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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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braucht kein heidnisches Hexenwerk, keinen Hokuspokus gleich welcher Art, um sie zu beschwören. Es bedarf nur etwas …« Seine Gesichtszüge wurden weicher. »… etwas Übung. Aber dafür ist es heute zu spät. Nun gut, ich will dir sagen, was du sehen würdest: einen gewaltigen Faden, der vom Mond herab bis zu dir reicht.«
    »Stimmt!« Kendras Miene, die nach der Zurechtweisung einen leicht missmutigen Ausdruck angenommen hatte, hellte sich wieder auf. »Das habe ich schon gesehen.«
    »Sehr gut«, sagte Giles. »Und genauso verbinden uns Fäden mit all den anderen Dingen, die wir sehen, riechen, spüren, mit unseren Sinnen wahrnehmen. Auch Kräfte, derer wir uns vielleicht gar nicht bewusst sind, spielen hier herein. Und ein Magieanwender vermag nicht nur solche Fäden zu sehen, die ihn mit der Welt verbinden, sondern auch jene, die alles andere miteinander verknüpfen. Es ist ein überwältigender Anblick, der schwache Gemüter um den Verstand bringen kann. Nur ein konzentrierter Geist, der viel Übung darin hat, alles auszublenden, was nicht von Bedeutung ist, vermag es überhaupt, sich in dieser Sphäre zu bewegen.«
    Kendra nickte wissend. Auch ihr war die Welt aus glitzernden Strängen und Strömen zunächst erschreckend chaotisch erschienen. Es hatte eine Zeit gebraucht, bis sie sich so weit darin zurechtgefunden hatte, dass sie sich der Schönheit, die in alldem lag, bewusst geworden war und der Rausch und die Sucht, immer wieder in jene Welt zurückzukehren, über sie gekommen waren.
    Giles beugte sich vor, und in seinen Augen lag eine seltsame Eindringlichkeit. »Doch das alles, die Verknüpfung der Dinge untereinander, ist nur der Anfang, die grundlegendste Form der Magie. Die nächste Ebene ist die der Verknüpfung des eigenen Bewusstseins mit einem anderen Bewusstsein. Jeder Gedanke, jedes Bild, das in deinem Kopf entsteht, und jedes Wort erzeugen einen Widerhall in der Wahrsicht, ein Echo, das der kundige Magieanwender zu ergreifen und in seinen eigenen Geist zu ziehen vermag. Auf diese Weise ist es ihm möglich, Gedanken zu lesen. Doch diese Form der Magie ist kompliziert und erfordert einen hochbegabten Verstand.«
    Unsicher kaute Kendra auf ihrer Unterlippe herum. »Aber wie ist es mir dann gelungen? Ich bin keine talentierte Magierin. Es gelingt mir ja kaum, einen Strauch dazu zu bringen, mit seinen Blättern zu rascheln.«
    »Diese Frage habe ich mir während unserer Reise auch schon gestellt«, gestand ihr Großvater. Er lehnte sich wieder zurück und strich sich gedankenvoll durch den Bart. »Und bisher habe ich keine endgültige Antwort darauf gefunden. Offenbar kann sich diese Gabe auch spontan einstellen, ohne dass man sie wirklich beherrscht. Es würde weitere Untersuchungen erfordern, um hier Klarheit zu erlangen, folglich werden wir auf diese Frage heute keine Antwort finden. Kommen wir stattdessen zur dritten Sphäre der Magie, zur Verbindung aller Teilchen untereinander.«
    »Was meinst du mit Teilchen?«, wollte Kendra wissen.
    Ihr Großvater holte tief Luft. »Kendra, dir den genauen Aufbau der Welt an einem Abend zu erklären würde sowohl meine Gabe als Lehrer als auch dein Fassungsvermögen als Schülerin übersteigen. Lass uns einfach als gegeben hinnehmen, dass alle Dinge unseres Universums aus winzig kleinen Teilchen bestehen, die, unterschiedlich kombiniert, am Ende dich, mich, diese Bank, den See und sogar den Mond ergeben.«
    Dass der Mond und sie irgendetwas gemeinsam haben könnten, konnte sich Kendra kaum vorstellen. Dennoch nickte sie stumm.
    »All diese Teilchen«, fuhr Giles fort, »sind genauso mit Fäden verbunden wie die Dinge um uns herum, von denen ich vorhin sprach. Nur sind diese Fäden so unglaublich zart, dass wir sie unter normalen Umständen nicht zu sehen vermögen, nicht einmal in der Wahrsicht. Wären wir dazu imstande, bestünde alles um uns herum nur noch aus Fäden, denn es gibt Millionen und Abermillionen dieser Teilchen, die uns umgeben, uns durchdringen und aus denen wir bestehen. Es wäre das pure Chaos, unmöglich zu begreifen, ganz zu schweigen davon, es zu kontrollieren. Und doch gibt es immer wieder Magier von außergewöhnlicher Begabung, die es versuchen, denn die Kontrolle über diese Form der Magie würde einem praktisch Macht über die Schöpfung selbst verleihen. Es gäbe nichts mehr, das unmöglich wäre. Man könnte die Teilchen zwingen, ihre Anordnung zu verändern, und so die Gestalt der Dinge wandeln. Man könnte Gegenstände und

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