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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Augenblick steckte Kendra den Kopf zur Tür herein. »Ah, Jonathan, ich suche Sie bereits überall. Meister Fu bat mich, Ihnen auszurichten, dass er jetzt etwas Zeit für uns hätte, falls wir unsere Unterweisungen fortsetzen möchten.«
    »Danke«, sagte Jonathan, irgendwie erleichtert darüber, dass ihm ein Vorwand geliefert wurde, das Gespräch mit dem Holländer, das so erhellend wie erschütternd gewesen war, zu beenden. Sein Blick fiel auf das halbleere Glas in seiner Hand, und er hob es wie zur Entschuldigung. »Ich komme gleich.«
    »Gut, wir sind beide an Deck«, erwiderte die junge Frau. Sie warf dem Holländer einen kurzen, eigentümlichen Blick zu, danach verschwand sie wieder.
    »Sie nehmen es mir doch nicht übel, wenn ich Sie jetzt allein lasse?«, fragte Jonathan.
    Der Holländer schwenkte bedächtig den Rum in seinem Glas. »Nein, keineswegs. Üben Sie sich für den Kampf, der Ihnen bevorsteht. Sie sagten es eingangs ja selbst: Es wäre tragisch, wenn all die Toten, die Ihren Weg pflastern, umsonst gestorben wären.«
    Der versteckte und ein wenig ungerechte Vorwurf, der sich in dem Satz verbarg, entging Jonathan nicht. Aber er erwiderte nichts darauf, sondern nickte nur stumm. Mit einem raschen Schluck leerte er sein Glas, stellte es auf den Tisch und erhob sich. »Wissen Sie, wie viel Zeit uns noch bleibt?«
    »Ungefähr ein Tag, wenn sich der Zustand des Schiffs nicht zu stark verschlechtert. Spüren Sie nicht bereits, dass die Magie um uns herum immer stärker wird?«
    Jonathan schüttelte den Kopf.
    »Na ja, Sie sind noch jung«, meinte der Holländer. »Noch ein paar Jahrzehnte, und Sie werden, genau wie ich, jede winzige Veränderung der Magie in den Knochen spüren wie ein alter Seemann einen Wetterumschwung.« Er prostete Jonathan zu.
    Dieser rang sich ein beifälliges Lächeln ab, bevor er sich umwandte und zur Tür ging.
    »Eine Sache noch«, hielt ihn die Stimme des Holländers in seinem Rücken auf.
    Jonathan drehte sich zu ihm um. »Ja?«
    Ihr Gastgeber sah ihn mit unergründlicher Miene an. »Kendra McKellen … sie bedeutet Ihnen etwas, nicht wahr?«
    Jonathan blinzelte verwirrt. »Ich … Nein, wir sind nur gute Freunde.«
    »Sie bedeutet Ihnen etwas«, beharrte der Holländer. »Ich weiß es, Sie wissen es. Warum belügen Sie sich selbst?«
    Vielleicht, weil Elisabeth erst seit vier Tagen tot ist , dachte Jonathan. Und weil ich bis dahin der Ansicht war, sie wäre die Frau, mit der ich mein Leben verbringen werde. Laut sagte er nichts davon. Er wollte mit dem Holländer nicht über Elisabeth sprechen. Also zuckte er nur mit den Schultern.
    »Ich glaube, sie mag Sie auch«, fuhr der Holländer mit seltsamer Eindringlichkeit fort. »Weisen Sie sie nicht ab. Sie braucht jemanden, der ihr Halt gibt.« Er machte eine Pause und blickte zur Seite. »Einen kurzen Moment lang redete ich mir ein, ich könnte dieser Mann sein. Aber der Gedanke war selbstsüchtig. Sie wäre an Bord dieses Schiffes schon nicht glücklich geworden, als es noch gesund und – für unsere Verhältnisse – von Leben erfüllt war. Und jetzt ist ohnehin nicht mehr daran zu denken.«
    Ich hatte also recht , dachte Jonathan. Er hat ein Auge auf sie geworfen. Bei dem Gedanken daran erwachte eine Eifersucht in ihm, die er nicht so einfach wegleugnen konnte, Elisabeth hin oder her. Trotzdem konnte er sich nicht davon abhalten, ein wenig mit dem Feuer zu spielen. »Wenn das Schiff wirklich stirbt, könnten Sie mit Kendra an Land gehen. Dann hält Sie doch nichts mehr auf See, oder? Geht es nicht in der Sage so? Der Kuss einer Frau bricht den Fluch und lässt den verirrten Seefahrer heimkehren?«
    Der Holländer lachte leise. »In der Oper vielleicht. Wagner war ein furchtbarer Romantiker. Aber diesen Weg werde ich nicht beschreiten. Ich werde hier auf See leben und sterben. Ich bin der Kapitän. Ich werde das Schiff nicht verlassen.« Er sprach die Worte mit finsterer Entschlossenheit aus.
    »Ich verstehe«, sagte Jonathan, und er verstand den Holländer in diesem Augenblick wirklich.
    »Dann müssen Sie auch begreifen, dass Kendra außer Ihnen niemanden mehr hat. Sie hat ihre Eltern verloren, ihre Heimat, ihren Großvater, ja sogar ihren Glauben an das Wunderbare der Magie … «
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich bin ein guter Beobachter«, sagte der Holländer leichthin.
    Aus irgendeinem Grund musste Jonathan plötzlich an Holmes denken, der auch so ein ›guter Beobachter‹ war. »Seien Sie froh, dass Kendra Sie

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