Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Ruhe. »Himmel und Erde bäumen sich auf unter dem Wirken der Magie.«
Whitby spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. »Ich weiß nicht, aber irgendwie klingt das ganz anders als das, was Wellington damals behauptet hat. Er sagte, wir würden die Magie beherrschen, wir würden Macht haben. Von einem Aufbäumen der Erde war niemals die Rede. Sie sind sich auch wirklich sicher, dass Sie wissen, wovon Sie sprechen?«
Er erhielt nicht mehr als einen stummen Blick aus leblosen, spiegelnden Augen zur Antwort.
»Verdammt, warum machen wir das hier überhaupt?«
»Weil wir dafür bezahlt werden«, sagte der Franzose.
Aus dem dunklen Himmel stieß ein Jagdvogel auf sie herab. Der Franzose hob die behandschuhte Linke, und mit elegantem Flügelschlag landete der weiß-braune Wanderfalke direkt auf seiner Hand.
»Raconte, qu’as-tu vu, Richelieu?«, fragte er den Vogel mit einer erstaunlich sanften Stimme.
Der Falke drehte ihm den Kopf zu und starrte ihn aus gelben Raubvogelaugen an. Einen Moment lang herrschte Schweigen, während der Franzose sich stumm mit seinem geflügelten Spion verständigte.
»Très bien«, lobte er das Tier. »Und nun flieg wieder! Bring dich vor dem Sturm in Sicherheit!« Er warf den Arm hoch, und der Falke schwang sich mit kräftigen Flügelschlägen hinauf in die Finsternis. Der Magierjäger wandte sich seinen Gefährten zu. »Sie kommen. Sie reisen mit einem Güterzug. Er wird bald eintreffen. Reiten wir los!«
Als sie ihren Pferden die Sporen gaben, spaltete direkt über ihren Köpfen ein Blitz das Firmament, und ein krachender Donner begleitete sie hinunter auf die Ebene.
21. April 1897, 15:31 Uhr GMT
England, unweit von Weedon Bec, auf dem Weg von Carlisle
nach London
»Allmächtiger, da braut sich ganz schön was zusammen!«, rief Brisling vom Führerstand der Lokomotive aus und deutete auf die gewaltige Gewitterfront, die ihnen, von Westen kommend, in atemberaubender Geschwindigkeit entgegenrollte. »Kommen Sie zu uns auf die Lok. Es wird zwar ein wenig eng, aber dann werden sie zumindest nicht nass.«
Kendra spürte, wie sich ihr beim Anblick des Unwetters die Nackenhärchen aufstellten, und auch Giles kniff grimmig die Augen zusammen. »Komm«, sagte er zu Kendra und zog sie hinter sich her zu Brisling und Bagley, die eifrig im Führerstand zugange waren.
»Stellen Sie sich dort an die Seite«, wies Brisling sie an.
Während Kendra gehorchte, beugte sich ihr Großvater zu den Männern hinüber. »Machen Sie dem Kessel mehr Dampf!«, befahl er über den Lärm der schnaufenden und ratternden Maschine hinweg. »Wir müssen so schnell wie möglich durch dieses Unwetter hindurchfahren.«
»Keine Angst«, beruhigte Brisling ihn. »So ein Gewitter kann uns nicht aus der Bahn werfen. Die gute, alte Cauliflower und wir haben schon das eine oder andere Donnerwetter überstanden.«
»Das hier ist anders«, beharrte Giles. »Es ist kein normales Unwetter.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich bin …« Kendras Großvater stockte. »… Meteorologe von der Universität Glasgow. Meine Enkelin, die mit mir zusammenarbeitet, und ich sind auf dem Weg nach London, um uns dort mit englischen Naturwissenschaftlern zu treffen. Seit einigen Tagen werden höchst ungewöhnliche Wetterphänomene beobachtet, die gefährlicher sind als alles, was der Mensch bisher erlebt hat.«
»Davon habe ich noch nichts gehört«, stellte Brisling fest. »Du, Bagley?«
Der schüttelte den Kopf.
»Die Bevölkerung wurde noch nicht informiert«, erklärte Kendras Großvater, womit seine kleine Notlüge noch erstaunlich viel Wahrheit enthielt. »Aber bei Lockerbie kam es bereits zu einem schweren Zwischenfall, als ein Zug in eines dieser Wetterphänomene geriet.«
»He, Brisling. Dass in Lockerbie irgendwas passiert ist, habe ich auch gehört«, meldete sich Bagley zu Wort. »Da soll ein Zug einfach so verschwunden sein. Ich glaube, es war der Zehn-Zehner mit O’Brien und diesem neuen Heizer. Weiß den Namen nicht mehr. Irgendwas Spanisches. Armer O’Brien.«
»Verdammt, was sind denn das für Schauergeschichten!«, fluchte Brisling. Auf seiner Miene zeichnete sich nun doch eine gewisse Sorge ab, und er blickte wieder auf das Unwetter, das sie schon beinahe erreicht hatte. »Also schön, feuere die Maschine an, bis der Kessel glüht, Bagley. Ich habe keine Lust, wie O’Brien zu enden – wie auch immer das gewesen sein mag.«
Bagley stürzte nach hinten zum Tender, um frische Kohle zu
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