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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sie?«
    Der Rabe legte den Kopf schief und blickte ihn aus klugen Augen an.
    »Es tut mir leid, aber ich verstehe dich nicht«, stellte Jonathan enttäuscht fest.
    »Aber ich verstehe ihn«, sagte McKellen. Er hob die Hand, und der Vogel hüpfte darauf. Dann wandte er sich Jonathan zu. In seinen Augen lag ein trauriger Ernst. »Und die Antwort lautet: Sie sind fort. Wellington und seine Anhänger haben mit ihren Gefangenen die Stadt verlassen.«
    »Was?! Wir müssen sofort etwas unternehmen. Wir müssen ihnen folgen«, rief Jonathan. Am liebsten wäre er umgehend zur Tür hinausgestürmt, aber ihm war bewusst, dass dadurch nichts gewonnen worden wäre.
    McKellen nickte. »Sie haben recht, Mister Kentham. Wir müssen etwas unternehmen. Aber lassen Sie uns zuerst zu den anderen zurückkehren. Während des Essens können wir über alles sprechen. Und zu besprechen gibt es eine ganze Menge.«

 
    KAPITEL 22: UNTER DER STADT UND
UNTER DEM MEER

    »Wellington, N.Z. Das britische Schiff Zuleika, Capt. Bremner, ist vorgestern vor Neuseeland gesunken. Die Betreibergesellschaft meldete, das Schiff sei mit einer gemischten Ladung mit Ziel Wellington von New York ausgelaufen. Auf dem Weg geriet es vor Cape Palliser in ein Unwetter und sank. Neun Besatzungsmitglieder überlebten. Zwei der Matrosen behaupten, ein riesiger Krake habe das 211,5 Fuß lange Eisenschiff in die Tiefe gezogen. Sie befinden sich in medizinischer Behandlung.«
    – Morning Post, 23. April 1897
    23. April 1897, 8:01 Uhr GMT
England, London, unweit der St. Paul’s Cathedral
    Etwa eine halbe Stunde später saßen sie alle gemeinsam um die aus zusammengerückten Tischen gebildete Tafel herum und ließen sich das von ihrem Gastgeber aufgetragene Frühstück schmecken. Von dem Eintopf am gestrigen Abend abgesehen, handelte es sich um die erste ordentliche Mahlzeit seit Tagen, und nicht nur Jonathan griff herzhaft zu.
    Während des Essens tauschten sie sich über die Ereignisse der letzten Tage aus. Jonathan und Cutler umrissen für McKellen alles, was sich seit Wellingtons Putsch in der Guildhall zugetragen hatte, Kendras Großvater setzte sie unterdessen über die Geschehnisse im Versteck von Randolph, Grigori und Sedgewick in Kenntnis – sofern er sie aus seiner ungünstigen Lage und mit seinen eingeschränkten Sinnen mitbekommen hatte. Die tragischen Umstände, unter denen der schmächtige Magispector zu Tode gekommen war, sorgten dabei sowohl für bekümmerte als auch aufgebrachte Mienen am Tisch.
    Danach berichtete McKellen, was er von Randolphs Raben Nevermore erfahren hatte, der auf der Schulter von Kendras Großvater mit ihnen heruntergekommen war und sich dann auf dem Hutständer neben dem Eingang niedergelassen hatte. Wie es schien, hatte Wellington die Untere Guildhall nach dem Angriff von Randolph und Grigori räumen lassen und alle Ordensmitglieder, alles geborgene Hab und Gut und auch die Gefangenen – zu denen zu diesem Zeitpunkt auch ihre beiden Retter sowie Holmes und Wilkins gezählt hatten – nach Creek’s Mouth im Osten von London gebracht, um sie dort in den Leib eines Seeungeheuers zu verfrachten, mit welchem sie irgendwann in der letzten Nacht flussabwärts verschwunden waren.
    »Sie reisen im Bauch eines Seeungeheuers? So wie Jonas im Bauch des Wals?«, fragte Cutler ungläubig, während er in einer Tasse Tee rührte.
    »Nun ja, ich nehme an, es handelt sich in Wirklichkeit um eine Art Schiff«, gab McKellen zurück. »Der Vogel jedenfalls hielt es für ein lebendes Geschöpf.«
    Kendra, die neben ihrem Großvater saß, erweckte kurz den Eindruck, als wolle sie etwas sagen, schwieg dann aber doch.
    »Es ist ein Tauchboot«, stellte Jonathan klar, während er Rupert sanft davon abzuhalten versuchte, das halb aufgegessene Käsebrot auf seinem Teller zu verschlingen. Offenkundig war sich der Minialligator nicht ganz der Tatsache bewusst, dass es in seinem vertrockneten Körper keinen Magen mehr gab, der das Brot hätte verdauen können. »Fragen Sie mich nicht, woher er es hat, aber Wellington gebietet über ein Tauchboot, das der Nautilus aus Jules Vernes Roman 20000 Meilen unter dem Meer nachempfunden wurde.«
    »Nevermore war sich ziemlich sicher, dass dieses Gefährt lebendig ist«, beharrte McKellen, und der Rabe krächzte zustimmend von seinem Platz auf dem Hutständer aus.
    »Könnte sich das ganze Boot durch den Kontakt mit der Wahren Quelle verwandelt haben? So wie dieser Hyde-White?«, fragte Jonathan.
    »Das ist möglich«,

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