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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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neben ihm. Aus welcher Richtung die Worte kamen, konnte er nicht sagen. Irgendwie schien die Stimme aus dem Rumpf des Schiffes selbst zu dringen. Der Gedanke hatte etwas zutiefst Verstörendes an sich.
    »Nein«, erwiderte er mit leichter Verspätung, während er sich erneut umschaute, unschlüssig, wohin er seine eigenen Worte richten sollte. »Mein Name ist Jonathan Kentham. Doch ich reise im Auftrag McKellens. Seine Enkelin begleitet mich. Sie war es, die Sie gerufen hat.«
    »Ich hoffe, Ihre Worte entsprechen der Wahrheit.«
    Jonathan lachte kurz auf. »Wenn Sie imstande sind, magisch das Wetter zu beeinflussen und ein Schiff dieser Größe durch die Wolken schweben zu lassen, sollte es Ihnen leichtfallen, herauszufinden, ob ich lüge, oder? Abgesehen davon trägt Miss McKellen das Horn ihres Großvaters bei sich.«
    Der Mann schwieg einen kurzen Augenblick. Dann sagte er: »Ich glaube Ihnen. Sie können Ihre Gefährten an Bord rufen. Ihnen wird nichts geschehen.«
    »Nun, ich hoffe, dass Ihre Worte auch der Wahrheit entsprechen.«
    »Ich diene dem, wofür McKellen steht, genau wie Sie. Bin ich nicht dem Ruf des Horns gefolgt?«
    »Jeder hätte dem Ruf des Horns folgen können.«
    »Jeder hätte das Horn an die Lippen heben können.«
    Jonathan nickte ernst. »Wie es aussieht, werden wir uns also gegenseitig vertrauen müssen.« Er ließ seine Hände sinken. »Ich habe den ersten Schritt getan. Ich stehe hier offen vor Ihnen. Aber Sie verstecken sich noch immer. Wäre es nicht angebracht, dass wir uns von Angesicht zu Angesicht kennenlernen?«
    »Ich verstecke mich nicht«, sagte die Stimme des Mannes plötzlich eindeutig zu Jonathans Linken. Jonathan drehte sich um und sah eine hagere, dunkle Gestalt neben dem Eingang zum Achterschiff stehen, in dessen Schatten sie sich zuvor verborgen haben musste. »Ich zeige mich nur nicht jedem«, fuhr der Mann fort und kam dabei langsam näher.
    Er trug einen dunklen, leicht zerschlissenen Uniformrock, dessen Schnitt nach Jonathans Dafürhalten seit einer halben Ewigkeit aus der Mode sein musste. Sein schulterlanges Haar war schwarz wie die Nacht und umrahmte ein bleiches Gesicht mit hohen Wangenknochen und dunklen Augen. Wäre er ein normaler Mann gewesen, hätte Jonathan ihn auf etwa vierzig geschätzt und ihm gute Chancen bei den Damen der besseren Gesellschaft von London eingeräumt. Aber er hatte das vage Gefühl, dass sein Gegenüber alles andere als normal war. Er sieht eher aus wie eine verdammte Seele , ging es ihm mit leichtem Erschrecken durch den Kopf.
    Dennoch zwang er sich zu einem freundlichen Lächeln und einem grüßenden Nicken. »Dann freut es mich, dass Sie für mich und meine Begleiter eine Ausnahme machen«, sagte er. »Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe?«
    Der Fremde schenkte Jonathan ein bitteres Lächeln. »Mein wirklicher Name ist schon lange in Vergessenheit geraten. Daher habe ich irgendwann beschlossen, ihn nicht weiter zu führen. Wenn Sie mich irgendwie zu rufen wünschen, nennen Sie mich den Holländer.«
    Jonathan runzelte die Stirn. »Den Holländer?«, echote er. Ein Puzzleteil fiel an seinen Platz und enthüllte ein Bild in seinem Geist, das sein Verstand gleich darauf als absurd abzutun versuchte. Unwillkürlich wanderte sein Blick über das leere Schiffsdeck, und Unglauben durchströmte ihn.
    Der Mann schnaubte mit milder Belustigung. »Ich weiß genau, was Sie jetzt denken: Richard Wagner.«
    »Ich gebe zu, dass mir der Name durch den Kopf gegangen ist«, sagte Jonathan. »Aber Sie müssen auch gestehen, dass Sie diesen Gedanken provoziert haben.«
    »Möglicherweise«, räumte sein Gegenüber ein.
    Kurze Zeit herrschte Schweigen. »Sind Sie … « Jonathan räusperte sich. »Sind Sie besagter Gentleman? Sie wissen schon: der sagenumwobene Fliegende Holländer?« Noch vor einer Woche hätte er sich niemals erlaubt, eine solch offensichtlich lachhafte Frage zu stellen, aber nach allem, was er in der Zwischenzeit erlebt hatte, schloss er lieber gar nichts mehr aus.
    »Man wird zu dem, wofür einen die Menschen halten.« Die Miene des Mannes blieb undurchschaubar.
    »Das verstehe ich nicht ganz«, gestand Jonathan.
    »Das müssen Sie auch nicht. Vielleicht erzähle ich Ihnen die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt. Aber nun sollten wir uns langsam auf den Weg machen. Wohin wird die Reise gehen?«
    »Zur Wahren Quelle der Magie«, sagte Jonathan. »Wissen Sie davon?«
    Der Holländer nickte stumm. Dem säuerlichen Ausdruck auf

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