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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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dir wirklich besser?«
    »Aber ja, meine Liebe. Dieser Mister Pennington ist ein erstaunlicher Mann: Reporter, Soldat, Rennfahrer, Arzt. Er hat seine Sache gut gemacht. Abgesehen davon bringt mich so eine kleine Kugel nicht um.«
    »Es freut mich, dass er dir helfen konnte.« Kendra drückte seine Hand.
    Ihr Großvater lachte leise und tätschelte die ihre. Er richtete sich ein wenig im Bett auf und deutete auf seinen Koffer, den er selbstverständlich aus dem Keller des Old Man’s mitgenommen hatte und der nun neben der Tür an der Wand stand. »Kendra, ich möchte dir etwas geben. Öffne meinen Koffer. Es liegt ganz oben auf meinen Kleidern.«
    Von milder Neugierde ergriffen, stand Kendra auf, ging zu dem Gepäckstück hinüber und klappte es auf. Wie angekündigt gab es vor allem Kleidung zum Wechseln darin, außerdem drei Bücher, wovon eines nach einem handgeschriebenen Notizbuch ihres Großvaters aussah. Obenauf lag ein in Stoff eingeschlagener Gegenstand. »Meinst du dies hier?«, fragte Kendra und hob das Bündel in die Höhe.
    »Ganz richtig«, antwortete ihr Großvater. »Öffne es.«
    Sie kam der Aufforderung nach und enthüllte ein etwa unterarmlanges, trichterförmiges Instrument aus Messing, das an einer Seite zwei Ösen aufwies, durch die man ein Band fädeln konnte. Es erinnerte Kendra an ein Signalhorn der Fischer, die vom Loch Leven aus in Richtung Meer ausfuhren. Allerdings war seine angelaufene Oberfläche von Runen übersät, die sie bezweifeln ließen, dass es sich hierbei um ein einfaches Instrument für den täglichen Gebrauch handelte.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Nun, ein Horn – ganz offensichtlich«, gab Giles mit einem Schmunzeln zurück. Dann wurde seine Miene ernst. »Um die Wahre Quelle der Magie zu erreichen, benötigen wir ein Schiff; es muss schnell sein und seine Mannschaft furchtlos. Mit diesem Horn kann man ein solches Schiff rufen. Dabei ist es einerlei, ob du an einem flachen Sandstrand oder auf einer hohen Klippe stehst. Blase nur dreimal kräftig in das Horn, und ein Schiff wird kommen. Es mag eine Stunde dauern oder einen Tag, aber es wird kommen.« Er schwieg kurz, bevor er fortfuhr. »Ich möchte, dass du das Horn an dich nimmst.«
    »Warum? Es war doch bislang auch sicher in deinem Koffer verwahrt«, wandte Kendra ein, während sie zum Bett zurückkehrte und sich erneut zu ihm setzte.
    »Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, dass du es bei dir trägst. Es befinden sich schon genug andere wertvolle Dinge in meinem Koffer. Ich möchte zumindest einen Teil davon dir anvertrauen.«
    Kendra nickte langsam. Auch wenn sie das Gefühl hatte, dass ihr Großvater nur die halbe Wahrheit sagte, ergaben seine Worte einen gewissen Sinn. Und im Grunde sollte sie es auch als Ehre und ein Zeichen seines Vertrauens in sie betrachten, dass er ihr das Horn überließ. »Ich danke dir. Ich verspreche, gut darauf aufzupassen, bis wir es brauchen.«
    »Sehr gut, mein Kind«, sagte Giles und schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, war das magische Funkeln und Glitzern, das seit seinem Erwachen im Keller des Old Man’s darin geleuchtet hatte, beinahe verschwunden, und seine Augen hatten wieder das klare Blau angenommen, das ihr so vertraut war. Mit einem Ausdruck rauer Zärtlichkeit blickte er sie an. »Kendra, ganz gleich, was morgen geschieht … Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich sehr liebe.«
    Kendra spürte einen leichten Stich in ihrer Brust. »Wieso sagst du das, Großvater? Was wird morgen geschehen?« Sie sah ihn eindringlich an. »Sprich mit mir. Lass mich nicht im Ungewissen. Was hast du bei dem Ritual erfahren? Und was hat es mit Stonehenge auf sich?«
    »Du wirst morgen alles erfahren, Kendra. Gedulde dich noch ein paar Stunden.« Er legte seinen Kopf auf die Kissen zurück. »Nun lass mich bitte allein. Ich möchte noch ein wenig schlafen, bevor wir wieder aufbrechen.«
    Das ungute Gefühl, das Kendra im Schankraum Jonathan gegenüber zur Sprache gebracht hatte, war durch die Worte ihres Großvaters eher stärker als schwächer geworden. Dennoch bedrängte sie ihn nicht weiter, sondern nickte ergeben. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, in dieser Nacht auf Antworten zu bestehen. Sie drückte noch einmal Giles’ Hand, bevor sie, das Horn in der Linken, aufstand, um den Raum zu verlassen. »Ich liebe dich auch, Großvater.«
    24. April 1897, 0:05 Uhr GMT
Atlantik, etwa 450 Seemeilen südwestlich von England
    Randolph dämmerte

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