Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
eine innere Unruhe. Egal wie viel Eimer Wasser er ins Feuer geschüttet hatte, egal wie erschöpft er war, das Gefühl des Unbehagens blieb. Auch ohne das Massaker auf Tostes Hof hätte er Wintertal verlassen: Nun bräuchte er keinen Gedanken mehr an das Für und Wider verschwenden.
Er dachte an Gerom und blinzelte überrascht ob der plötzlichen Tränen in seinen Augen. Ungeachtet der Schimpftiraden und bösen Blicke hatte er den Wirt gemocht. So war er eben gewesen. Ein Brummbär mit einem guten Herz, trotz der Backpfeife in der Scheune. Jasko trug es ihm nicht mehr nach. Das war einfach nicht Gerom gewesen, sondern ein Mensch, der nicht mehr wusste, was er tat. Jetzt waren er und die anderen tot. Alles fiel in sich zusammen. Das Eisbach von früher gab es nicht mehr.
Gut, dass ich gehe , dachte Jasko.
Trotzdem war er traurig, als er mit dem Gedanken an Abschied im Kopf das Dorf erreichte. Nein, nicht nur ein Dorf, sondern seine Heimat. Hier war er groß geworden. Er seufzte. Leicht würde das nicht werden, seine Siebensachen zu packen und alles zurückzulassen.
Die Männer, die vor ihm gingen, blieben plötzlich stehen.
»Hörst du das?«, fragte einer.
Jasko lauschte.
Der sanfte Morgenwind trug einen dumpfen Laut mit sich, als klopfe jemand gegen Holz. Er blickte sich um. Außer den Männern war niemand zu sehen.
»Kommt von links«, meinte einer.
Firnas Haus.
Zwei Männer redeten kurz miteinander, gingen zur Tür und lauschten.
Wieder ein dumpfer Schlag.
Mit einem Schulterzucken öffnete der eine sie – und erstarrte.
»Wir brauchen ein Messer«, rief er, nachdem er seine Überraschung abgeschüttelt hatte.
Obwohl Jasko kein Messer bei sich hatte, trieb die Neugier ihn zum Haus.
Schwer atmend, mit blassem Gesicht und verweinten Augen, lag Firna gefesselt am Boden. Wie es aussah, hatte sie sich zur Tür gerollt und mit den Füßen dagegen getreten. Ein Mann durchtrennte den Strick, entfernte den Knebel und befreite auch den Hund, der ihm dankbar die Hand abschleckte.
Völlig aufgelöst erzählte Firna, wie Lorgyn sie überwältigt und gefesselt hatte. Nach Mitternacht seien er und Laris aufgebrochen.
Eine harte Faust schlang sich um Jaskos Eingeweide und quetschte sie zusammen.
»Wohin?«, fragte einer der Männer.
»Nach Gruvak, glaube ich«, antwortete Firna.
»Sonst noch etwas?«
Schwach schüttelte sie den Kopf. Man half ihr auf die Beine, doch sie konnte sich ohne Hilfe nicht halten und klagte über Schmerzen in den Füßen.
Man brachte sie zu Duria.
Jasko reichte es. Er musste weg. Hier passierte einfach zu viel, und er hatte keine Lust, durch Zufall unter die Räder der Geschehnisse zu geraten und einfach zermalmt zu werden.
Ich mache die Fliege. Das ist das Beste.
Eilends kehrte er zurück zur Perle . Im Stall angekommen, kämpfte er sich ächzend die Leiter hoch und sank auf dem Dachboden zusammen. Sein Blick taxierte die versiegelte Weinflasche. Der Aufwand, den Stopfen herauszupulen, erschien ihm gigantisch, also packte er sich in seine Decke und schlief augenblicklich ein.
*
Benommen und ein schreckliches Ziehen und Brennen in den Muskeln, wälzte er sich auf die Seite, richtete sich schwerfällig auf und fasste sich an den Kopf. Hinter den Schläfen pochte es. Zu wenig getrunken, da bekam er immer Schädelweh. In Ermangelung anderer Flüssigkeiten biss er in den Korken der Weinflasche, riss ihn heraus, spuckte ihn weg und nahm einen ordentlichen Schluck. Er verzog das Gesicht, wischte sich den Mund ab, verschloss die Flasche und stieg die Leiter hinab. Auf nüchternen Magen schmeckte es einfach nicht.
Sein Bauch gluckerte.
Erst einmal etwas essen. Dann Geroms Wagen beladen – er brauchte ihn ja nicht mehr – und das Weite suchen.
»Verdammt«, brummte Jasko, als ihm einfiel, dass er den Schlüssel zur Perle oben verstaut hatte. Missmutig kletterte er wieder hoch, nahm den Schlüssel, stieg runter – und verschnaufte erst einmal, da ihm plötzlich schwindelig war.
Jetzt wird es wirklich Zeit für einen Happen , dachte er und lehnte sich gegen einen der Holzpfeiler, die das Dach des Stalls trugen, sonst kippe ich aus den Latschen.
Plötzlich ereilte ihn der Gedanke, dass er ja auch mindestens ein Pferd bräuchte, um den Wagen zu ziehen. Kurz glitt sein Blick umher.
Genug Pferde da.
Wenn man es genau nahm, sogar ziemlich viele.
Fünf.
Waren das nicht mehr als gestern?
Er kratzte sich am Kopf.
Eines von Lorgyns Ponys ist tot, das andere ist hier. Laris
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