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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Straßen wandeln dürfte , dachte er in Erinnerung an die Steinlöwen, denen er vor vier Nächten gemeinsam mit Randolph bei Nacht und Nebel begegnet war.
    Der Minialligator fauchte Old Man unterdessen an und klappte angriffslustig das kleine Maul auf.
    »Oha, und frech bist du auf einmal auch«, schimpfte der Wirt und versetzte dem Untier mit dem Besen einen Schlag auf den Kopf. »Habe ich dich nicht immer gut behandelt? Abgestaubt und sauber gemacht? Und so dankst du es mir?« Er verpasste der Echse noch einen Besenschlag, der sie mit zuckendem Schwanz einen Schritt rückwärts trieb. Der Wirt schien den Umstand, die zweifellos in irgendeinem Trödelladen erworbene Tiertrophäe auf einmal quicklebendig vorzufinden, erstaunlich gut aufzunehmen. Offenbar war er als Betreiber eines Pubs für magische Kundschaft bereits das eine oder andere gewohnt.
    »Verzeihen Sie, Sir, dürfte ich kurz eingreifen?«, erkundigte sich McKellen, der soeben hinter Old Man im Türrahmen erschienen war.
    »Bitte, wenn Sie mit der Bestie besser fertig zu werden glauben«, gab der Wirt zurück und machte Platz. »So etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt.« Er schüttelte den Kopf.
    »Komm her«, sagte Kendras Großvater gütig und hielt dem nervös zischenden Reptil eine Hand hingegen, als wolle er es füttern.
    Der Minialligator machte einen Satz nach vorne, und Jonathan befürchtete schon, er könne der Einladung Folge leisten, indem er dem alten Mann zwei oder drei Finger abbiss. Doch stattdessen flog er regelrecht in McKellens Hand, und dieser hielt das Tier mit sicherem Griff um den Bauch fest. Mit allen vier Beinen in der Luft zappelnd und furchtsam zischend wand sich das schuppige Kerlchen, aber Kendras Großvater ließ sich davon nicht beirren.
    Furchtlos hob McKellen den Minialligator in die Höhe und blickte ihm tief in die Augen. Zunächst versuchte das Reptil noch nach ihm zu schnappen, auf einmal jedoch wurde es erstaunlich ruhig. Es ließ die Beine hängen, und seine Augenlider senkten sich leicht. »Ein netter kleiner Bursche«, stellte McKellen fest, als er ihn wie einen Schoßhasen auf den Arm nahm und ihm sanft den geschuppten Kopf tätschelte. Der Minialligator ließ diese Behandlung widerspruchslos über sich ergehen, zischte nur einmal kurz und legte danach seinen flachen Schädel in die Armbeuge des Mannes.
    »Was haben Sie mit ihm angestellt?«, fragte Jonathan verblüfft, als er sich wieder erhob und seine ramponierte Hose zurechtzog. Das Loch war zum Glück nicht so groß. Vielleicht konnte man es flicken.
    »Ich habe ihm erklärt, dass er keine Angst zu haben braucht. Er ist unter Freunden«, antwortete McKellen.
    »Na, das hat er bei Ihnen zumindest besser verstanden als bei mir«, bekannte Old Man freimütig.
    »Kaum verwunderlich. Schließlich stehen mir Möglichkeiten der Verständigung offen, die Sie nicht beherrschen«, gab Kendras Großvater zurück. »Sie müssen verstehen, Gentlemen, dass alles magisch erwachte Leben sich zunächst einmal in einem Zustand höchster Verwirrung befindet. Es wurde nicht geboren, nicht an Dinge wie ein eigenes Bewusstsein oder das Bewältigen von Sinneseindrücken im Laufe eines Lebens gewöhnt, sondern schlicht erweckt. Alles ist fremd. Nichts ergibt einen Sinn. Darauf reagiert jedes Geschöpf, wie es seiner Natur entspricht. Dieser Bursche hier hat sein Heil offenbar in verzweifelter Bissigkeit gesucht. Aber das ist nun vorbei. Ich denke, er hat verstanden, dass ihm von uns keine Gefahr droht.«
    Old Man räusperte sich. »Da Sie solch ein verständnisvoller Mann sind, möchten Sie ihn vielleicht behalten, Sir? Ich kann ihn schwerlich wieder in den Schankraum setzen. Und in der Küche halten würde ich ihn ungern.«
    »Ich danke für das nette Angebot, aber ich denke, ich habe eine bessere Idee. Kommen Sie her, junger Mann.« Er winkte Jonathan zu.
    »Kentham, Jonathan Kentham ist mein Name«, stellte dieser sich vor, als er näher trat.
    »Sehr erfreut, Mister Kentham. Aber ich kenne Ihren Namen bereits. Ich war nicht so blind und taub während meines Schlafes, wie alle vielleicht denken. Doch dazu später mehr. Wären Sie einstweilen so freundlich, Ihren Arm auszustrecken. So? Danke.« Er zog Jonathans Arm nach oben, und schickte sich anschließend an, den Minialligator daraufzusetzen.
    »Oha, halt, warten Sie! Ich will dieses Tier nicht haben«, entfuhr es Jonathan erschrocken, und er machte einen Schritt nach hinten.
    »Aber es wäre nur recht und billig. Sie haben

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