet müsste er doch froh sein: Arlo war weg, und Lorgyn wollten sie auch, beides Männer, die Gerom ein Dorn im Auge waren, betrachtete er sie doch – wie jeden anderen, der Laris zu nahe kam – als Lustmolche, die seiner wohlbehüteten Tochter nachstellten.
Der Stuhl quietschte.
»Laris!«
Sie zuckte zusammen und rutschte vom Geländer weg. So leise wie möglich erhob sie sich und huschte zurück in ihr Zimmer.
»Laris!«, rief Gerom erneut.
Etwas lauter als nötig öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer. »Ja?«, gähnte sie übertrieben. »Ich habe geschlafen. Was ist los? Warum brüllst du so?«
»Raus aus den Federn! Wir machen gleich auf.
Weitere Kostenlose Bücher