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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Unterfangens innehaben, Sie führen die Magier im Falle eines direkten Angriffs«, entschied Wellington.
    »Einverstanden«, sagte der Franzose. »Das Dritte wäre eher ein Wunsch als eine Bedingung. Wenn ich schon mit anderen Leuten zusammenarbeiten muss, dann bevorzuge ich Männer, die ich bereits kenne. Ist Whitby abkömmlich?«
    Der Erste Lordmagier blickte Carlyle fragend an.
    »Er dürfte in seinem gegenwärtigen Zustand kaum von Nutzen sein«, erklärte der Leiter für äußere Angelegenheiten. »Er hat beim Kampf gegen Holmes und die McKellens eine Beinverletzung davongetragen, die frühestens in ein oder zwei Wochen verheilt ist.«
    Mit einem Räuspern ging Wellington dazwischen. »Ich denke, an dieser Stelle kann ich Abhilfe schaffen. Mister Whitby wird Ihnen zur Verfügung stehen, sobald die Nautilus ablegt.«
    Der Franzose neigte kaum merklich den Kopf. »Dann gibt es nichts weiter zu besprechen. Wenn Sie mich kontaktieren wollen, finden Sie mich in der Pension, die Sie für mich gemietet hatten. Ich habe ein wenig Schlaf nachzuholen. Die letzten zwei Nächte waren alles andere als angenehm. – Allez, Richelieu!«, rief er mit etwas lauterer Stimme und hob den linken Arm. Wie aus dem Nichts schoss ein weißbrauner Wanderfalke heran und landete auf seiner Faust. Der Raubvogel drehte den Kopf zur Seite und starrte Wellington und Carlyle aus einem einzelnen gelben Auge an.
    Grüßend tippte der Franzose mit einem Finger seiner behandschuhten Rechten an die Krempe seines Hutes. Dann wandte er sich um und ging zusammen mit dem Falken davon. Nach wenigen Schritten begannen sich ihre Körper aufzulösen, verschmolzen dem Anschein nach mit den Schatten, und auch ihre Auren lösten sich im Fadenwerk auf, wie Wellington bei rascher Überprüfung feststellte. Einen Augenblick später waren der Franzose und sein Vertrauter – zumindest für jeden gewöhnlichen Menschen und Magiekundigen – buchstäblich verschwunden. »Ein bemerkenswerter Mann«, bemerkte Wellington, während er in der zweiten Sphäre der Magie verfolgte, wie sich das nicht abgeschirmte Bewusstsein des Attentäters, einem geisterhaft im Dunkel schwebenden Gedanken gleich, langsam entfernte.
    »Er ist Söldnerabschaum«, knurrte Carlyle mit unverhohlenem Missfallen.
    »Wohl wahr«, stimmte ihm Wellington bei. »Aber er ist nützlich. Daher zügeln Sie Ihre Abneigung, und denken Sie daran: Je schneller Sie Dunholms Ring und der geflohenen Magier habhaft werden, desto eher können Sie sich seiner entledigen.«
    Ein Funken Hoffnung glomm in Carlyles Augen auf. »Meinen Sie mit entledigen das, was ich denke?«
    Victor Mordred Wellington bedachte seinen Untergebenen mit einem langen Blick. »Es läge mir fern, einen geschätzten Geschäftspartner zu hintergehen. Aber sollte ich von der Wahren Quelle der Magie zurückkehren, nur um zu erfahren, dass bedauerliche Umstände dazu geführt haben, dass wir auf die Dienste des Franzosen zukünftig nicht länger bauen können – und, viel wichtiger, auch sonst niemand –, so würde ich deswegen keine schlaflosen Nächte erleiden.«
    23. April 1897, 1:38 Uhr GMT
England, London, Mündung des Barking Creek
    Nicht nur äußerlich hatte die Nautilus sich verwandelt, auch im Inneren glich sie kaum noch dem Tauchboot, das sie gewesen war, als die Ingenieure sie in der geheimen Werft von Charles Gordon Bennett vom Stapel gelassen hatten. Die einst stählernen Wände der Gänge und Räume hatten eine eigentümlich halb organische Form angenommen, in welcher die genieteten Metallplatten mit feuchtkaltem Fleisch von schwärzlich grauer Färbung verschmolzen waren. Wenn man durch die Eingeweide des Schiffes wanderte – und diese normalerweise sinnbildlich gemeinten Worte gewannen im Falle der Nautilus ihre ganz eigene Bedeutung –, so drängte sich einem das verstörende Gefühl auf, irgendwelche wahnsinnigen Konstrukteure hätten einen Buckelwal ausgeweidet, die Haut in breite Streifen geschnitten und diese dann auf ein metallenes Gerüst gespannt, nur um sie abschließend mit Stahlplatten zu panzern.
    Wenigstens stinkt es nicht nach Fisch , dachte Timothy Crandon, während er mit angewidert verzogener Miene und sorgsam darauf bedacht, bloß nicht die kalt schwitzenden Wände zu berühren, den Hauptkorridor entlangging. Um den Magispector herum verstauten Männer und Frauen, die sich in ihrem guten Zwirn des Londoner Bürgertums genauso fehl am Platze zu fühlen schienen wie Crandon, gemeinsam mit fischgesichtigen

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