Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
halten?
Alles war so … wirr. Das ganze Leben, das ganze Weltgefüge, wie Bauklötze, die nicht zusammenpassten. Ein grotesker, aberwitziger Scherz. Wer hatte ihn sich ausgedacht? Iros? Iroskadin? Eine Allmacht, die man bislang nicht kannte?
Lorgyn wusste nicht, ob er lachen oder weinten sollte. Er spürte, wie sein Gesichtsausdruck sich irgendwo zwischen makabrer Belustigung und tiefgreifendem Entsetzen einpendelte, ein schiefes, düsteres Grinsen. »Die ganze Sache ist komplett verworren, verrückt geradezu. Der Iros-Glaube ging aus dem Alten Bund hervor, der grundlegende Bestandteil jedoch – das Festigen der Magie – hat sich ins Gegenteil verkehrt. Magier werden scheel angeschaut, und Genthate und seinesgleichen wäre es am liebsten, würde jeder Zauberkundige auf der Stelle tot umfallen. Was wiederum Dargolash herbeiführen würde. Auf der anderen Seite predigt die Iros-Kirche Nächstenliebe und Rücksicht gegenüber den Mitmenschen, ein gutes Konzept, das nach Frieden trachtet. Eine Umwälzung des Glaubenssystems würde zu viel Leid führen, vielleicht Kriege verursachen. Vielen Menschen würde der Halt im Leben, sprich ihre Religion, genommen. Plötzlich müssten sie das umarmen, was sie ablehnen. Wie soll man Blutopfer schmackhaft machen, selbst wenn sie zum Wohl aller sind? Was also böse erscheint und mit einer dunklen Vergangenheit behaftet ist, muss wieder aufleben, wohingegen die jetzigen Ismen über Bord geworfen werden müssen.« Lorgyn seufzte. »Die Situation als verfahren zu bezeichnen, ist eine gehörige Untertreibung.«
Laris sah ihn sinnend an. »Klingt für mich, als wolltest du der Vorreiter sein, der ein Zeitalter des Chaos einläutet.«
Will ich das? Oder anders gefragt: Ist es das, was meine Eltern mit mir vorhatten?
»Ich weiß es nicht«, gab er ehrlich zu.
Sie nahm seine Hand. »Was du mir vorhin erzählt hast während der Fahrt, klingt plausibel – schrecklich plausibel, um genau zu sein –, doch gedenkst du wirklich, dich aufgrund dieser Theorie in ein Leben ständiger Gefahr zu stürzen? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du nur auf taube Ohren stößt und irgendwelche Iros-Fanatiker einen Anschlag auf dich verüben. Falls das nicht passiert, werden sich die Glaubenshüter selbst um dich kümmern. Egal was, du wirst jede Nacht mit einem offenen Auge schlafen müssen, wenn du deine Gedanken laut werden lässt.«
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu entscheiden.«
»Dieser Zeitpunkt wird kommen – vielleicht sogar früher, als dir lieb ist.«
Lorgyn zuckte die Achseln. »Arlo will es tun. Aber wenn wir ihn nicht befreien, sind weitere Überlegungen eh müßig. Er ist der Schlüssel zur Tür in die Vergangenheit. Deswegen müssen wir ihn da rauskeilen.«
»Machst du es für ihn oder für die Theorie?«
»Für ihn.«
Laris nickte. »Ich werde dir helfen. Nur eines versprich mir: Falls wir heil dabei rauskommen, bringt ihr in Erfahrung, was genau Dargolash ist. Denn darum geht es ja im Endeffekt – um das Stärken der Fesseln, die Dargolash im Zaum halten. Du hast mir erklärt, was es mit der Magie auf sich hat, inwieweit das Vermächtnis des Alten Bundes hineinspielt, was getan werden muss und, und, und … Nur Dargolash bleibt das namenlose Böse. Was, wenn es nur ein Popanz der damaligen Magier war, damit ihre Kraftquelle nie versiegt?« Laris verstellte ihre Stimme und hob die Faust. »Die Magie darf nie schwächer werden, denn sonst kommt das Böse über uns und wird uns alle vernichten, jawohl! Und wenn wir Mist bauen, weil wir unsere Macht missbrauchen, dürft ihr Menschen euch auch nicht über ein paar Blutopfer aufregen, denn ihr wisst ja – andernfalls wird Dargolash euch alle töten!«
Lorgyn lachte kurz. »Warst du mal in der Eisbacher Theatergruppe?«
Laris ließ die Faust sinken. »Witzbold.«
»Ganz im Ernst: Über Dargolash habe ich mir kaum Gedanken gemacht. Und Arlo, soweit ich weiß, auch nicht. Das allerdings sollten wir nachholen. Andererseits …«, sagte er nachdenklich, und als er sich an die Wand aus Schwärze erinnerte, die er in der Zwischenwelt erblickt hatte, prickelten die Härchen auf seinem Nacken. »Ich habe diese Dunkelheit gesehen. Vielleicht war es auch nur ein Trug oder etwas ganz anderes, mein Gefühl jedoch sagt mir, dass Dargolash existiert. Auch wenn ich nicht weiß, was genau es ist, so weiß ich eines ganz sicher: Ich möchte nicht dabei sein, wenn es über uns kommt.« Damit stieg er zurück auf den
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