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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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führte Sie nach London?«
    Abwehrend, aber mit einem Lächeln auf den Lippen hob McKellen die Hand. »Keine Sorge, Gentlemen – und die Damen nicht zu vergessen. Das will ich Ihnen alles gerne erklären. Aber zunächst einmal bin ich hungrig wie ein Bär. Ich habe seit Tagen nichts gegessen und könnte gut ein kräftiges Frühstück vertragen.«
    »Wie wir alle, glaube ich«, meldete sich Misses Blackwood zu Wort. »Ich werde mal nach oben gehen und diesen Mister Old Man suchen, um ihn zu bitten, uns etwas zu Essen zu bringen.«
    Eine allgemeine Bewegung kam in die Magier, als sie nach der behelfsmäßig verbrachten Nacht ihre Kleider richteten oder ein Glas Wasser tranken. Jonathan folgte derweil Misses Blackwood nach oben, um sich in den Örtlichkeiten, die direkt gegenüber dem Kellereingang lagen, ein wenig kühlendes Nass ins Gesicht zu spritzen und seine Blase zu erleichtern.
    Beides war eine wahre Wohltat.
    Er war soeben damit beschäftigt, im Anschluss daran seine Hände zu waschen, als er plötzlich ein leises Scharren aus einer der mit schlichten braunen Holztüren abgetrennten Toilettenkabinen vernahm. Stirnrunzelnd schüttelte er das Wasser von seinen Händen und rieb sie danach in Ermangelung eines Handtuchs an seiner Hose trocken.
    Da war das Geräusch wieder. Es klang wie ein Tappen von kleinen Füßen und drang ganz eindeutig aus der hintersten Kabine, deren Tür, wie alle anderen auch, leicht angelehnt war. Vorsichtig näherte Jonathan sich der Stelle und ging behutsam in die Knie, wobei er unbewusst die linke Hand abwehrbereit erhoben hatte. Er beugte den Oberkörper nach unten, bis er unter der in Wadenhöhe abgesägten Holztür durchschauen konnte. Irgendetwas bewegte sich dort im Dunkeln. War das ein Tier?
    »He, wer bist du denn?«, fragte Jonathan sanft, in der Hoffnung, er könnte den verängstigten Besucher hervorlocken.
    Im nächsten Augenblick flitzte ihm unvermittelt ein kleiner, braun geschuppter Körper entgegen. Auf krummen Stummelbeinen schoss er aus der Finsternis der Kabine und genau auf Jonathan zu. Ein Maul, etwa so groß wie Jonathans Hand, klaffte auf und enthüllte zwei unregelmäßige Reihen kurzer, spitzer Zähne. Es war ein Krokodil, wenn auch kaum so groß wie ein Dackel.
    Mit einem Aufschrei fuhr Jonathan zurück und schleuderte der Echse ein Fadenbündel entgegen. Er verfehlte sie, und keine Sekunde später schnappte das kleine Ungeheuer nach seinem Schuh. Jonathan riss seinen Fuß zur Seite und entging dem zuklappenden Maul um Haaresbreite. Doch der Minialligator ließ nicht locker, sondern warf sich stattdessen herum und bekam mit seinen Zähnen Jonathans rechtes Hosenbein zu fassen.
    »Kleines Biest!«, fluchte Jonathan, beschwor die Wahrsicht herauf und packte das Tier mit einem Fadenbündel am Schwanz. Mit Schwung riss er es von sich los, wobei sein Hosenbein einigen Stoff einbüßte, und schleuderte es gegen die ferne Wand des Raumes, womit er es ungünstigerweise zwischen sich und die Tür zum Flur warf. Mit trockenem Klatschen prallte die Echse gegen den Stein und rutschte daran herab, nur um sich sofort wieder umzudrehen und erneut auf Jonathan zuzueilen.
    Dieser machte einen Schritt rückwärts, blieb dabei an einem Vorsprung im Bodenbelag hängen und setzte sich unsanft auf den Hosenboden. »Hilfe!«, schrie er. »Hier ist ein Krokodil in den Toiletten!« Er hob beide Hände, um es erneut mit einem Fadenschlag zu versuchen, wobei er hoffte, diesmal in der Wahrsicht besser zielen zu können.
    Das Untier machte einen Satz auf ihn zu, und Jonathan feuerte ihm aus allen zehn Fingern Fäden entgegen. Mit einem Zischen, das auf Schmerz hindeuten mochte, krümmte es sich und wurde nach hinten gewirbelt.
    Im gleichen Augenblick ging die Tür auf, und Old Man kam mit einem Besen bewaffnet hereingestürmt. »Heilige Mutter Gottes!«, rief er. »Hier bist du also. Und verflixt agil auf einmal. Da dachte ich noch, du wärst gestohlen worden, und nun das!«
    Jonathans Augen wurden groß, als er, in die Normalsicht zurückfallend, die verschrumpelte braune Echse auf einmal wiedererkannte. Es handelte sich um den eigentlich tot und ausgestopft geglaubten Minialligator, der zuvor im Schankraum des Old Man’s auf einem Querbalken gelegen hatte. Da Jonathan sich nicht vorstellen konnte, dass Old Man einen echten Alligator in seinem Pub hielt, musste dessen wundersame Belebung wohl der Magie geschuldet sein. Es wäre nicht das erste Tier, das eigentlich nicht durch Londons

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