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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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griff in seine Jackentasche und zog ein schlankes Messer hervor.
    Jonathans Augen wurden groß. »Warten Sie. Tun Sie das nicht!«
    »Ach, klagen Sie nicht, mein Bester«, sagte Crandon mit einem boshaften Lächeln auf den blutverschmierten Lippen. »Es ist doch nur ein Finger. Sie werden ihn kaum vermissen.« Er senkte die scharf glänzende Schneide und setzte sie am oberen Ende von Jonathans Ringfinger an.
    Wehr dich! , donnerte eine Stimme in Jonathans Innerem. Du kannst es!
    Ein heißer Schub magischer Energien brandete in seinem Körper empor, und auf einmal verspürte er übermenschliche Kraft in all seinen Muskeln. Während er darum betete, dass sein Freund unter ihm mittlerweile Halt gefunden hatte, ließ Jonathan Robert los. Mit der Linken zog er sich in die Höhe. Seine Rechte fuhr nach oben und packte den verblüfften Crandon am Kragen. Dann brüllte Jonathan auf, riss den Arm zurück und warf den Magier über sich hinweg. Mit einem Kreischen flog Crandon durch die Luft, prallte gegen einen der Bäume und fiel kopfüber auf den gepflasterten Innenhof. Es gab ein dumpf klatschendes Geräusch, danach herrschte Stille.
    Jonathan schoss ein Fadenbündel auf den Schornstein des Hauses ab und hievte sich daran zurück aufs Dach. Als er sich schwer atmend und mit wild schlagendem Herzen umdrehte, sah er die Gestalt Crandons reglos auf dem Pflaster liegen. Sein Körper war schlaff wie der einer fallen gelassenen Gliederpuppe, und unter seinem Kopf bildete sich eine Blutlache. Das Messer war ihm aus der Hand geschlagen worden und lag zwei Schritt entfernt auf dem Boden.
    »Heilige Mutter Gottes, ich glaube, du hast ihn umgebracht«, entfuhr es Robert, der in verkrampfter Haltung auf dem Fenstersims hockte.
    Jonathan spürte einen Anfall von Übelkeit in sich hochsteigen, aber es gelang ihm, ihn zu unterdrücken. Er konnte und wollte jetzt nicht darüber nachdenken, dass er womöglich soeben zum Mörder geworden war – wenn auch aus Notwehr und angesichts von Drummonds donnernder Stimme in seinem Schädel vielleicht nicht einmal gänzlich aus eigenem Betreiben. »Lass uns hier verschwinden. Ich möchte das alles ungern der Polizei erklären müssen.«
    Er beugte sich vor, erfasste Robert mit einigen Fäden und holte ihn zu sich aufs Dach zurück. Anschließend kletterten sie rasch in Roberts Wohnung zurück.
    »In Ordnung, und was geschieht jetzt?«, wollte sein Freund wissen. »Den Bösewicht haben wir ja offenbar erledigt.«
    »Ich fürchte, es war nur ein Scherge und nicht einmal ein besonders starker«, widersprach Jonathan. »Ich wünschte mir, du würdest ein paar Tage verreisen. Irgendwo fern von London untertauchen, während ich und meine Spießgesellen, wie du sie nennst, die Lage hier zu entschärfen versuchen. Ich muss unterdessen nach Elisabeth schauen. Crandon nannte ihren Namen. Also steht vielleicht just in diesem Augenblick ein anderer von Wellingtons Anhängern bei ihr vor der Tür.«
    »Wellington ist der Oberschurke?«, stellte Robert klar.
    Jonathan nickte. »So kann man ihn wohl nennen. Du musst ihn dir ein wenig wie Robur den Eroberer von Jules Verne vorstellen – ein Mann, der glaubt, eine Vision von einer besseren Welt zu haben, im Grunde aber nichts weiter ist als ein machtversessener Tyrann.«
    »Ich lese keine Abenteuerromane, aber ich denke, ich kenne diesen Schlag von Menschen.« Tatendurstig klatschte Robert in die Hände. »Also gut. Dann stürmen wir los, um die Maid in Not zu retten. Und erzähl mir jetzt nicht wieder, das wäre nicht meine Sache und außerdem zu gefährlich. Ob du es willst oder nicht: Ich stecke nun schon mittendrin in deinem Abenteuer, und was wäre ich für ein Mann, wenn ich davor zurückschrecken würde, einem machtversessenen Tyrannen das Handwerk zu legen. Wir Briten dienen nur einer Herrscherin, und das ist Queen Victoria, Gott schütze sie. Ganz abgesehen davon …« Er blickte Jonathan ernst an. »Du schuldest mir noch etwas für den Vorfall mit dem Wagen, und diese Schuld ist mit dem hier noch nicht einmal ansatzweise abgegolten. Wo ist das Auto eigentlich?«
    »Ich erzähle es dir, während wir zum Hyde Park fahren, wenn es recht ist«, antwortete Jonathan. »Und du sollst auch auf deine anderen Fragen Antworten bekommen.«
    »Prächtig«, verkündete Robert, während er Hut und Mantel anzog. »Gehen wir.«
    Als sie mit ihrer Kutsche eine knappe halbe Stunde später in die Straße am Hyde Park einbogen, in der Elisabeth Holbrook mit ihren Eltern lebte,

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