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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Mach weiter, bring es zu Ende!
    Schließlich hob er die verweinten Augen zur feuchten Steindecke seine Verlieses und stellte sich vor, der Himmel läge über ihm, in den er entschwebte, losgelöst von seinen Ketten und allen irdischen Banden.
     

Kapitel 12
     
    Viele sind hartnäckig in Bezug
    auf den einmal eingeschlagenen Weg,
    wenige in Bezug auf das Ziel.
     
    Friedrich Nietzsche
     
     
    Erstaunt betrachtete Laris das grüne Pilgergewand, das sie plötzlich trug, sowie die runzelige Haut und die Altersflecken auf beiden Handrücken. Wie mochte ihr Gesicht jetzt wohl aussehen?
    Sie wandte den Kopf und musterte Lorgyn. Ein schwarzer, mit weißen Strähnen durchschossener Bart wucherte vom Kinn bis zu seiner Brust. Die Augenbrauen, vormals fein geschwungen, waren jetzt dick und buschig. Auch er trug das Grün der Pilger.
    Vor dem Flammenstrahl, den Lorgyn in Tostes Haus gewirkt hatte, hatte sie nie zuvor einen Zauber gesehen. War das Feuer noch greifbar gewesen, irgendwie verständlich und nachvollziehbar, erschien ihr Lorgyns Illusion als vollkommen unerklärlich. Wie erzeugte man eine Täuschung von derartiger Perfektion?
    Absolut verstörend war das Kind, das neben ihr auf dem Kutschbock saß und schlief. Es war ein kleiner Junge mit flachsfarbenem Haar und weichem Gesicht, um die Nase herum marmoriert von einigen Sommersprossen. Es hatte den Kopf auf ihren Schoß gebettet, doch spürte sie kein Gewicht auf den Beinen. Jetzt, in unmittelbarer Nähe zum Tor, widerstand sie dem Drang, den Finger gegen die Nase des Kleinen zu stupsen und zu sehen, wie er einfach versank.
    Sie blickte auf und versuchte, unverkrampft zu wirken, obschon ihr das Herz in den Mund sprang, als die Torwachen den Wagen vor ihnen durchwinkten und sich nun auf Lorgyn und sie konzentrierten.
    Einer der Männer, ein wettergegerbter Kämpe, der eine Narbe von der linken Augenbraue bis zum Scheitel hatte – das Haar dort war ganz weiß –, hielt einen Zettel in die Höhe, und seine Augen huschten vom Zettel zu Laris, dann vom Zettel zu Lorgyn und zuletzt zu dem schlafenden Kind.
    Er winkte sie durch.
    Sie erreichten einen Platz, an dem Händler ihre Waren den Pilgern feilboten. Die meisten versuchten, alle Arten von Souvenirs an den Mann zu bringen: Sonnensymbole, Stickereien, die den Haupttempel zeigten, bemalte Vasen und Krüge und allerlei anderen Zierrat. Gerade als Lorgyn den Wagen vom Platz weg in Richtung einer weniger belebten Seitenstraße lenkte, erschallte ein lauter Ruf, der das Gelärm übertönte.
    »Bürger Windfurts, Pilger Nordenvaards!«
    Ein Mann stieg die Stufen zu einem Brunnen in der Mitte des Platzes empor und kletterte auf die Steinstatue, aus deren Jagdhorn Wasser sprudelte. Er hielt sich am gebeugten Arm fest, der das Horn an die steinernen Lippen hielt.
    »Unser Hohepriester, seines Zeichens irdischer Vertreter unseres Gottes Iros auf Wintertals Grund, verkündet Folgendes: Ein Paktierer des Alten Bundes, gefangen von Hauptmann Kostar und seinen Männern, wird heute zu Beginn der Festlichkeiten als Zeichen für Iros’ Macht und Stärke am Haupttempel den Tod finden, den er verdient. Alles Volk ist dazu eingeladen, dieser Zurschaustellung göttlicher Gerechtigkeit und Stärke beizuwohnen!«
    Damit stieg der Mann hinunter, zog sich in den Sattel seines Pferdes und ritt weiter, um – so anzunehmen – seine Nachricht an allen öffentlichen Plätzen der Stadt zu verbreiten.
    »Also heute schon«, murmelte Lorgyn.
    Laris presste es das Herz zusammen, als sie an den armen Arlo dachte. Die ganzen Leute, die Wachen am Haupttempel – wie um Himmels willen sollten sie Arlo befreien? Diese Frage hatte sie Lorgyn bereits auf dem Weg hierher gestellt.
    »Wie willst du Arlo befreien? Lorgyn gegen ganz Gruvak?«
    »So in der Art.«
    »Hör auf mit deinen schlechten Scherzen.«
    »Das ist kein Scherz, Laris. Und ich werde gewinnen.«
    »Blut wird fließen.«
    »Nur das Blut derer, die sich mir in den Weg stellen.«
    Einen anderen Verlauf würde das Gespräch auch jetzt nicht nehmen, deswegen schwieg sie und behielt ihre Zweifel für sich.
    Sie gelangten zu einem Torbogen. Dunkelheit schlug über ihnen zusammen, und Laris spürte ein kurzes Prickeln auf der Haut.
    Als das Sonnenlicht sie wieder empfing, war der Junge auf ihrem Schoß verschwunden, desgleichen das Pilgergewand.
    Laris warf Lorgyn einen Seitenblick zu. Wie viel Macht steckte in diesem Mann? Genug, um gegen eine ganze Stadt anzukämpfen? Die Geschichten, die er

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