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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Arlos Reaktion ganz genau.
    Und ihm gefiel anscheinend, was er sah, denn sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, das mit jedem Schlag, der auf Arlos nackten Rücken klatschte, breiter wurde. Die Schmerzen waren tierisch, als risse ihm ein Kralik mit seinen Reißzähnen einen Fetzen Fleisch nach dem anderen heraus. Arlo brüllte und bäumte sich auf. Nach den ersten vier Hieben begann er, um Gnade zu wimmern.
    »Das sollte vorerst genug sein«, sagte Genthate nach dem achten Schlag.
    Danach ging er, und seitdem hatte Arlo ihn nicht mehr gesehen. Natürlich vermisste er dieses Schwein nicht. Seine Ungewissheit jedoch wuchs. Was wenn Genthate ihn gar nicht hinrichten, sondern hier unten versauern ließ? Ein paar Jahre, und er wäre ein dem Wahnsinn anheimgefallenes, sabberndes Bündel Fleisch, jeder Ahnung von Menschsein beraubt, ohne Stolz und Verstand.
    Dann besser hinrichten.
    Ich werde aufrecht stehen, meinem Schicksal hocherhobenen Hauptes entgegenblicken.
    Den Gefallen, zu kreischen und zu winseln, wollte er Genthate nicht noch einmal erweisen. Würde er das schaffen? Besaß er den Biss, beim Anblick des Scheiterhaufens oder Richtschwerts wirklich seinem Mann zu stehen?
    Seine Beine knickten kurz ein. Die Ketten rasselten, er ging leicht in die Knie, und sein Rücken scheuerte gegen die Wand. Ein feuriger Pinsel malte die Wunden der Stockschläge minutiös nach. Arlo entließ den aufwallenden Schrei in seiner Kehle als lang gezogenes Zischen. Als er das letzte Mal geschrien hatte, war die Wache gekommen und hatte ihm mit ihren Panzerhandschuhen ein paar Hiebe in die Magengrube versetzt. Langsam verklang das Feuer auf seinem Rücken, nur ein reibender Schmerz blieb zurück, da sein Gewand in den nässenden Blessuren klebte.
    Lorgyn lebt!
    Einzig und allein dieser Gedanke hielt den winzigen Funken Hoffnung am Leben, der sich entzündet hatte, als Kostar und der Soldat nebst diesem verfluchten Köter zurückgekehrt waren, alle mit Brandwunden versehen. Kostar hatte es am schlimmsten erwischt: Seine rechte Gesichtshälfte war nur noch schwärendes, grellrotes Fleisch mit einem schwarzen Rand, der sich von der Stirn über das versengte Ohr bis zum Kinn zog. Wie der Hauptmann das aushielt, war Arlo ein Rätsel. Zwar hatte Duria ihn auf die Schnelle versorgt, doch er würde entstellt bleiben, das war sicher.
    »Glaub nur nicht, dass dein Freund damit durchkommt!«, hatte Kostar gebellt und Jasko und Grinn, die auf Arlo aufgepasst hatten, aus dem Zimmer gescheucht.
    Dann zückte er einen Dolch und kam näher, sein Blick so grimmig, als wolle er Arlo den Hals aufschlitzen. Stattdessen durchtrennte er den Strick, der ihn an den Stuhl fesselte, und packte ihn am Kragen. Er beugte sich hinab, sein Gesicht nur noch Zentimeter entfernt. Der Geruch nach verbranntem Fleisch. Arlo schloss die Augen und schluckte trocken.
    »Wir werden diesen Lorgyn kriegen, verlass dich drauf. Der ist genauso tot wie du! Für jeden meiner Männer, die dieser dreckige Magier umgebracht hat, wird er drei Tode sterben. Und du wirst auch leiden, so sehr, dass du dir wünschst, nie geboren worden zu sein!«
    Sie schafften ihn nach draußen, luden ihn auf ein Pferd, fesselten ihn und ritten nach Gruvak. Seitdem darbte er im Kerker.
    Immer wenn Schmerz und Verzweiflung ihn zu übermannen drohten, sandte er seine Gedanken nach Lorgyn aus, der irgendwo dort draußen war. Und es gab nur eine Frage, um die Arlos Gedanken kreisten.
    Wird er versuchen, mich zu befreien – oder nicht?
    Ihm entwich ein Schluchzen. Selbst wenn, war es aussichtslos. Er war nicht mehr in Eisbach, sondern in Gruvak, im Haupttempel! Umringt von Wächtern und Priestern, Genthate auf Wohl oder Wehe ausgeliefert! Hier gab es kein Entkommen. Es bedürfte einer Streitmacht. Ein einzelner Mann würde das nicht schaffen, selbst wenn die Zahl seiner Zauber Legion war. Unmöglich.
    Begrab diese Hoffnung endlich – sonst wird dein letzter Gang umso schwerer!
    »Die Zauberer des Alten Bundes waren mächtiger, als man sich vorstellen kann«, zischte er, um seine düsteren Gedanken zu bannen. »Ein einziger von ihnen hätte es schaffen können!«
    Es ist aus, Arlo – das ist die Wahrheit, ob sie dir schmeckt oder nicht.
    Er schloss die Augen, doch die Tränen fanden ihren Weg durch die zugedrückten Lider.
    Lorgyn, rette wenigstens das Tagebuch und meine Aufzeichnungen! Lass nicht alles umsonst gewesen sein! Denk an mich, auf dass der Strudel des Vergessens mich nicht vollends verschlingt.

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