Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
über die Macht der Magier des Alten Bundes erzählt hatte – entsprachen sie tatsächlich der Wahrheit, oder beinhalteten sie mehr Dichtung und Übertreibung als Realität?
Er bemerkte ihren Blick und lächelte ihr aufmunternd zu, ehe er den Wagen in den Hof einer Herberge lenkte. Neben den Stallungen befand sich eine Remise, unter der zwei Wagen standen. Ein offensichtlich überforderter Stalljunge und ein dickes Mädchen kümmerten sich um die Pferde.
»Heda!«, rief Lorgyn.
Der Stalljunge eilte herbei.
»Ist hier noch Platz für einen Wagen? Und ein Zimmer wäre auch nicht schlecht.«
»Einen Moment, Herr«, sagte er und verschwand im Eingang der Herberge.
Eine Weile dauerte es, bis er zurückkehrte.
»Eigentlich sind wir ausgebucht. Wir haben nur einen kleinen Raum unter dem Dach, nicht mehr als eine Abstellkammer eigentlich.« Zögernd hob er die Achseln. »Wenn Euch das nichts ausmacht …«
»Nehmen wir«, beschied Lorgyn.
»Gut. Svetje wird das Zimmer für Euch herrichten«, sagte der Junge und warf einen Blick auf das dicke Mädchen, das nicht gerade erfreut aus der Wäsche schaute, aber kommentarlos in der Herberge verschwand. Nachdem sie den Wagen abgestellt hatten, warteten sie, bis Svetje mit rotem Kopf und schwitzend zu ihnen kam. »Ich zeige den Herrschaften nun das Zimmer.«
Es ging durch den Empfangsraum, anschließend zwei Treppen hoch, bis sie vor einer niedrigen Tür standen. Svetje drückte ihnen einen Schlüssel in die Hand. »Wie lange gedenken die Herrschaften zu bleiben?«
»Ein oder zwei Nächte.«
Sie nickte. »Gut. Ihr könnt morgen beim Frühmahl zahlen. Entschuldigt, aber ich muss wieder runter.«
Lorgyn drückte ihr drei Kupfermünzen in die Hand, die sie mit einem Knicks annahm, dann betrat Laris nach ihm das Zimmer. Es war klein und roch nach einem Potpourri aus Staub, alten Kleidern und Rattenkot. Zwei Strohmatratzen lagen auf dem Boden, dazu gab es einen wackeligen Tisch mit einer Wasserkaraffe und zwei Bechern, zwei Stühle und einen Schrank, der den Eindruck erweckte, jeden Moment zusammenzukrachen.
»Selten so luxuriös gewohnt«, bemerkte Laris und warf ihren Beutel auf eine der Matratzen. Abgesehen von der Truhe mit ihren Büchern waren das all ihre Habseligkeiten: etwas Geld, eine Haarspange und ein Parfüm, das Gerom ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
Die Kraft wich aus ihren Gliedern, als die brutale Unmittelbarkeit seines Todes wieder einmal über sie hereinbrach. Sie lehnte sich gegen den Schrank, der ein aufbegehrendes Knirschen von sich gab. Alles hatte sich verändert. Nicht nur, dass sie nach der Mutter auch den Vater verloren hatte – nein, sie hatte auch ihre Heimat eingebüßt, den Ort, an dem sie groß geworden war. Nie würde sie zur Perle zurückkehren können. Andererseits war es gut möglich, dass sie diesen Kummer bald hinter sich hatte, weil sie tot war. Was hatte Lorgyn vor? Wie gedachte er, Arlo vor den Augen Hunderter Menschen zu befreien? Wie wollte er Genthate und seinen Wachen entgehen?
»Erzähl mir, wie du Arlo retten willst!«, sagte sie, entschlossen, sich diesmal nicht mit ein paar hingeknallten Plattitüden abspeisen zu lassen.
Lorgyn, gerade dabei, sich etwas unschlüssig im Zimmer umzusehen, hielt inne. Verblüfft sah er sie an, als hätte sie ihn gefragt, warum der Regen von oben nach unten fiel und nicht andersherum.
»Keine Angst, ich werde das regeln.«
»Na klar! Ist ja so ähnlich, wie am Markttag ein paar Kräuter zu kaufen.«
»Ganz genau«, grinste er.
Zu gern hätte sie ihm dafür auf die Nase gehauen!
»Ich will hören, was du vorhast!«
»Zu gegebener Zeit. Den letzten Schliff kann ich meinem Vorhaben erst angedeihen lassen, wenn ich den Platz sehe, die Leute, die Wachen und so weiter. Bis dahin wirst du dich gedulden müssen.«
»Ich will aber …«
»Genug!«, sagte er scharf. »Deine Aufgabe wird sein, Arlo unversehrt fortzuschaffen.«
»Gut – nur wie?« Sie schrie schon fast.
Flehentlich warf er die Hände in die Höhe. »Ich sage es dir früh genug, in Ordnung?«
»Du hast gar keinen Plan, oder?«
Mitleidvoll blickte Lorgyn sie an. »Ich habe immer einen Plan.«
Sie musste raus hier, sonst würde sie ihm an die Gurgel springen!
»Ich hole die Sachen«, blaffte sie und knallte die Tür zu. Sie stampfte die Treppen hinab, ihr Kopf ganz heiß vor Wut. Sollte er in dieser kleinen, stinkenden Kammer doch machen, was er wollte! Zurücklassen sollte sie ihn, einfach gehen. Dann würde er sehen,
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