Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
und lugte durch die Balkontür ins Innere. Niemand hielt sich in dem Raum dahinter auf. Außerdem schien er – Jonathan konnte sein Glück kaum fassen – der Einrichtung nach einer jungen Frau zu gehören. Das konnte nur Elisabeth sein, denn soweit er wusste, hatte sie keine Schwestern.
    Behutsam drückte Jonathan die Klinke herunter und öffnete die Tür. Dann huschte er nach drinnen. Das von einer Blumentapete gezierte Zimmer wurde von einem großen Himmelbett an der linken Wand und einem nicht minder großen Schrank an der rechten beherrscht. Direkt links neben der Balkontür befand sich ein kleiner Sekretär, vor dem ein Stuhl stand, und in der hinteren linken Ecke gab es einen Schminktisch mit einem Hocker. Auf einem Hutständer hingen mehrere hübsche Hauben und Hüte, und einige Topfpflanzen verliehen dem Zimmer etwas Grün.
    Rasch ließ Jonathan seinen Blick durch den Raum gleiten, um nach einem geeigneten Gegenstand für das Aufspürritual Ausschau zu halten. Es fanden sich keinerlei Hinweise auf einen Kampf in dem Zimmer, aber das musste nichts bedeuten. Ein geübter Magieanwender konnte sein Opfer außer Gefecht setzen, bevor es überhaupt Gelegenheit zur Gegenwehr bekam.
    Er entschied sich für den unscheinbarsten der Hüte, denn er nahm an, dass Elisabeth die aufwendigeren Gegenstücke nur zu besonderen Gelegenheiten trug und diese ihn nur hierher zu dem Hutständer zurückgeführt hätten. Anschließend begab er sich zu dem Kleiderschrank hinüber. Zur Sicherheit wollte er noch irgendeine Bluse oder einen Unterrock mitnehmen. Obwohl er sich dabei einredete, dass dies notwendig sei und nur Elisabeths Bestem diente, trieb es ihm die Schamesröte ins Gesicht, die Wäsche der jungen Frau zu durchwühlen. Oje! Wenn jetzt jemand kommt und fragt …
    »Was machen Sie denn hier?«
    Die Stimme passte so gut zu seinem Gedankengang, dass er erst nach zwei Sekunden bemerkte, dass sie nicht in seinem Kopf, sondern in seinem Rücken erklungen war. Blitzschnell fuhr er herum und sah sich keinem anderen als François Delacroix gegenüber. Der Lieutenant stand im Türrahmen und wirkte halb überrascht, halb empört. Der Mund unter dem feinen Schnurrbart war ein schmaler Strich, und in seinen Augen lag ein misstrauisch forschender Ausdruck.
    Jonathans Gedanken rasten. Er konnte dem Mann nicht die Wahrheit sagen. Ihm wollte auf die Schnelle aber auch keine geeignete Lüge einfallen. Und ihm war klar, dass Delacroix den Eindruck gewinnen musste, Jonathan sei ein von Liebeskummer oder irgendwelchen niederen Gelüsten getriebener Einbrecher, der sich an der Wäsche der Frau vergriff, die dem französischen Offizier vom Abgeordneten Holbrook versprochen worden war.
    Im Grunde gab es darauf nur eine passende Antwort.
    Jonathan ließ den Hut fallen, stopfte sich das Leibchen, das er gerade in der Hand hielt, in die Jackentasche und stürzte auf die Balkontür zu.
    »Halt!«, schrie Delacroix. »Lustmolch, elender!«
    »Es ist nicht so, wie Sie denken«, rief Jonathan über die Schulter zurück, während er auf den Balkon stürmte und die Balustrade ergriff, um darüber hinwegzusetzen. »Ich will nur helfen.«
    »Niemand will Ihre Hilfe.« Der Offizier warf sich nach vorne, packte Jonathan Schulter und riss ihn herum. »Bleiben Sie Elisabeth fern«, knurrte er mit blitzenden Augen. »Sie machen sie nur unglücklich.«
    »Das ist nicht wahr!«, widersprach Jonathan, der sich wider besseres Wissen in einen Streit verwickeln ließ, statt die Flucht fortzusetzen. » Sie machen sie unglücklich. Sie liebt Sie nicht und will nicht Ihre Frau werden. Das hat sie mir auf dem Empfang im Savoy-Hotel selbst gesagt.«
    »Schweigen Sie! Elisabeth wird mir gehören.«
    »Sie gehört niemandem – im Augenblick schon gar nicht, denn sie wurde entführt und muss gerettet werden!« In dem Moment, da er die Worte aussprach, erkannte Jonathan, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Delacroix packte ihn am Kragen. »Woher wissen Sie von der Entführung? Los, reden Sie!«
    »Für derartige Dinge habe ich jetzt keine Zeit«, presste Jonathan hervor, legte dem französischen Offizier die Hände auf die uniformierte Brust und stieß ihn magisch verstärkt von sich. Delacroix wurde nach hinten geworfen und prallte krachend gegen die halb geöffnete Balkontür. Glas splitterte und regnete um ihn herum zu Boden.
    Einen Herzschlag lang starrte Delacroix Jonathan ungläubig an. Dann wandte er den Kopf und schrie ins Hausinnere: »Alarm! Ein Eindringling

Weitere Kostenlose Bücher