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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Tür aufgerissen, und sein Freund schaute ihm entgegen. Er wirkte übernächtigt und vielleicht ein wenig angetrunken, aber ansonsten schien es ihm gut zu gehen. Krank sah er jedenfalls nicht aus, und es saß ihm auch keiner von Wellingtons Schergen im Nacken.
    »Jonathan?«, fragte er verwundert. »Bei allen Heiligen, dich hätte ich zuletzt erwartet. Was machst du hier?«
    »Rasch, Robert, zieh dich an. Wir müssen dich fortbringen!«, rief Jonathan außer Atem, drängte sich an seinem Freund vorbei und zog ihn mit sich zurück in die kleine Wohnung. Wie immer herrschte studentische Unordnung in Roberts Bleibe, und der Geruch von Mittagessen hing in der Luft. Durch das schräge Dachfenster fiel graues Tageslicht ins Innere. »Beeil dich«, befahl Jonathan seinem Freund, als er sich wieder umwandte. »Pack ein, was du für die nächsten Tage brauchst, und dann verschwinden wir. Noch besser: Lass alles hier, und wir verschwinden sofort.«
    »Ho, Jonathan, mal langsam«, wehrte Robert ihn ab, während er hinter sich die Tür schloss. »Hast du vollkommen den Verstand verloren? Du stürmst so mir nichts, dir nichts hier herein und führst dich auf, als wärst du toll. Was ist los? Nein, warte! Viel wichtiger …« Mit langen Schritten durchquerte er den kleinen Raum, nahm eine Automobilillustrierte vom Tisch, schlug sie auf und hielt sie Jonathan mit energischer Geste entgegen. »Erkennst du diesen Wagen?«, fragte er hitzig und deutete auf die Abbildung eines Panhard-Levassor.
    »Äh, Robert, ich kann es erklären«, stammelte Jonathan.
    »Ich will keine Erklärungen, Jon! Ich will den Wagen zurück, den Mister Simms mir geliehen und den du und deine feinen Spießgesellen mir gestohlen haben. Und schau dir die Beule an meinem Hinterkopf an, die mir dieser Irre mit dem Inverness-Mantel verpasst hat. Das ist doch die Höhe!« Er drehte sich um und deutete auf einen rot-violett verfärbten Hügel, der unter seinem kastanienbraunen Haar sichtbar war. Dann schleuderte er die Illustrierte zu Boden. Seine blauen Augen blitzten zornig.
    »Du wirkst nicht besonders krank«, stellte Jonathan fest.
    »Krank? Ich? Wie kommst du jetzt darauf?«, fragte Robert verwirrt. »Sag bloß, du warst beim Strand und hast mit Misses Atkinson gesprochen.« Er blickte Jonathan schräg an und fuhr dann in etwas ruhigerem, wenn auch immer noch mürrischem Tonfall fort: »Aber, nein, ich bin nicht krank. Ich habe es nur vorgetäuscht, weil Mister Simms’ Chauffeur heute Morgen vorbeischauen und den Wagen wieder abholen wollte, wie du möglicherweise ebenfalls mitbekommen hast.«
    Jonathan machte ein verlegenes Gesicht. »Ich hörte davon.«
    »Schön. Dann kannst du dir vorstellen, dass ich lieber einen Tag unbezahlt zu Hause verbringe und mir den Unmut von Greenhough einhandele, als im Redaktionsbüro zu sitzen, wenn dieser Herr auftaucht, und ihm beichten zu müssen, dass mein bester Freund mir das Automobil gestohlen hat!« Er rannte ruhelos im Raum hin und her und raufte sich die Haare. »Jonathan, was hast du dir dabei gedacht?«
    »Sagtest du nicht eben, Erklärungen würden dich nicht interessieren?«, gab dieser zurück.
    »Jetzt interessieren sie mich aber doch«, versetzte sein Freund. »Immerhin steht mein gesellschaftlicher Ruf auf dem Spiel. Ich wüsste schon gerne, wofür ich mich Vorwürfen und Anklagen stellen muss, die imstande sind, mich zu ruinieren.«
    Jonathans Blick huschte zur Tür, und in beschwörender Geste legte er die Hände zusammen. »Ich sagte dir doch bereits vorgestern, dass es um eine Angelegenheit von Leben und Tod ging. Wir mussten eine junge Frau und ihren Großvater finden, und zwar schnell, denn gemeine Verbrecher waren ihnen auf den Fersen. Ich erzähle dir gerne die ganze Geschichte, wenn wir hier fort sind, aber jetzt müssen wir wirklich gehen.«
    »Aber warum?« Robert kam auf ihn zu und packte ihn an den Oberarmen. »Was hat das alles zu bedeuten, Jonathan? Rede mit mir!«
    »Wir haben keine Zeit, mein Freund. Eben jene Verbrecher sind nun hinter mir her, und weil sie erfahren haben, dass du mein Freund bist, auch hinter dir. Ich habe keine Ahnung, was sie vorhaben. Vielleicht wollen sie dich entführen und mich zwingen, ihnen etwas zu geben, das ich habe und das sie wollen. Den Ring, den ich von dem alten Mann in der Gasse bekam, erinnerst du dich noch?« Er hielt die Hand mit Dunholms Ring hoch.
    Robert schüttelte fassungslos den Kopf. »Das klingt alles wie aus einem billigen Schundroman. Du bist

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