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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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selbst zu einem Bild zusammensetzte. Er nahm das unruhige Zittern der Fäden in Cutlers Aura wahr, das von der Sorge um Holmes und Randolph herrührte. Er bemerkte, dass Morlands Fäden von einem seltsam geisterhaften Doppeleffekt begleitet wurden, was ihrer eigentümlichen Fähigkeit, einige Augenblicke in die Zukunft zu blicken, geschuldet sein musste. Und er sah, dass aus Ritzen in dem Fadenkokon um Giles McKellen helle Lichtstrahlen hervorbrachen, als gehe dort soeben ein Stern auf, der die schützende Hülle, die ihn eingesponnen hatte, mehr und mehr verbrannte.
    »Kendra«, hauchte Jonathan und ergriff nun seinerseits den Arm der jungen Frau. »Ihr Großvater. Ich glaube, er erwacht.«
    »Was sagen Sie?« Kendra richtete sich an seiner Seite auf.
    »Der Kokon … Es brechen Lichtstrahlen daraus hervor, und er scheint von ihm abzufallen.«
    »Ich sehe es auch«, bestätigte sie atemlos. Sie sprang auf und durchquerte den Raum, wobei sie keinen Gedanken daran verschwendete, leise zu sein.
    Boyds Augen waren praktisch in der gleichen Sekunde offen, und alarmiert richtete er sich auf. Das wiederum weckte Reynolds, der sich herumrollte und gegen Cutler stieß. Grunzend zuckte dieser zusammen und fragte erschrocken: »Was ist los? Werden wir angegriffen?«
    Während um sie herum Bewegung in alle Magier kam, ließ Jonathan die Wahrsicht fallen und erhob sich ebenfalls, um an Kendras Seite zu treten, die sich neben ihren Großvater gekniet und seine Hand ergriffen hatte. »Großvater? Kannst du mich hören?«, fragte sie, und in ihrer Stimme schwang sowohl Hoffnung als auch Flehen mit.
    »Verstehe ich das richtig? Mister McKellen erwacht?«, wollte Cutler wissen und rieb sich die Augen.
    »Wir wissen es noch nicht genau. Aber es könnte sein«, antwortete Jonathan.
    »Nun, das wäre wahrlich ein Silberstreif am Horizont. Dann erfahren wir vielleicht endlich, weswegen er Albert sprechen wollte«, bemerkte Dunholms Sekretär, als er sich schwerfällig von seinem Stuhl erhob, ächzend seinen steifen Rücken streckte und anschließend zu Jonathan herüberkam.
    »Kendra …« Das Wort kam so leise über die Lippen des alten Mannes, dass Jonathan sich nicht sicher war, es wirklich gehört zu haben.
    Diese Unsicherheit wurde allerdings sofort ausgeräumt, als die Angesprochene freudig aufjauchzte. »Großvater! Oh, du bist wach. Du bist wirklich wach! Ich fürchtete schon, du würdest nie wieder zu uns zurückkehren. Ich fürchtete, du könntest sterben.« Sie beugte sich hinunter und umarmte den alten Mann.
    Im ersten Moment regte er sich noch gar nicht. Dann aber hob er langsam, beinahe zögernd, seine Hände und schloss seine Enkelin in die Arme. Ein schwaches Lächeln trat auf sein bärtiges Gesicht. »Kendra, meine Liebe … Nein, nein, so schnell stirbt diese alte Haut nicht.« Er lachte leise. »Es tut mir leid, dass ich dich geängstigt habe. Es ging nicht anders. Ich musste neue Kraft schöpfen. Musste zu mir selbst zurückfinden.« McKellen klopfte der jungen Frau sanft auf den Rücken. »Und nun lass mich aufstehen. Ich habe das Gefühl, dass so einige Anwesende auf eine Erklärung von mir warten.«
    Widerstrebend ließ Kendra von ihm ab, erhob sich und trat einen Schritt zurück.
    Endlich schlug der alte Mann auch die Augen auf – und Jonathans Rücken verkrampfte sich unwillkürlich. Er hatte solche Augen schon einmal gesehen, in denen keine gewöhnliche blaue oder braune Iris und keine normalen schwarzen Pupillen mehr lagen, sondern stattdessen ein gelbliches Treiben funkelte und blitzte, der Wasseroberfläche eines Ozeans im Licht der Mittagssonne gleich. Der neue Erste Lordmagier Wellington hatte die gleichen Augen gehabt, als er mit Feuer und Schwert in die Versammlung der Ordensmagier in der Großen Ratskammer eingebrochen war.
    »Erschreckt nicht«, bat McKellen die ihn Umstehenden, als er sich bedächtig von der Bank erhob, auf die Randolph ihn gebettet hatte. Die Reaktion auf seine Augen musste allzu deutlich in ihren Gesichtern gestanden haben. »Es ist alles gut. Ich bin nur …« Er brach ab und schien zu überlegen, wie er das, was ihm widerfahren war, am besten in Worte kleidete. »Ich war gezwungen, eine unglaubliche Menge an Magie in meinem Körper aufzunehmen. Das hat seine Spuren hinterlassen, fürchte ich. Aber ich bin noch immer der, der ich war.«
    »Wer, wenn die Frage gestattet ist, waren – und sind – Sie denn eigentlich?«, fragte Cutler. »Woher kennen Sie Albert Dunholm? Und was

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