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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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»Selbstverständlich nicht«, sagte Cutler. »Aber wird man Sie im Theater nicht vermissen?«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich habe Vorsorge getroffen. Man wird meinem Begleiter nach der Pause mitteilen, dass ich einer alten Freundin begegnet bin, mit der ich noch einige Worte wechseln will, und dass ich mich etwas später wieder zu ihm gesellen werde. Es tut mir zwar leid, dass ich den Captain so schamlos belüge, aber es muss sein, wie Sie gleich erfahren werden. Wollen wir dann?« Sie trat zwischen den Säulen auf die Straße hinaus und gab dem Kutscher ein Zeichen.
    Dieser setzte sogleich das Gespann in Bewegung und kam zu ihnen herübergefahren. Cutler fiel auf, dass die Tür der Kutsche von den königlichen Insignien Queen Victorias geziert war. Außerdem befand sich neben dem Kutscher zusätzlich ein livrierter Diener an Bord, der hinter der Kutschkabine auf einem Trittbrett stand. Wer immer die junge Frau also war, es handelte sich nicht um eine gewöhnliche Hofdame.
    Der Diener, ein untersetzter Mann, dessen Körperbau zugleich eine Anstellung als Wachmann nahe legte, sprang vom Trittbrett und öffnete die Tür zur Kutschkabine. Dabei musterte er Cutler, Filby und Peabody eindringlich. In seinen Augen stand die unverhohlene Warnung, keinen Ärger zu machen. »Wohin soll es gehen, Hoheit?«, fragte der Kutscher unterdessen höflich.
    »Fahren Sie uns einfach ein paar Mal zwischen Trafalgar Square und Fleet Street hin und her«, erwiderte die junge Frau. »Ich lasse Sie wissen, sobald sich an unserem Ziel etwas ändert.«
    »Sehr wohl, Hoheit.«
    Nachdem sie alle eingestiegen waren und sich hingesetzt hatten – wobei sich Cutler aus Platzgründen neben ihrer Gastgeberin niederließ – , setzte sich die Kutsche in Bewegung, und der Kutscher lenkte sie in den abendlichen Verkehr, der auf dem Strand herrschte.
    »Vielleicht möchten Sie uns nun verraten, was all diese Geheimniskrämerei bedeutet, Hoheit «, sagte Dunholms ehemaliger Sekretär, wobei er das letzte Wort so betonte, dass es zugleich einer Aufforderung gleichkam, sich endlich vorzustellen.
    »Natürlich, Mister Cutler«, gab die junge Frau mit einem Nicken zurück. »Ich bin Prinzessin Feodora von Sachsen-Meiningen, und ich weile gegenwärtig in London, um an den Feierlichkeiten anlässlich des Kronjubiläums meiner Urgroßmutter Queen Victoria teilzunehmen.«
    Das erklärt die Kutsche und den Wächter, dachte Cutler. Er ermunterte Feodora mit einer Geste, weiterzusprechen.
    »Ich … « Die junge Frau stockte. Auf einmal schien sie nicht mehr ganz so selbstsicher wie noch gerade eben. Sie blickte von einem der Männer zum anderen. »Das, was ich Ihnen jetzt verrate, muss unbedingt unter uns bleiben. Niemand bei Hofe darf davon erfahren, meine Herren. Ich … ich würde Sie auch gar nicht ansprechen, wenn Sie mir nicht zufällig heute Morgen im Palast aufgefallen wären. Aber so kann ich einfach nicht anders.«
    »Ich denke, dass ich für uns alle spreche, Hoheit, wenn ich sage, dass wir durchaus imstande sind, ein Geheimnis zu wahren«, sagte Cutler. »Ich hoffe allerdings, dass Sie uns nicht in einen Gewissenskonflikt stürzen, indem Sie uns Dinge mitteilen, die ein Handeln eigentlich notwendig machen würden.«
    Feodora schüttelte den Kopf. »Nein, das beabsichtige ich nicht. Dennoch muss ich auf einem Versprechen der Verschwiegenheit bestehen.«
    »Also dann.« Cutler legte eine Hand aufs Herz. »Bei meiner Ehre, ich gelobe über das hier Gesprochene zu schweigen.« Er blickte seine beiden Gefährten auffordernd an. Peabody folgte seinem Vorbild umgehend, Filby schnaufte zunächst indigniert und murmelte etwas von Kindereien, beteuerte schließlich aber auch, nichts zu verraten.
    Feodora wirkte erleichtert. »Ich danke Ihnen, meine Herren, und ich will Sie jetzt auch nicht länger auf die Folter spannen. Ich habe Sie um ein Treffen gebeten, weil mir heute Morgen aufgefallen ist, dass Sie – und verzeihen Sie, wenn das eigenartig klingt – leuchten, genau wie ich.«
    Cutler runzelte die Stirn. »Leuchten?«, wiederholte er. »Wie darf ich das verstehen?«
    »Ihre Körper leuchten«, sagte Feodora. »Sie müssen wissen, dass ich seit meiner Kindheit unter einer seltsamen Krankheit leide. Ich erlebe plötzliche Anfälle von Kopfschmerzen und Krämpfen, und es scheint, als würde ich halluzinieren. Ich sehe ein gelbliches Glitzern vor den Augen, Menschen erwecken den Eindruck, in Flammen zu stehen, und … und ich selbst scheine

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