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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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wie weit er ohne ihre Hilfe käme!
    Als sie am Wagen anlangte, war ihre Wut verraucht. Seufzend lud sie die Truhe mit den Büchern ab und trug sie nach oben. Sosehr sie das im Moment auch ärgerte, Lorgyn war ihr einzig verbliebener Halt im Leben. Freilich hatte sie ein paar Freundinnen in Eisbach, doch wie sollte sie denen die schrecklichen Ereignisse erklären?
    Hallo, ihr Lieben! Was schaut ihr denn so entsetzt? Ich bin’s nur, eure Freundin Laris. Das Massaker bei Toste? Also bitte, jetzt übertreibt ihr gehörig! Nur ein Unfall, mehr nicht. Genug davon. Lasst uns Wein trinken und ein bisschen übers Wetter reden.
    Seufzend stieß sie die Tür mit dem Ellenbogen auf. Sie sollte Lorgyn vehementer Paroli bieten, nur fehlte ihr dazu die Kraft. Sie stellte die Kiste ab, sah zu ihm, und plötzlich sehnte sie sich nach einer Umarmung, einem Wort des Zuspruchs. Darauf würde sie allerdings warten müssen: Die Beine untergeschlagen, die Arme auf den Knien gebettet, saß er auf der Matratze. Sein Rücken war gerade, die Augen geschlossen, seine Züge zwar nicht verkrampft, aber konzentriert. Er atmete ruhig und sehr langsam. Offensichtlich befand er sich in einer Art Trance, schöpfte Kraft für das anstehende Wagnis.
    Eigentlich eine gute Idee , dachte Laris, klopfte ein paar Häcksel von der Matratze und legte sich nieder. 
    Sie begann, vor sich hin zu dösen, balancierte auf der Schwelle zum Schlaf. Ihre Gedanken schufen und verquickten wirre Bilder aus Erlebtem und niemals Gewesenem, so bizarr und zusammenhanglos, dass niemals Grauen aufkam oder die Angst einer düsteren Vorahnung, nur sanfte Verwunderung darüber, was ihr Geist gerade hervorbrachte. Ihr Unterbewusstsein befand sich wohl im Krieg gegen sich selbst. Es war ein Bildgemetzel, alles zerhackt und verstümmelt, nur die schillernden Scherben eines Gemäldes, das in seiner Gänze wohl nicht einmal ihr klarer Verstand zusammenfügen könnte.
    Sie hörte das Flüstern von Stoff, ahnte eine Bewegung. Mit einem unterdrückten Gähnen öffnete sie die Augen.
    Lorgyn war aus seiner Trance erwacht, wirkte genauso schlafumnebelt wie sie. Sein Blick schlingerte durch den Raum, als wäre er auf der Suche nach einem Erinnerungsanker, wo er war und was er tun wollte.
    »Alles in Ordnung?«, murmelte Laris.
    Er lachte kurz, wie über einen Witz, den nur er verstand. »Schon sonderbar«, sagte er, seine Stimme so leicht, als besäße sie Flügel. »Selbst meine Kammer bei den Priestern, die mich nach dem Tod meiner Eltern aufnahmen, war schöner als dieses Loch. Mein schmuckes Stadthaus in Jalsur habe ich verkauft, ich besitze nur noch ein paar Münzen, dazu einige Kleidungsstücke, mehr nicht. Verglichen mit meinem früheren Leben bin ich arm.« Er lächelte sie an. »Und doch war ich nie so reich. Ich spüre die Macht«, fuhr er ergriffen fort, rutschte von der Matratze und legte beide Handflächen auf den staubigen Holzboden. »Meine Hände ruhen auf altem, rissigem Holz. Dennoch spüren sie etwas anderes, das viel tiefer liegt und unter Gruvak verläuft wie die gewaltigen Flammenflüsse der Feuerberge im Süden. Zum ersten Mal bekomme ich eine Ahnung dieser Macht. Sie ist urtümlich, rein und roh, und muss nur geformt werden. Zwar wird sie schwächer, doch was bedeutet schon das Wort Schwäche? Auch ein schwacher Riese ist immer noch um das Hundertfache stärker als jeder Mensch. So musst du dir das vorstellen: ein schlafender, alter Riese, dessen Kraft unsere Vorstellungskraft sprengt!«
    »Du sprichst von den magischen Strömen.«
    »In der Tat«, flüsterte er, sein Gesichtsausdruck so entrückt, als hätte er eine Überdosis Rauschkraut erwischt. »Ich muss mich auf die Reise begeben, Laris.« Das Verklärte wich dem Rationalen, als er sie nun ansah.
    »In Gedanken?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es ist wichtig.«
    »Erneut weichst du mir aus, und das nervt mich.«
    »Ich muss die Ströme ganz genau … lokalisieren, um ihre Macht anzuzapfen, wenn es hart auf hart kommt.«
    »Na also, geht doch.«
    Oder hat er nur Zeit gebraucht, damit er mir was vom Pferd erzählen kann?
    »Ich werde wieder so dasitzen wie zuvor. Solltest du eine Veränderung feststellen, weckst du mich.«
    »Eine Veränderung?«
    Abermals grinste er, jedoch nicht arrogant, sondern wie der kleine Junge von nebenan, der ein paar Äpfel aus Nachbars Garten geklaut hatte. »Wenn mir Schaum aus dem Mund läuft oder ich Blut spucke, zum Beispiel.«
    Sie gab ihm einen Puff auf den Oberarm.
    »He!«, rief

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