Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
im Halbschlaf vor sich hin, als er plötzlich Watsons Stimme in seinem Kopf vernahm. Es ist so weit , sagte die Geisterkatze nur.
    Dem Kutscher blieb kaum die Zeit, den Kopf zu heben und die Augen zu öffnen, da kam auf einmal Bewegung in die grauen Fleischlappen, die ihn bis jetzt festgehalten hatten. Mit einem feuchten Schmatzen zogen sie sich seitlich zurück, und Randolph stürzte mit einem überraschten Aufschrei auf den Lippen vornüber auf den Gitterboden. »Aua!«, brummte er, rieb sich die gehörnte Stirn und zog die in den Nacken gerutschte Schiebermütze wieder ins Gesicht. Danach stemmte er sich ächzend in die Höhe und schüttelte seinen Kutschermantel aus.
    Neben ihm kam Holmes, zerzaust und derangiert, wie nach einer durchzechten Nacht, unsicher wieder auf die Beine. Ihn hatte ihre Befreiung offenbar kein bisschen weniger unvorbereitet getroffen als Randolph. »Sehr komisch, Miss Esperson«, beschwerte er sich, während er sich den Ellbogen des linken Arms rieb. »Aber trotzdem vielen Dank.«
    »Kann sie uns hören?«, fragte Randolph.
    »Nein, aber da sie nun offensichtlich zurückgekehrt ist – zumindest deute ich unsere plötzliche Freilassung so –, werde ich mich ihr nun wohl erneut stellen, und sei es nur, um herauszufinden, wohin wir uns jetzt wenden sollen«, verkündete Holmes.
    Randolph runzelte die Stirn. »Sie klingen dabei so gequält. Haben Sie irgendeine gemeinsame Vergangenheit?«
    »Das ist die mildeste Form, es auszudrücken«, erwiderte sein Gegenüber. »Behalten Sie die Tür im Auge. Ich bin gleich wieder bei Ihnen.«
    Ich halte draußen auf dem Gang Wache , erklärte Watson und spazierte durch die Wand.
    Während Randolph die Hände in die Manteltaschen vergrub und sich dem Eingang zuwandte, der erstaunlicherweise noch aus einer vollständig normalen, wenn auch eingewachsenen Eisentür bestand, zog sich Holmes in die Wahrsicht zurück, um mit ihrer Retterin Verbindung aufzunehmen. Im Allgemeinen interessierte es den Kutscher nicht, welcher Art die Frauenbekanntschaften seines exzentrischen Freundes waren. In diesem Fall hoffte er allerdings, sie würde ihm nicht kurz vor dem Ziel einen Strich durch die Rechnung machen.
    »In Ordnung«, meldete sich Holmes wenige Augenblicke später wieder zu Wort. »Wir müssen zum Heck der Nautilus. Dort soll es ein Beiboot geben, mit dem wir flüchten können.«
    »Ertrinken wir nicht, wenn wir das Tauchboot verlassen?«, fragte Randolph.
    Holmes schüttelte den Kopf. »Glücklicherweise scheint es niemanden zu kümmern, ob die Nautilus sich unter dem Meer oder an der Wasseroberfläche fortbewegt, solange sie sich nur ihrem Ziel nähert. Melissa … ich meine, Miss Esperson hat das Schiff sanft dazu verleitet aufzutauchen. Das heißt, wir können gefahrlos aussteigen.«
    »Na, dann hoffe ich bloß, dass wir nicht Wellington oder Hyde-White über den Weg laufen. Das wäre ausgesprochen ärgerlich«, brummte der Kutscher.
    »Wie es scheint, befinden sich die beiden im Salon, der weiter vorne im Bug liegt. Und ein Großteil der übrigen Magier schläft. Wenn wir uns also nicht vollkommen ungeschickt anstellen, dürften wir halbwegs sicher sein.«
    »Wenn Sie es sagen, wird’s schon schiefgehen …«
    Randolph trat an die Tür und horchte. Kein Laut war auf der anderen Seite zu vernehmen. Er öffnete sie einen Spalt, wechselte in die Wahrsicht und schickte einige Spürfäden in beide Richtungen des Gangs, der sich im Licht schummriger Lampen erstreckte. Niemand schien sich dort aufzuhalten.
    Rasch woben die beiden Männer Fäden um ihre Füße – oder in Randolphs Fall vielmehr Hufe, denn seit er sich auf der Flucht durch die Guildhall seiner klobigen Arbeiterschuhe entledigt hatte, ging er sozusagen barfuß. Danach schlichen sie geduckt aus ihrer Zelle.
    Unschlüssig blickte Randolph von links nach rechts. Der Gang sah zu beiden Seiten gleich aus. Mehrere geschlossene Türen waren in die grauen Wände eingelassen, und nach einigen Schritten mündete der Weg in einen Quergang. »Wo ist bei diesem Gefährt vorne und wo hinten?«, raunte der Kutscher.
    Wie auf ihr Stichwort hin tauchte der sacht schimmernde Körper Watsons aus der Wand neben ihnen auf. Die Geisterkatze schaute kurz zu ihnen hoch, bevor sie in einen leichten Trab, den Gang zur Linken hinunter, verfiel. Wenn die Gentlemen mir folgen möchten , vernahm Randolph die samtene Stimme von Holmes’ Vertrauter.
    »Gutes Tier«, lobte Randolph mit einem Grinsen.
    Lautlos huschten sie an

Weitere Kostenlose Bücher