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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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des Ordens des Silbernen Kreises
    Am unteren Ende der Treppe, die vom Keller der London Historical and Cultural Society zu den Räumen der Unteren Guildhall führte, presste sich Randolph dicht an die Wand. Als die Detonation Staub und Steinbrocken an ihm vorbeifegte, zuckte er unwillkürlich zusammen. Er zog an seiner Schiebermütze und räusperte sich verlegen. Vielleicht hätte er doch nur zwei statt vier Dynamitstangen zusammenbinden sollen, bevor er sie in den Eingangsbereich des Ordenshauptquartiers geworfen hatte. Aber schließlich hatte er keine große Erfahrung mit Sprengstoff. Und auch wenn er nicht beabsichtigte, die Decke einstürzen zu lassen, wollte er sich doch die ungeteilte Aufmerksamkeit aller anwesenden Magier sichern.
    Er bückte sich, nahm das nächste Bündel hoch, zündete sie mit einem Schwefelholz an und schleuderte sie dann die andere Richtung den Korridor hinab. Erneut gab es einen ohrenbetäubenden Schlag, und die Erschütterung ließ Steinstaub von der Decke rieseln. Mittlerweile dürfte auch der letzte von Wellingtons Anhängern mitbekommen haben, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.
    Dann wollen wir die Verwirrung noch mal ein wenig steigern , dachte Randolph grimmig, steckte vier weitere Dynamitbündel ein und huschte die Treppe hinunter. Aufgeregte Schreie hallten durch die Gänge der Guildhall, und Schritte näherten sich Randolph aus mindestens zwei Richtungen. Dunholms ehemaliger Vertrauter wechselte in die Wahrsicht über, nahm Maß und schleuderte dann jeweils zwei Dynamitbündel sowohl nach links in Richtung der Bibliothek als auch geradeaus den Gang hinab. Von einem Fadenbündel vorangetrieben und an einem Zielfaden befestigt, der mit der fernen Korridorwand verbunden war, wirbelten die Sprengladungen davon. Als sie das Gangende erreichten, explodierten sie und riefen entsetztes Aufbrüllen hervor.
    Aus der nahen Tür zum Archiv tauchte ein Magier auf. Es war der junge Earl of Greyford, ein in Randolphs Augen eingebildeter Schnösel, der allerdings in Ordenskreisen nicht nur für seine Fechtkünste, sondern auch seine eindrucksvolle Schnelligkeit bekannt war. Die stellte er in diesem Augenblick unter Beweis, als er umgehend die Situation erfasste, die Hand hob und Randolph mit einem perfekt gezielten, peitschenartig vorschnellenden Faden das nächste Schwefelholz, das dieser schon angerissen hatte, aus den Fingern schlug.
    Randolph verschwendete keine Sekunde, sondern warf dem Neuankömmling das nicht entzündete Dynamitbündel ins Gesicht. Dieser wurde davon so abgelenkt, dass es dem Kutscher gelang, mit zwei hämmernden Fadenbündeln nachzusetzen. Greyford parierte das eine mit zwei Fingern, das andere traf ihn mitten in den Bauch und ließ ihn japsend einknicken. Bevor er sich davon erholen konnte, sprang Randolph ihm entgegen, holte mit der Rechten aus und verpasste ihm einen kraftvollen Faustschlag gegen das lange, glatt rasierte Kinn. Sein Gegner fiel lautlos um. Schnell, ja, aber nicht hart im Nehmen , dachte Randolph grimmig.
    Er richtete sein Augenmerk wieder auf den Korridor und stellte fest, dass er ein Problem hatte. Greyford hatte ihn gerade lange genug aufgehalten, um es seinen Gegnern zu erlauben, um die Ecke zu biegen. Drei Magier – Lawrence, Atkinson und ein Randolph Unbekannter – stürmten ihm entgegen. Sie wurden von vier bizarren Wesen, halb Mensch, halb Fisch, begleitet, die Wellington irgendwo auf der Insel der Wahren Quelle der Magie gefunden haben musste. Die Magier hoben die Hände, um anzugreifen, und der Kutscher erkannte, dass die Zeit zum Rückzug gekommen war. Randolph zog seinen Revolver aus der Manteltasche und feuerte drei ungezielte Schüsse in Richtung der Angreifer ab. Es ging ihm gar nicht darum, sie zu treffen. Er wollte sie nur dazu zwingen, in Deckung zu springen und ihren leichtsinnigen Ansturm noch einmal zu überdenken. Und dann habe ich noch ein Abschiedsgeschenk für euch.
    Mit weiten Sätzen hetzte er den Aufgang zurück, wobei er bemerkte, dass aus dem anderen Gang sich vier weitere Gegner näherten. Deutlich zu viele also, um sich ihnen zu stellen. Stattdessen rannte Randolph die Eingangstreppe empor, zurück zu der Stelle, an der er sich vorher verborgen hatte. An einer der Stufen lehnten vier Stangen Dynamit, die mit feinen, glitzernden Fäden an der Treppe verankert waren. Von jeder ging ein einzelnes, fest verdrilltes Fadenbündel aus, das sichtbar überspannt in Richtung der Korridore verschwand, nur um dort an

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