Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
Vom Netzwerk:
Wespennest. Aber die Stille half, ihre Gedanken zu ordnen.
    Arlo und Lorgyn hatten sich also unerlaubt Zutritt zum Tempel in Gruvak verschafft. War Lorgyn untergetaucht, weil er mit dem Aufkreuzen der Tempelwachen gerechnet hatte? Wenn ja, weshalb hatte er Arlo nicht mitgenommen? Und ihr, Laris, kein Wort davon gesagt? Und: Wieso waren sie überhaupt dort eingebrochen? Was war mit ihrem Vater los? Sirgan hatte gesagt, er sei mit Toste noch länger im Connark geblieben. Als sie heute Nachmittag dort gewesen war, war das Langhaus jedoch verschlossen gewesen. Und dann heute Abend: Das Erscheinen der Tempelwachen hatte ihn aufgeschreckt. Wo war er hingegangen? Wieso der ganze Schlamm an der Hose? Lorgyns Verschwinden, Arlos Gefangennahme, Geroms sonderbares Verhalten – hing das alles irgendwie zusammen? Oder liefen zwei ganz unterschiedliche Sachen zufällig parallel ab? Fragen – und keine Antworten. Frustriert schlug sie mit den Fäusten neben sich auf die Matratze. Ohne die Hintergründe zu kennen, war es sinnlos, sich das Hirn zu zermartern. 
    Was soll ich tun?
    Kann ich überhaupt irgendetwas tun?
    Sie seufzte, stand auf, entledigte sich ihrer Bluse, streifte das Nachthemd über und legte sich wieder hin. Die Decke bis zum Kinn hochgerafft, wartete sie auf den Schlaf.
    *
    Ein Gähnen unterdrückend, ging Laris zu Geroms Zimmer. Geschlafen hatte sie kaum, hatte einfach nicht aufhören können, die ganzen Ungereimtheiten in ihrem Kopf herumzuwälzen, wohl wissend, dass das nichts brachte – außer Schlafmangel, körnigen Augen und Gähnattacken. Sie rieb sich übers Gesicht, patschte sich links und rechts auf die Wange, um wacher zu werden. Dann, nach einem tiefen Atemzug, klopfte sie gegen die Tür.
    Keine Antwort.
    Umkehren stand nicht zur Diskussion. Sie würde das jetzt über die Bühne bringen. Lieber ein unschönes Gespräch als eine weitere schlaflose Nacht der Unwissenheit und Sorge: Entschlossen drückte sie die Klinke und trat ein.
    Gerom stand am Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und starrte hinaus.
    Sie ließ die Tür zufallen.
    Langsam drehte er sich herum und ließ die Arme sinken. Sein Gesicht war blass, die Augen gereizt. Er sah noch zerstörter aus, als sie sich fühlte.
    Ihr Herz schlug wie toll und machte ihr Brust und Hals eng, sodass sich ihre Worte wie scharfkantige Kiesel aus der Kehle zwängten: »Wir müssen reden.« Wie erbärmlich. Klang wie das Quäken eines verängstigten Wickelkinds.
    Du ziehst das jetzt durch. Zeig Härte und Entschlossenheit!
    Fragend sah er sie an, als wolle er ausloten, was sie umtrieb. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Momentan bin ich sehr beschäftigt. Darum sei mir bitte nicht böse, wenn ich …«
    »Es ist wichtig«, hieb sie dazwischen.
    Augen zu und durch!
    »Ich werde nicht gehen, ehe du gehört hast, was ich zu sagen habe!«
    Er ließ den Kopf hängen, nickte aber und lud sie mit einer fahrigen Geste an seinen Tisch. »Setz dich.«
    Laris schluckte und nahm Platz: dieselbe große Tafel, an der sie früher, als Mutter noch lebte, immer gegessen hatten. Es war kalt im Raum, weil im Kamin kein Feuer brannte, und dunkel.
    Gerom setzte sich ebenfalls, langsam und schwerfällig, als litte er unter Gliederreißen. »Was liegt dir auf dem Herzen?«
    »Warum hast du so eine Angst vor den Soldaten?«
    Für einen Herzschlag sah er sie an, und sie hatte den Eindruck, er wäre erleichtert. Hatte er eine andere Frage erwartet?
    »Sorge dich nicht. Sie sind nicht unseretwegen hier.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    Schweigen brandete ihr entgegen.
    »Arlo ist ihr Gefangener«, sagte sie schließlich in das stumme Duell ihrer Blicke hinein. »Und sie suchen Lorgyn.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe gelauscht.«
    Ein leichtes Zucken des Mundes, ehe er sagte: »Die beiden haben ein Verbrechen begangen. Ihnen wird nur die gerechte Strafe zuteil.«
    »Wo ist Lorgyn?«
    Seine Miene wandelte sich zu offenem Missfallen. »Warum interessiert dich das?«
    Laris nickte innerlich. Sie kannte diesen Blick: Er wusste von Lorgyn und ihr.
    »Ich bin mit Lorgyn zusammen – falls dir das entgangen sein sollte.« Unglaublich, wie leicht es ihr plötzlich fiel, diese Worte zu sprechen, vor denen sie so unsägliche Angst empfunden hatte. Jetzt war es gesagt. Endlich.
    Gerom atmete tief durch. Die Finger der rechten Hand zuckten, wollten sich zur Faust ballen, wie es schien. Dennoch bewahrte er Ruhe, wenn auch

Weitere Kostenlose Bücher