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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sogar Lebewesen zu Staub zerfallen lassen. Und man könnte aus dem Nichts Feuer entstehen lassen, hervorgebracht aus überladenen Teilchen.« Er machte eine Pause. »Genau das, Kendra, haben im Übrigen deine Eltern versucht …«
    19. April 1897, 21:15 GMT
    England, London, Park Square
    »Grundgütiger!«, rief Jonathan erschrocken aus. Etwas hatte sein Bein berührt, während er wie gebannt den Ausführungen von Holmes gelauscht hatte, und sein Blick war auf eine Katze mit silberfarbenem Fell gefallen. Schwarze Streifen zierten Rücken, Schwanz und Pfoten; nur auf der Brust zeigte sich ein weißer Fleck, der, wie Farbe aus einem umgestoßenen Eimer, ihre linke Vorderpfote hinablief. Doch das war es nicht, was Jonathan erschreckt hatte. Der Grund lag vielmehr darin, dass der ganze kleine Leib der Katze auf befremdliche Weise durchscheinend war, sodass Jonathan durch ihren Bauch hindurch den Teppich erkennen konnte. Außerdem versank ein Teil ihres Körpers buchstäblich in seiner dunklen Stoffhose, während die Katze wie so viele Angehörige ihrer Art mit zum Buckel gewölbtem Rücken um sein Bein strich. Die Katze schien das nicht zu stören, denn sie schnurrte zufrieden, während die pelzige Spitze ihres hoch aufgerichteten Schwanzes durch die Luft pendelte, als sei sie ein eigenständiges Wesen, das die Umgebung auskundschaftete.
    »Ah, Watson«, sagte Holmes unbeeindruckt. »Ich habe dich schon vermisst. Wo hast du dich herumgetrieben, altes Mädchen?«
    Die Katze richtete ihren Blick betont langsam auf den Magier, sagte aber natürlich kein Wort. Trotzdem hob Holmes entschuldigend die Hände. »Oh, verzeih, natürlich bist du nicht alt.« Verschwörerisch schmunzelnd wandte er sich an Jonathan. »Sie ist ein wenig empfindlich in dieser Hinsicht, wie alle Frauen.« An die Katze gerichtet, fuhr er fort: »Komm her, meine Schöne.«
    Watson, die ihren Namen ganz offensichtlich Holmes’ spezieller Art von Humor verdankte, zögerte. Ihr Schwanz glitt zweimal durch Jonathans Wade, bevor sie sich doch von ihm abwandte und ebenso würdevoll wie gemächlich über den Teppich auf Holmes zuspazierte. Lautlos sprang sie auf seinen Schoß, wo sie sich zusammenrollte und zuließ, dass Holmes mit seinen Fingern an der Stelle durch die Luft strich, wo sich ihr Nacken befand.
    »Was ist das?«, fragte Jonathan fassungslos.
    »Das?« Holmes blickte auf das durchscheinende Tier, das wiederum Jonathan anschaute und ihn aus unergründlichen gelbgrünen Augen zu mustern schien. »Das ist Watson, meine Katze. Oder vielmehr eine Katze, die mir vor ein paar Jahren zugelaufen ist und seitdem diese Wohnung als ihr Heim und mich als ihren … wie soll ich es ausdrücken? … persönlichen Masseur betrachtet.«
    »Aber … wieso ist sie … also …?«
    Holmes lächelte milde. »Körperlos? Durchscheinend? Entstofflicht? Nun, ganz einfach, mein Bester. Watson ist ein Geist. Sie ist tot. Ich habe dieses Phänomen nie ganz klären können, aber ich gehe davon aus, dass die glücklose echte Katze seinerzeit an irgendeiner Stelle ihr bedauernswertes Leben aushauchte, an der eine außerordentlich hohe Magiekonzentration herrschte. Vielleicht ist sie in eine Magiespalte gefallen oder in einer Magiequelle ertrunken. So etwas kommt vor, und es führt meist zu den ungewöhnlichsten Veränderungen. Die Magie ist eine schöpferische Kraft, aber sie ist auch durch und durch chaotisch. Unser guter Freund Brown ist der lebende Beweis dafür – im Gegensatz zu Watson, die wohl eher ein toter Beweis ist.« Sein makabres Wortspiel veranlasste ihn zu einem Glucksen. Niemand sonst im Raum wusste es zu würdigen.
    Verwirrt drehte Jonathan sich zu dem Mann in dem Kutschermantel um. »Randolph?«
    »Das war nicht sehr taktvoll, Holmes«, brummte dieser und warf Holmes einen finsteren Blick zu.
    »Ach, papperlapapp. Taktvolles Benehmen tut hier nichts zur Sache. Wir sind doch unter Männern von gleichem Schlage. Zeigen Sie ihm schon Ihre Kriegsverletzung . Man soll sich nicht dafür schämen, wer man ist. Würde ich das tun, käme ich aus der Verlegenheit gar nicht mehr heraus.«
    Randolphs Kiefermuskeln mahlten sichtlich, und als er sich Jonathan zuwandte, zog er ein Gesicht, das diesem eine offene Warnung war, bloß nichts Falsches zu sagen. »Ich komme mir vor wie in einem Kuriositätenkabinett«, grummelte er. »Kommen und staunen Sie, Ladies and Gentlemen: der exotische Randolph Brown.« Mit diesen Worten nahm er die Mütze ab und öffnete den bodenlangen

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