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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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in dem ein älteres Dampfschiff überholt wurde. Dann huschte er im Schatten einer langen Lagerhalle bis zu den vorderen Piers, wo die Brooklyn vertäut war. Mittschiffs hatte jemand einen metallenen Laufsteg angebracht, über den man bequem an Bord gehen konnte. Doch nicht nur stand am unteren Ende auf dem Pier ein Wachmann, es verkehrten auch einfach zu viele Leute auf dem schmalen, mit Seilen gesicherten Zugangsweg. Die Gefahr, mit einem von ihnen zusammenzustoßen, war zu groß. Wovoka mochte unsichtbar und unhörbar sein, aber sein Körper stellte nach wie vor ein Hindernis dar.
    Suchend ließ der Paiute-Seher seinen Blick über den Rumpf des Schiffes schweifen. Wie wäre es hiermit? , dachte er, als er einen weiteren möglichen Zugang entdeckte. Etwa auf der Höhe der Brücke befand sich eine längliche Öffnung im Rumpf, aus welcher der schlanke Lauf einer Kanone hervorragte. Das Fenster war nicht besonders hoch, aber durch seine Breite groß genug, um es einem geschickten Mann zu erlauben, ins Innere zu klettern. Wovoka wich zwei Matrosen aus, die eine hölzerne Seekiste in Richtung des Laufstegs schleppten, und glitt zu der Öffnung hinüber, die sich vielleicht drei Fuß oberhalb von ihm und doppelt so weit entfernt befand.
    Rasch zog der Paiute-Seher seine Schuhe aus und knotete sie an den Schnürsenkeln zusammen, um sie sich um den Hals zu legen. Er wechselte in die Wahrsicht und feuerte ein Fadenbündel auf den oberen Rand der halbkreisförmig aus dem Rumpf hervorragenden Kanonenstellung ab. Lautlos schwang er sich vom Pier zum Stahlrumpf der Brooklyn hinüber. Das Metall war kühl und ein wenig feucht. Sich mit bloßen Füßen an der nach innen geneigten Schiffsseitenwand abstützend, kletterte er geschickt bis zu der Kanonenöffnung hinauf. Mit einer Hand packte Wovoka den Kanonenlauf, mit der anderen den unteren Fensterrand, und so zog er sich durch das Fenster, nur um dahinter sofort zu Boden zu gleiten und in die Hocke zu gehen.
    Wachsam sah er sich um. Der Raum erwies sich als größer, als er angenommen hatte. Die Kanone ruhte auf einem schweren Sockel und ließ sich mithilfe von Zahnradschienen schwenken und neigen. Das Drehrad zum Schwenken der Waffe befand sich zwei Schritte entfernt mitten im Raum und wirkte dort seltsam verloren, aber der Konstrukteur hatte sich sicher etwas dabei gedacht. Links neben der Kanone befand sich ein kleineres Dreibeingeschütz, das durch einen schmaleren Schlitz im Rumpf nach draußen ragte, und im hinteren Teil des Raumes war eine dritte größere Geschützstellung montiert. Kisten mit Munition standen herum, und in der zum Heck weisenden Wand des Raumes befand sich eine Türöffnung, hinter der eine Treppe nach oben führte. Versteckmöglichkeiten gab es in dem offen gestalteten Raum leider keine. Also die Treppe, dachte Wovoka.
    Er schlüpfte wieder in seine Schuhe und pirschte sich die metallenen Stufen hinauf. Oben waren Stimmen zu hören. Sie drangen durch ein offen stehendes Schott zur Rechten, das auf Deck führte. Zur Linken lag ein Gang, der sich nach drei Schritten gabelte. Überall hier war es gefährlich eng. Er musste schnell einen Unterschlupf finden, sonst war seine Entdeckung praktisch unvermeidlich.
    Er huschte um die Ecke und sah sich unvermittelt einem kleinen, weißen, unglaublich hässlichen Hund gegenüber. Der Hund, der auf dem Gang gelegen hatte, sprang auf und starrte Wovoka – oder vielmehr die leere Stelle des Ganges, an der Wovoka stand – verwirrt an. Im nächsten Moment begann er, wie verrückt zu bellen. Verdammt , durchfuhr es den Paiute-Seher. Er hat mich gerochen! Natürlich hätte Wovoka in die Wahrsicht wechseln und die Fäden blockieren können, die von ihm aus direkt in die Nase des aufgeregten Tiers führten, aber dazu blieb keine Zeit. Schon konnte er Schritte hören, die sich aus einem der Räume dem Gang näherten. »Huckleberry, was ist denn los?«
    Lautlos wirbelte Wovoka herum und stürzte durch die offene Luke hinaus aufs Deck. Dort war genug Platz, um der unmittelbaren Gefahr zu entrinnen. Der Paiute presste sich an die Wand, als ein Matrose an ihm vorbeilief; gleichzeitig sah er sich hektisch um. Hinter ihm trippelte der kleine Hund den Gang entlang und bellte eine unsichtbare Duftspur an. Das Beiboot , entschied Wovoka, als sein Blick auf ein neben dem vorderen Hauptgeschütz hängendes Gefährt fiel. Dort würde in der nächsten Zeit sicher niemand über ihn stolpern. Andererseits würde das Schwanken des

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