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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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der Fleet Street überwiegend Botenjungen, Austräger und Reporter –, denen Jonathan begegnete.
    Ihm selbst wollte es nicht gelingen, so arglos und vergnügt pfeifend durch die Straßen zu wandern. Die dunklen und zugleich überaus mysteriösen Ereignisse der letzten Stunden lasteten nach wie vor auf ihm, und auch körperlich fühlte er sich trotz des Frühstücks und der Bewegung an der frischen Luft alles andere als wohl. Nicht zum ersten Mal seit seinem verspäteten Erwachen wünschte sich der Teil in ihm, der nicht mit journalistischer Neugierde darauf brannte, Licht in diese seltsamen Vorfälle zu bringen, dass er einfach mit Robert in der Kutsche nach Hause gefahren wäre und den sterbenden Alten gar nicht gefunden hätte.
    Aber ich habe ihn gefunden, und er hat mir diesen Ring gegeben. Daran ist jetzt nichts mehr zu rütteln, also sollte ich das Beste daraus machen , dachte Jonathan. Sagte der Alte nicht, der Ring sei ein Schlüssel? Aber ein Schlüssel wofür? Jedenfalls muss er wohl irgendeinen Wert haben, sonst hätte er mich nicht davor gewarnt, dass jemand danach suchen könnte. Ob diese Burschen, die ihn mit der Kutsche abgeholt und alle Spuren verwischt haben, wohl zu den Guten oder eher zu den Bösen in diesem Spiel gehören? Und was werden sie unternehmen, wenn sie feststellen, dass der Ring fort ist? Sie schienen ja – dem Emblem auf der Kutschentür zufolge – zum gleichen … ja, was? Geheimbund? Verbrecherring? … zu gehören wie der Alte auch. Andererseits muss dort einiges im Argen liegen, ansonsten hätte er mir sicher nicht eingebläut, niemandem zu vertrauen außer diesem Randolph und … den anderen Männern.
    Jonathan fluchte innerlich. Ihn ärgerte, dass ihm ausgerechnet die Namen der Männer entfallen waren, von denen er Hilfe und vielleicht ein paar Antworten erwarten konnte – wenn es sich denn überhaupt um Männer handelte. Auch das wusste er genau genommen nicht. Dieser Randolph war im Augenblick seine heißeste Spur. Leider konnte man auch diese Fährte höchstens lauwarm nennen. Außer einem Namen und einer ungefähren Beschreibung wusste er nichts über den Invaliden mit dem bodenlangen Mantel. Jonathan kannte ein paar Leute in unterschiedlichen Vierteln von London, die einen ziemlich guten Überblick über ihre Nachbarschaft hatten. Sollte sein Retter sich nicht vorher von selbst zeigen, würde er sie nach der Arbeit aufsuchen, in der Hoffnung, dass einer von ihnen etwas über Randolph wusste. Aber vielleicht tauchte ja auch der geheimnisvolle Rabe wieder auf. Und in diesem Fall …
    Ein knatterndes Motorengeräusch und ein quäkendes Hupen rissen Jonathan aus seinen Gedanken. »Vorsicht!«, schrie eine Männerstimme in seinem Rücken. »Aus dem Weg! Herrgott, gehen Sie aus dem Weg!«
    Jonathan fuhr herum, und wie die anderen Passanten auch gewahrte er eine vierrädrige Motorkutsche mit auffälligen roten Ledersitzen und zwei großen Lampen, die den Eindruck erweckten, glühende Riesenaugen eines lärmenden Ungetüms zu sein. Ein ergrauter Gentleman im schwarzen Anzug und mit Zylinder auf dem Kopf hockte seltsam verkrampft auf der Sitzbank und zog und kurbelte hektisch an der Lenksäule, während sein Fahrzeug in rasanter Geschwindigkeit die Fleet Street hinabpflügte. Pferde brachen erschrocken zur Seite aus, Fußgänger brachten sich schreiend in Sicherheit, und Kutscher schüttelten fluchend ihre Fäuste.
    »Aus dem Weg! Ich kann nicht mehr steuern!«, schrie der Fahrer der Motorkutsche und hupte verzweifelt. Erst jetzt erkannte Jonathan, wen der Mann eigentlich meinte. Keine zehn Schritt entfernt humpelte eine alte Frau über die Straße. Sie trug zerschlissene braune Kleider, hatte einen großen Einkaufskorb mit Gemüse und einen Schirm unter dem Arm und schien die Welt um sich herum überhaupt nicht wahrzunehmen, denn ihr Blick war auf den staubigen Boden direkt vor ihren Füßen gerichtet, so als müsse sie bei jedem Schritt achtgeben, wohin sie trat.
    Die Motorkutsche raste derweil in unverminderter Geschwindigkeit näher, und wenn kein Wunder geschah, würde sie genau über die Alte hinwegrollen.
    Ohne nachzudenken, rannte Jonathan los. Jedes Zögern wäre fatal gewesen.
    Und dann ging alles blitzschnell.
    Mit einem Stoß beförderte er die alte Frau aus dem Weg und in die Arme eines von der anderen Seite herbeieilenden Hünen, dessen Schürze und schwarze Hände ihn als Druckereiarbeiter auswiesen. Im nächsten Augenblick wollte Jonathan sich selbst in Sicherheit

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