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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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der Kanalisation zusammengerufen habe.«
    »Das klang im Keller des Old Man’s aber irgendwie anders«, warf Jonathan ein.
    »Ja, das stimmt. Ich habe den Ordensmagiern nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich durfte es nicht. Der Zirkel, dem ich angehöre, ist geheim.«
    »Sie meinen: noch geheimer als alle anderen Magierorden.«
    Kendras Großvater schmunzelte. »So kann man es sagen. Und nun lassen Sie uns bitte beginnen. Uns läuft die Zeit davon.«
    »Was können wir tun?«, wollte Kendra wissen.
    »Gar nichts, meine Liebe. Bitte stell dich mit Mister Pennington außerhalb des Kreises an die Wand. Von dort könnt ihr zuschauen. Aber beachtet das eine: Unter keinen Umständen dürft ihr den Kreis betreten, sobald das Ritual begonnen hat. Es wird sich ein Tunnel durch die Magie öffnen, der es Mister Kentham und mir ermöglicht, zugleich an diesem Ort und an einem anderen zu sein. Wer die Grenze zu diesem Tunnel nach seiner Öffnung zu durchschreiten versucht, kann davon getötet werden.«
    Robert räusperte sich und zog Kendra mit einer Hand in Richtung rückwärtiger Felswand. »Das wollen wir doch lieber nicht erleben.«
    McKellen wies unterdessen auf eine bestimmte Spitze des Pentagramms. »Da Sie, Mister Kentham, während dieses Rituals den Platz von Albert Dunholm einnehmen, möchte ich Sie bitten, sich dorthin zu stellen.«
    »Komm, Rupert, nun musst du wieder zu Kendra«, sagte Jonathan zu dem Minialligator, bevor er der jungen Frau die Tasche reichte. Anschließend stieg er auf die kreisförmige Steinplatte und begab sich an seinen Platz. Obwohl er in Drummonds Erinnerungen einige kleinere Rituale fand, spürte er, dass dieser Moment selbst für einen Magier ein außergewöhnliches Erlebnis war. Sie standen im Begriff, nicht allein Fäden, sondern die Magie selbst zu manipulieren, ein Unterfangen, dessen Gelingen selbst Drummond für unmöglich gehalten hätte. Bei allem, was er bislang über den ehemaligen Ersten Lordmagier Dunholm, dessen Erbe ihm unfreiwillig anvertraut worden war, in Erfahrung hatte bringen können, erkannte er nun, wie wenig er eigentlich über ihn gewusst hatte. Dieser Mann war noch viel mehr gewesen als nur ein älterer britischer Gentleman, der einem Orden von Magiern vorstand. Jonathan argwöhnte, dass er in diesem Moment an der Schwelle stand zu erfahren, welches große Geheimnis Dunholm die ganze Zeit gehütet hatte.
    McKellen schlug das Büchlein auf und blätterte darin zu einer bestimmten Seite. Dann wechselte er offenkundig und ungeachtet seiner Warnung in die Wahrsicht, denn während er das Buch vor sich in der Luft schweben ließ, fingen seine Hände an, komplizierte Muster in die Luft zu zeichnen. Jonathan fühlte sich versucht, ebenfalls die Wahrsicht herbeizurufen, doch er wollte lieber kein unnötiges Risiko eingehen.
    Der alte Magier begann auf Gälisch zu murmeln. Das hatte er schon während des Rituals in der Kanalisation gemacht. Es schien ihm zu helfen, sich auf die komplizierten Webvorgänge, die er im Fadenwerk vornahm, zu konzentrieren.
    Eine Weile lang geschah nichts, das Jonathan außerhalb der Wahrsicht bemerkt hätte. Die Veränderung trat schließlich so schleichend ein, dass sie ihm erst auffiel, als sie schon weit fortgeschritten war. Überall um sie herum verloren die Dinge ihre Farbe; Formen wurden unscharf und verzerrten sich, Töne nahmen einen immer dumpferen Klang an, bis sie schließlich ganz verstummten. Ein eigentümliches Rauschen, wie von herabstürzendem Wasser, setzte ein, und es wurde von einem Flirren in der Luft begleitet, das an einen nur halb stofflichen Wasserfall erinnerte und das sie kreisförmig umschloss.
    Jonathan warf einen Blick über die Schulter und sah, dass der kleine Tempel, in dem sie sich eben noch befunden hatten, auf einmal wie ein Ort erschien, den man durch die tunnelartige Optik eines Fernrohrs betrachtete. Alles – Robert, Kendra, die Wand, die Umhängetasche mit Rupert – war noch nah und gut zu erkennen, wenn man einmal davon absah, dass es vollkommen ohne Farben war und wie hinter einem Wasservorhang liegend wirkte. Zugleich erweckte das Bild aber auch den Eindruck, in großer Ferne zu liegen.
    »Wo sind wir?«, fragte Jonathan mit spürbarem Unbehagen.
    »Wir stehen noch immer in dem Tempel«, erwiderte McKellen, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. »Und zugleich sind wir in der Wildnis der nordamerikanischen Prärie, in der Savanne Afrikas, auf einer Bergspitze in Grönland und in einer Pyramide in

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