Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
hinter dich!
»Ich wollte fragen, ob etwas Ungewöhnliches vorgefallen ist? Du warst ja bei Arlo gestern und hast gesagt, dass …«
Alunas trockenes Husten unterbrach sie. »Ja, dass Lorgyn ein Mörder ist. Und das werde ich auch den Soldaten mitteilen, sollten sie hier aufkreuzen.«
»Steckt Arlo ebenfalls mit drin?«
Aluna bellte ein schauerliches Lachen. »Der kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Falls der etwas damit zu tun hat, dann nur, weil Lorgyn ihn dazu angestiftet hat.«
»Weißt du, was Lorgyn vorhatte?«
Ein kurzes Flackern von Trauer auf Alunas Zügen, doch es verschwand rasch. »Er wollte mich vor dem Tod retten. Und hat dadurch alles zerstört.«
»Ist er ein … Heiler? Ich dachte, er wäre Schreiber.«
»Ha!« Aluna und schnalzte mit der Zunge. »Das hat er jedem erzählt. Ein Schreiber aus Vaskalan, der seine Frau auf ihrer letzten Reise begleitet.« Ihre linke Hand zuckte und verwandelte sich kurz in eine Faust. »Alles gelogen.«
Laris versuchte, sich den Schreck nicht anmerken zu lassen. »Was ist er dann?«
»Ein Besessener, der zu weit gegangen ist, wenn du mich so fragst.« Sie schnaufte ein paarmal tief und angestrengt ein, ein Laut, als führe der Wind durch eine gespaltene Kiefer. »Er ist Magier. Nicht irgendein Magier, sondern einer der mächtigsten, die es gibt.«
Laris stellte sich etwas breitbeiniger hin, da sie meinte, jeden Moment umzufallen.
»Er suchte wohl nach einem Zauber, der den Tod überlistet. Ohne Unterlass experimentierte er im Keller, war nie bei mir.« Aluna schüttelte den Kopf, rieb sich die Augen und blinzelte traurig. »Ich vermute, dass er hier in den Heilenden Quellen vier Menschen umgebracht hat.«
Bei Durlums eisigem Atem! Das wurde ja immer heftiger. Laris brachte keinen Mucks raus, sah Aluna einfach nur an – was diese offenbar als Aufforderung verstand, mit ihren Ausführungen fortzufahren. So erzählte sie ihr von ihrem Geliebten, Turdon, und seinem Vater, die man vor fünf Tagen tot in Turdons Zimmer aufgefunden hatte, Seite an Seite im Bett. Durias Mutter und Niam hatten in ähnlicher Weise nebeneinander gelegen.
»Du bist sicher, Lorgyn steckt dahinter?« Laris war kalt und heiß zugleich, und Schwindel nistete sich in ihrem Kopf ein. Das war einfach zu viel! Das konnte, das durfte einfach nicht stimmen! Aber Lorgyn war vor exakt fünf Tagen verschwunden, am selben Tag, als man Vater und Sohn tot auffand. Und dass darüber hinaus einer der Männer Alunas Partner gewesen war, wirkte in der Tat verdächtig.
»Hast du jemanden an deiner Vermutung teilhaben lassen?«
»Natürlich«, entgegnete Aluna sofort, und auch etwas überrascht. »Ich habe es Droskje gesagt. Ihm gehört die Herberge Götterhauch , in der Tordun und sein Vater untergebracht waren.«
»Und?«
»Er hat gemeint, man werde sich darum kümmern.«
Plötzlich traf es Aluna wie ein Peitschenhieb quer über den Rücken. Natürlich! Wen informierte man, wenn dergleichen geschah?
Den Dorfrat!
Dieser ergriff daraufhin geeignete Maßnahmen. Falls das zu keinem Ergebnis führte, bat man Gruvak um Hilfe. Dass niemand von einem möglichen Doppelmord bei den Heilenden Quellen wusste – vielleicht gar von einem doppelten Doppelmord! –, konnte nur eines bedeuten: Der Dorfrat hatte es verschwiegen!
Und der Dorfrat, das waren, wie Sirgan treffend gesagt hatte, eigentlich nur Toste und Gerom.
»War mein Vater mal hier?«
»Weiß ich nicht.« Plötzlich schüttelte Aluna den Kopf, und im selben Moment begann sie zu weinen. Tränen liefen ihr über die Wangen und tropften in den Sud der Dampfschüssel. »Bei Iros, was hast du mir nur angetan, Lorgyn!«
Ein Stich in der Brust brachte auch Laris beinahe zum Weinen. Dieses arme Geschöpf! Egal ob sie Alunas einstigen Geliebten begehrte, die Frau tat ihr über alle Maßen leid.
»Es muss furchtbar für dich sein.«
Aluna nickte und trocknete die Tränen mit dem Tuch. »Danke. Aber ich komme schon klar. Bald werde ich alles Leid und alle Schmerzen abwerfen.« Genauso unvermittelt, wie sie zu weinen begonnen hatte, lächelte sie nun. »An Reikjol bringt mich Burain nach Gruvak. Ich möchte den Feierlichkeiten beiwohnen und im Tempel mein letztes Gebet sprechen. Dann werde ich sterben. Ich weiß das.«
Laris hielt es nicht mehr aus. Sie musste raus hier, weg, einfach fort, bevor sie erstickte!
»Ich werde für dich beten, Aluna.«
»Danke. In Iros’ immerstrahlendem Reich werden wir uns eines Tages wiedersehen.«
Laris verließ
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