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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Gegenwärtig konnte er nichts weiter unternehmen. Es gab viel zu viele Zeugen. Doch er nahm sich vor, Old Man in absehbarer Zukunft erneut zu beehren – und dann würde er die Wahrheit schon aus ihm herauspressen.
    »Gibt es hier irgendein Problem?«, fragte eine raue Männerstimme mit hörbarem Cockney-Akzent.
    Crandon wandte sich zu dem Sprecher um. Es handelte sich um einen kräftigen Arbeiter mit kantigem Kinn und buschigen hellbraunen Koteletten, die ihm fast bis zum Hals reichten. In seinen Augen funkelte es wachsam. Vermutlich war er ein von Old Man bezahlter Schläger, der aufpasste, dass sich die Gäste auch dann benahmen, wenn sie bereits einen über den Durst getrunken hatten.
    Der Magispector zwang sich zu einem Lächeln. Er hätte den Mann mit einem kraftvollen Fadenschlag gegen die nächste Wand schleudern können, aber im Augenblick waren ihm die Hände gebunden, und es mochte sinnvoller sein, einen Streit zu vermeiden. »Nein, keine Probleme. Ich wollte gerade gehen.«
    »Das will ich meinen«, knurrte der Mann.
    »Jack, es ist schon in Ordnung«, mischte sich Old Man ein. »Wir haben uns nur unterhalten. Nicht wahr, Sir?« Er blickte Crandon unschuldig an.
    Dieser biss innerlich die Zähne zusammen. »Sicherlich«, gab er zurück. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Jederzeit gerne.«
    »Und sollten Sie Mister Cutler oder Mister Sedgewick sehen, lassen Sie es mich wissen.«
    »Wie soll ich das anstellen, Sir? Ich kann doch nicht einfach jemanden zur Guildhall schicken.«
    Da war etwas Wahres dran – umso mehr, da die Guildhall nicht mehr existierte, seit Randolph Brown ihren geheimen Standort vor kaum zwei Stunden durch seinen wahnwitzigen Angriff preisgegeben hatte. Crandon hatte ja gehofft, dass Wellington den Kutscher dafür zur Verantwortung ziehen würde. Doch so wie es aussah, hatte er ihn nur gemeinsam mit den übrigen verbliebenen Gefangenen abtransportiert.
    »Sie haben recht«, pflichtete er Old Man nach kurzem Schweigen bei. »Vergessen Sie es. Vergessen Sie am besten überhaupt, dass ich hier war.« Er zog etwas Geld aus seiner Hosentasche und schob es dem Wirt unauffällig über den Tresen zu. »Wäre das möglich?«
    »Kann mich nicht daran erinnern, Sie je gesehen zu haben«, erklärte Old Man und grinste verschwörerisch, während er das Geld einstrich.
    Timothy Crandon schenkte ihm zum Abschied ein säuerliches Lächeln, nickte dankend und verließ das Pub wieder.
    Kaum war der Magier nach draußen auf die Straße getreten und hatte die Tür hinter sich geschlossen, da verschwand Old Mans Grinsen wie weggewischt. Der Wirt lehnte sich schwer auf seinen Tresen und atmete tief ein und aus.
    »Ist wirklich alles in Ordnung, Boss?«, fragte Jack, dessen Auge und Verstand schärfer waren, als man es ihm im ersten Moment abgenommen hätte.
    »Ja. Danke, Jack.« Old Man fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, und sein Blick wanderte unwillkürlich zum hinteren Teil seines Pubs. »Übernimm hier mal kurz für mich, Jack. Ich muss austreten.«
    »Geht in Ordnung, Boss.«
    Während der bullige Mann, der regelmäßig im Old Man’s als Aufpasser und auch gelegentlich als Aushilfe hinterm Tresen arbeitete, den Wirt am Zapfhahn ablöste, durchquerte dieser mit einem Lächeln für seine Gäste auf den Lippen das Pub und verschwand durch eine Tür in der hinteren Ecke des Raumes, die früher immer von einem vertrockneten Minialligator bewacht worden war, der auf einem hohen Querbalken gelegen hatte. Am Abend zuvor hingegen war das Tier, das Old Man vor Jahren in einem Trödelladen erworben hatte, auf einmal verschwunden. Seitdem zerbrach er sich den Kopf, wer von seinen Gästen verrückt genug war, ein ausgestopftes und weiß Gott nicht sonderlich hübsches Reptil zu klauen.
    Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging der Wirt den dahinterliegenden Flur hinunter, wandte sich allerdings nicht den kleinen und ziemlich einfachen Örtlichkeiten zu, sondern schloss eine Tür mit der Aufschrift »Privat« auf. Dahinter führte eine steile Treppe in einen Kellerraum, den der Vorbesitzer des Old Man’s für diskrete Glücksspielrunden verwendet hatte. Old Man allerdings hatte keine Verwendung für den Raum gehabt, bis er eines Abends Albert Dunholm davon erzählt hatte, der keine Woche später mit der Absicht an ihn herangetreten war, den Raum für einen geringen Obolus zu mieten, sofern er ihn ein wenig umgestalten dürfe.
    Der Wirt hatte nichts dagegen gehabt, und in den Folgejahren war Dunholm

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