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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Ruperts ramponierte Hose, während der Ladenbesitzer so freundlich war, seinen Mantel auszubürsten. Eine Rasur bei einem benachbarten Barbier sowie einen Besuch bei einem Straßenschuhputzer später fühlte Jonathan sich beinahe wie ein neuer Mensch und bereit, Robert gegenüberzutreten.
    Da er seinen Freund bei der Arbeit vermutete, lief er die Fleet Street und danach den Strand hinunter bis zur Southampton Street. Dabei hielt er sich möglichst in der Nähe anderer Passanten und wechselte immer wieder in die Wahrsicht, um nach Fadenauren, die auf Magieanwender schließen ließen, Ausschau zu halten. Zu seiner Erleichterung entdeckte er jedoch keine.
    Allerdings fiel ihm durchaus auf, dass sich in den Winkeln und Nischen Londons Magie anzulagern schien, wie Sand in den Hausecken einer arabischen Metropole. Noch wirkte es – im Vorbeigehen betrachtet – nicht so, als hätte das irgendwelche Folgen, aber Jonathan ahnte, dass das nur eine Frage der Zeit war. Er wollte gar nicht wissen, was für ein Chaos in London losbrach, wenn urplötzlich Werbetafeln und Gullideckel, Zierornamente an den Hausfassaden und Müllhaufen in den schmalen Gassen zwischen den Gebäuden ein magisches Eigenleben entwickelten.
    Als er sich dem Gebäude des Strand Magazine näherte, wurden seine Schritte langsamer, während sich sein Herzschlag zugleich beschleunigte. Was sollte er jetzt machen? Er konnte unmöglich hinauf in die Redaktionsräume gehen – nicht, nachdem er vor zwei Tagen seinen Chef, Mister Greenhough vor aller Augen brüskiert hatte und von ihm hinausgeworfen worden war. Wie sollte er nur Roberts Aufmerksamkeit erzielen? Er wünschte sich, Nevermore wäre bei ihm.
    »He, gut, dass ich Sie treffe!«, rief eine Kinderstimme in seinem Rücken.
    Jonathan zuckte wie ertappt zusammen und drehte sich um. Vor ihm stand ein Junge in schmutziger Kleidung, die braune Schiebermütze keck in den Nacken geschoben. »He, dich Burschen kenne ich doch«, entfuhr es ihm. »Oliver, nicht wahr?«
    »Jawohl, Sir. Stets zu Diensten, Sir.« Der Junge lüftete seine Schiebermütze.
    »Was treibt dich denn hierher?«, wollte Jonathan wissen.
    »Sie«, erwiderte Oliver. »Sie haben vor ein paar Tagen gesagt, dass ich hierherkommen soll, wenn ich etwas Spannendes entdecke. Und das habe ich.« Der Junge strahlte ihn mit breitem Grinsen an. Offensichtlich war er mächtig stolz auf sich.
    Jonathan räusperte sich. Eigentlich kam ihm sein kleiner Informant im Augenblick eher ungelegen, aber um ihn nicht zu enttäuschen, zog er ihn in den nächsten Hauseingang. Hier, geschützt vor den zufälligen Blicken seiner Kollegen, nickte er ihm aufmunternd zu. »Dann lass hören.«
    »Wussten Sie, dass vor ein paar Tagen in den Fleischmarkt am Smithfield eingebrochen worden ist?«
    »Ich habe davon in der Zeitung gelesen«, erwiderte Jonathan und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Die Geschehnisse am Fleischmarkt kamen ihm schon so fern vor, als wären sie eine halbe Ewigkeit und nicht erst vier Tage her.
    »Meine Mutter hat mir erzählt, dass dabei einige Steinvögel verschwunden sind, die vorher die Markthalle verziert haben«, fuhr Oliver eifrig fort.
    »Greifen. Es waren Greifen«, verbesserte Jonathan ihn. »Auch davon habe ich gelesen.«
    Der Junge hob einen Zeigefinger. »Ha, aber jetzt kommt’s! Alle dachten, die wären gestohlen worden. Aber das stimmt nicht. Gestern Abend war ich bei uns im Haus auf dem Dachboden. Manchmal verstecke ich mich da, wenn ich Streit mit meinen Schwestern gehabt habe. Und da habe ich ein Geräusch gehört. So ein Rascheln. Und als ich nachgeschaut habe, raten Sie, was ich da gefunden habe?«
    »Die Greifen?«, mutmaßte Jonathan.
    »Richtig, Sir! Stellen Sie sich das mal vor: Bei uns auf dem Dachboden wohnen Steinvögel!« Oliver blickte ihn an, als sei das die Entdeckung des Jahrhunderts, was aus der Perspektive eines normalen Menschen zweifellos auch so sein mochte. Jonathan dagegen ließ diese Neuigkeit angesichts all des sonst Erlebten ziemlich kalt. Es ist schon seltsam, wie sich die Sichtweisen binnen weniger Tage vollkommen verändern können. Es bedarf nicht mehr als der Eröffnung, dass es so etwas wie Magie wirklich gibt , dachte er sarkastisch.
    »Als ich heute ganz früh am Morgen noch mal raufgegangen bin, waren sie weg«, plapperte der Junge unterdessen munter weiter. »Aber ich habe gesehen, dass sie sich eine Art Nest gebaut haben. Und es lagen so runde Dinger drin, die aussahen wie Steine. Ich habe Ihnen

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