Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
Dunholm gewesen. Andere erzählten sich, dass eine Gruppe betrunkener Magier seinerzeit leichtsinnig ihre Fähigkeiten offenbart und den Wirt auf diese Weise in ihre Welt gezogen hätten. Auf Nachfrage hingegen lächelte der selbst vollkommen unmagische Old Man stets nur und erklärte, er habe schon immer eine Schwäche für außergewöhnliche Menschen gehabt – eine Aussage, die durch die zahlreichen kuriosen Andenken, die den schummrigen Innenraum seines Pubs schmückten, unterstrichen wurde.
    Timothy Crandon mochte das Old Man’s nicht. Das Pub war ihm zu dunkel, zu schäbig und zu vollgestellt mit nutzlosem Tand, staubigen Eigenwilligkeiten und vergilbten Erinnerungen an große Abenteuer, die der kleine, rundliche Mann mit dem schütteren dunkelblonden Haar und dem struppigen Bart, der in Schürze und mit hochgekrempelten Hemdsärmeln hinter dem Tresen Biergläser füllte, nicht selbst erlebt hatte.
    Aber der Magispector wusste, dass viele andere Ordensmitglieder seine persönliche Abneigung nicht teilten, sondern mit großem Genuss und in schöner Regelmäßigkeit an diesem Ort die Abendstunden verbrachten. Das Old Man’s eignete sich ebenso als Ort zum Ausspannen wie um dort fern der Guildhall vertrauliche Gespräche zu führen – und vielleicht war es auch der Platz, an dem Männer und Frauen, die sich gegenwärtig auf der Flucht vor Lordmagier Wellington befanden, kurz haltmachten, um sich mit Proviant einzudecken oder eilig Pläne zu schmieden. Und um genau das herauszufinden, hatte er sich hierher begeben.
    Das Old Man’s schien an diesem Abend besonders gut besucht zu sein. An den zahlreichen Tischen im Schankraum und in den kleinen, durch Fachwerkstreben abgetrennten Nischen saßen Männer zusammen, tranken, scherzten und spielten Würfel oder Karten. Allerdings befand sich kein einziger Magieanwender unter ihnen, wie sich Crandon mit einem Blick in die Wahrsicht überzeugte. Nun ja, das hatte er im Grunde auch nicht erwartet. Ganz so dumm, sich hier unter den Augen aller aufzuhalten, waren selbst Cutler und Sedgewick nicht.
    »Äh … verzeihen Sie«, wandte Crandon sich mit einem Räuspern an den Wirt.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?«, erkundigte sich Old Man mit einem verbindlichen Grinsen.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Der Wirt hob leicht die Augenbrauen. »Ich kenne Ihr Gesicht irgendwoher, aber helfen Sie mir auf die Sprünge.«
    Crandon beugte sich ein wenig über den Tresen und senkte die Stimme. »Ich gehöre dem Orden an, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Old Man nahm das Bierglas, das er gerade gefüllt hatte, unter dem Zapfhahn weg und hielt ein neues darunter. »Sehr gut, Sir. Nehmen Sie doch den Tisch hinten links in der Ecke. Ich bringe Ihnen gleich etwas zu trinken.« Er setzte eine bedauernde Miene auf. »Leider sind Sie heute Abend der einzige besondere Gast. Sonst ist bis jetzt niemand gekommen, daher habe ich den Laden fürs normale Publikum geöffnet. Man sagt, es habe einigen Tumult im Umfeld der Guildhall gegeben. Keine Ahnung, ob das etwas damit zu tun hat …« Er ließ den Satz auf eine Weise zwischen ihnen in der Luft hängen, als erhoffe er sich von Crandon Antworten auf seine unausgesprochene Frage. Der Magispector ging nicht darauf ein.
    »Sie haben also wirklich niemanden gesehen? Mister Cutler vielleicht? Oder Mister Sedgewick?«, hakte Crandon nach und musterte den Wirt scharf. Er hoffte, irgendeinen Hinweis darauf zu entdecken, dass dieser ihn hinters Licht zu führen versuchte. Old Mans Fadenaura bewegte sich unruhig, aber das allein war noch kein hinreichendes Indiz. Viele Menschen waren nervös, wenn sie sich bewusst waren, dass sie mit einem Magiekundigen sprachen. Und ansonsten wirkte der Wirt vollkommen arglos.
    »Ich habe Doktor Westinghouse vor zwei Tagen gesehen«, erwiderte Old Man freundlich. »Und Mister Atkinson war hier und Mister Brown und noch ein paar andere ebenfalls. Aber heute Abend sind Sie das erste Ordensmitglied.«
    »Sind Sie sicher? Ich muss unbedingt mit Mister Cutler oder Mister Sedgewick sprechen.«
    »Vielleicht sollten Sie in der Guildhall nach ihnen suchen«, schlug Old Man vor.
    »Nein, da sind sie nicht.«
    »Nun, hier sind sie auch nicht, wie Sie sehen können.« Der Wirt deutete auf den Schankraum.
    Timothy Crandon kniff leicht die Augen zusammen. Er vermochte nicht zu sagen, woran es lag, aber irgendwie glaubte er Old Man nicht ganz. Der kleine, schmierige Bursche wusste mehr, als er preisgab. Der Magispector sah sich um.

Weitere Kostenlose Bücher