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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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offen, und auch dort hatten sich Männer versammelt. Einer von ihnen war Elisabeths Cousin aus Frankreich, Lieutenant François Delacroix, mit dem Holmes sich im Savoy-Hotel angelegt hatte.
    Jonathans Herz machte einen Satz in der Brust. »Oh nein, wir kommen zu spät!«
    »So sieht es wirklich aus«, knurrte Robert. »Was machen wir jetzt? Leider können wir den Schuft in meinem Hof nicht mehr befragen, wo er und seine Kameraden ihr Versteck haben. Dann hätten wir eine Spur, der wir folgen könnten, um Elisabeth zu befreien.«
    Die Worte seines Freundes brachten Jonathan auf einen Gedanken. »Ich kenne eine Möglichkeit, jemanden anhand seiner persönlichen Habe aufzuspüren. Es gibt ein Ritual, das Holmes und Randolph mir mal zeigten.«
    Robert hob anerkennend die Augenbrauen. »Nicht schlecht, mein Freund, aber wie willst du an das Tagebuch oder den Sommerhut deiner Angebeteten kommen? Wir können unmöglich an die Tür klopfen und darum bitten. Denn wenn du den Gentlemen vom Yard von deinen Magiern erzählst, werden sie dich schnurstracks in eine Anstalt für Nervenkranke einweisen.«
    »Mal ganz abgesehen davon, dass es eigentlich einen Kodex gibt, der es verbietet, Nichtmagiern Einblicke in die Welt der Magie zu erlauben«, bemerkte Jonathan mit einem Seitenblick. »Also bitte erzähl nicht jedem, dass ich für dich eine Ausnahme gemacht habe.«
    »Ich kann schweigen wie ein Grab. Aber das löst unseren Missstand nicht.« Nachdenklich strich Robert sich über den Schnurrbart. »Sag, Jon, kannst du dich mit deiner Magie nicht vielleicht auch unsichtbar machen?«
    Jonathan hätte sich innerlich am liebsten dafür geohrfeigt, dass er nicht selbst darauf gekommen war. Er wusste, dass Drummond die Fähigkeit, sich vor den Augen Normalsterblicher zu verbergen, besessen hatte, und er horchte in sich hinein, ob er auch dazu imstande war. »Ich glaube schon. Warte einen Moment.« In die Wahrsicht hinübergleitend, begann Jonathan, an den Fäden seiner Aura zu ziehen und diese so zu bändigen, dass sie nicht in die Augen anderer fielen. Einige Minuten lang mühte er sich damit ab, aber irgendwie schien er die Technik nicht richtig zu beherrschen, denn immer wieder züngelten die Fäden auseinander. Er schaute Robert an. »Ich nehme an, dass ich nicht unsichtbar bin, oder?«
    Der Freund schüttelte den Kopf. »Du hast ein- oder zweimal kurz geflackert, sodass ich schon dachte, nun wäre es so weit, aber dann kehrte dein Körper immer wieder zurück.«
    Mit einem Seufzen ließ Jonathan die Schultern sinken. »Von diesem Plan können wir also Abschied nehmen.« Er dachte kurz nach. »So wie es aussieht, müssen wir uns gewöhnlicherer Methoden bedienen.«
    »Das heißt, wir benötigen eine Ablenkung, während wir in das Haus einbrechen, Elisabeths Zimmer aufsuchen und dort ihre Sachen stehlen?«
    Jonathan nickte. »Da es mir leichter fällt, den ersten Stock zu erreichen, schlage ich vor, dass du diese Ablenkung übernimmst.«
    »Ich?«, wiederholte Robert. »Wie stellst du dir das vor?«
    »Ganz einfach«, sagte Jonathan. »Du gehst zum Haus der Holbrooks und gibst vor, Elisabeth sprechen zu wollen. Solltest du befragt werden, behauptest du, dass es in deiner Absicht gelegen hätte, dich mit ihr über deine Sorgen hinsichtlich deiner Beziehung zu ihrer Freundin Sarah Harker zu unterhalten.«
    »Genau das habe ich mir schon immer gewünscht: mein Seelenleben einem Inspektor von Scotland Yard darzulegen«, murmelte Robert.
    »Du wolltest an meinen Abenteuern teilhaben«, erinnerte Jonathan ihn.
    Abwehrend hob sein Freund die Hände. »Schon gut, schon gut. Ich mache es. Lass dich nur nicht erwischen.«
    Jonathan bedachte ihn mit einem schiefen Grinsen. »Ich gebe mir Mühe.«
    Sie trennten sich. Während Robert den Hyde Park in Richtung Süden hinabschlenderte, um irgendwann kehrtzumachen und sich von dort die Straße entlangschlendernd dem Anwesen der Holbrooks zu nähern, schlug Jonathan einen weiten Bogen, damit er auf die Rückseite des Hauses kam. Schließlich wollte er nicht von den Spaziergängern im Hyde Park gesehen werden, während er sich an einem Fadenbündel die Hauswand hinaufzog.
    Über die Park Street ging er von hinten auf das noble Anwesen der Holbrooks zu, das nur eines von vielen ausgesprochen schönen und geräumigen Häusern in dieser Gegend darstellte, in der die Reichen und der Adel Tür an Tür lebten. Mehr denn je wurde Jonathan klar, auf wessen Hauses Tochter sein Auge da gefallen war. Elisabeth

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