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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Mantel. Anschließend zog er seine klobigen Lederschuhe aus und krempelte die Beine seiner braunen Stoffhose bis zu den Knien hoch. Schließlich trat er einen pochenden Schritt vor und verschränkte beinahe trotzig die Arme vor der breiten Brust.
    Jonathan gab sich redlich Mühe, bei alldem einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren. Aber so ganz wollte ihm das nicht gelingen. Zugegeben, das, was sich seinen staunenden Blicken darbot, war nachgerade fantastisch. Er hatte von solchen Geschöpfen, die gemeinhin in der griechischen Mythologie, in Geschichten und Legenden, beheimatet waren, gehört, von Pan, dem Verführer, und seinen bocksbeinigen, zügellosen Waldgeistergefährten. Hingegen hätte er niemals erwartet, dass sich unter der Tarnung eines mürrischen Angehörigen der Londoner Arbeiterklasse ein solches Wesen verbergen könne. Doch die kleinen Hörner, die Randolph aus der Stirn wuchsen, und die haarigen Ziegenbeine, die aus seiner Hose hervorlugten und in zwei kräftigen Hufen endeten, ließen wenig Zweifel daran, dass er es mit einem Fabelwesen, einem sogenannten Satyr, zu tun hatte … Aber das konnte doch nicht sein! Fabelwesen waren schließlich nichts weiter als Hirngespinste von Menschen mit blühender Fantasie. Ungefähr so wie Zauberer, meinst du? , meldete sich eine süffisante Stimme in seinem Inneren zu Wort. Jonathan räusperte sich. »Sind Sie wirklich das, was ich glaube?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht, was Sie glauben«, erwiderte Randolph ein wenig barsch. Offensichtlich war ihm die Situation ziemlich unangenehm. »Jedenfalls bin ich kein Satyr oder Faun, falls es das ist, was Sie denken. Ich spiele auch keine Panflöte, trinke keinen Wein aus Füllhörnern, und ich habe noch nie eine Frau unschicklich berührt. Ich bin ein Mensch. Und was mein Aussehen angeht … Nun, das war ein …« Er zögerte. »… Unfall, der sich vor vielen Jahren ereignete. Ich geriet in eine Magiespalte – auch wenn ich damals natürlich noch nicht wusste, was das war – und wurde davon kräftig durchgeschüttelt. Ich starb nicht wie diese bedauernswerte Katze. Aber die Erfahrung hat mein Leben für immer verändert.«
    »Und das in mehrfacher Hinsicht!«, warf Holmes ein. »Denn die Magie verwandelte Mister Brown nicht nur in die freundliche Ziege aus der Nachbarschaft, sie schenkte ihm auch bemerkenswerte Kräfte.«
    »Ziege?«, echote Randolph.
    »Kräfte?«, fragte Jonathan.
    »Verzeihen Sie, Brown, manchmal kann ich einfach meine Zunge nicht im Zaum halten«, entschuldigte sich Holmes, ohne dabei allzu zerknirscht zu wirken. »Bitte erklären Sie es unserem jungen Journalistenfreund.«
    »Nun ja, ich habe ziemlich viel Magie in meinem Körper. Soll heißen: Ich bin wohl das, was man einen starken Magier nennt«, erklärte Randolph, während er hinüber zu dem vollgestellten Tisch ging und sich an die Tischplatte lehnte. Nun wusste Jonathan endlich, wo der seltsame Gang von Dunholms Diener herrührte. Es war nicht das Humpeln eines Lahmen gewesen, sondern Randolphs Versuch, den staksenden Gang zu verbergen, zu dem ihn seine Hufe zwangen. »Allerdings hält sich mein Geschick in Grenzen«, schränkte dieser derweil ein.
    »Es verhält sich nämlich wie folgt, mein junger Freund«, übernahm Holmes wieder den Gesprächsfaden. »Weder Geburtsrecht noch Ausbildung machen einen Menschen zum Magieanwender – dafür sorgt einzig die Magie selbst.« Er scheuchte Watson von seinem Schoß, die sich daraufhin beleidigt unter den Beistelltisch verzog und sich zu putzen anfing, und erhob sich, um durch das Zimmer zu gehen und eine Flasche schottischen Whiskey und ein Glas aufzuheben, die auf dem Boden lagen. Er pustete in das Glas hinein, zog sein Taschentuch aus der Brusttasche seines Morgenmantels, erinnerte sich daran, dass er sich damit vorhin die Nase geputzt hatte, und schob es zurück, um stattdessen mit dem Mantelstoff selbst das Trinkgefäß auszuwischen. Anschließend öffnete er die Flasche und goss sich einen ordentlichen Drink ein. Bedächtig schwenkte er die goldbraune Flüssigkeit. »Mit der Magie«, fuhr er fort, »verhält es sich wie mit Whiskey. Nimmt man ein Glas zu sich, fühlt man sich gut. Leert man zwei Gläser, fühlt man sich unbesiegbar. Doch fünf Gläser, in rascher Folge getrunken …« Er machte eine dramatische Pause. »… sind dazu imstande, einen Mann unglücklich zu machen.« Holmes prostete den beiden anderen zu, leerte das Glas in einem Zug und gab danach einen Laut von sich, der

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