Magierlicht (Mithgar 08)
Beau den Wachen zu und streckte den Arm aus. »Seht! Dort im Osten!«
Sie kamen immer näher.
Was ist es, das ich da sehe?
Der Wächter neben Beau hämmerte auf die eiserne Triangel.
Eins, zwei, drei … zählte Beau, vier. Insgesamt vier. Nein, sechs … sieben …
Er wartete, während sie näherkamen, und zählte noch einmal.
Sieben. Es sind eindeutig sieben.
Und immer noch weigerten sich die silbrigen Gestalten, die über den Schnee rannten, sich in eine Form aufzulösen, die sein Auge erkannte.
Die Sonne war mittlerweile halb unter den Horizont gesunken, ihre roten Strahlen färbten den östlichen Himmel violett. Und vor den Strahlen der untergehenden Sonne rannten diese sieben Gestalten über die Ebene, silber auf blassem, violett getöntem Weiß.
Soldaten mit Armbrüsten eilten über die Rampen hinauf auf die Bastionen und bemannten die Zinnen. Der Hauptmann der Wache stieg ebenfalls hinauf und spähte nach Osten. »Bereithalten!«, befahl er.
In diesem Augenblick durchzuckte es Beau und er wusste, was er da sah, obwohl er sie noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Er kannte sie nur aus einem alten Elfenlied, das er gehört hatte, und Ehrfurcht durchströmte ihn. »Wartet, Hauptmann!«, rief er. »Schießt noch nicht! Das ist kein Feind!«
Der Hauptmann wandte sich an den Wurrling. »Was ist es dann, bei Adon, was nähert sich da der Stadt?«
»Draega, Hauptmann. Draega aus Adonar. Sie können nichts anderes sein!«
»Draega?«
»Meiner Treu! Meiner Seel!« Beau war unfähig, dem Hauptmann eine weitere Erklärung zu liefern, sondern rannte nur aufgeregt auf dem Waffenregal hin und her, blieb kurz stehen, sah nach Osten und lief dann zu der nächsten Zinne.
Der Hauptmann drehte sich gereizt zu seinen Männern herum. »Haltet Euch bereit, aber tut, was der vom Kleinen Volk gesagt hat: Niemand schießt!«
So sahen sie alle zu, als die silbernen Gestalten herangelaufen kamen, bis jeder erkannte, worum es sich handelte: Sieben Silberwölfe, Kreaturen der Legende, die über den Schnee stürmten, sieben Silberwölfe, die auf Dendor zuliefen, zu Beau.
3. Kapitel
Etwas Wichtiges. Etwas Wich…
Wieder durchdrang das Heulen eines Vulgs den tosenden Wind.
…tiges.
Aber worum es sich dabei handelte, wollte Tipperton einfach nicht einfallen. Sein Verstand vernebelte sich durch das Gift, das in seinen Adern floss, während unmittelbar vor dem Eingang der schützenden Nische der Schneesturm in der Dunkelheit kreischte und tobte, Eis und Schnee schleuderte, gegen die steilen Bergflanken und in die Schlucht.
Tipperton lehnte seinen Kopf an den zerklüfteten Felsen und schloss die Augen. Gerade, als er das Bewusstsein zu verlieren drohte …
Tipperton setzte sich ruckartig auf. »Was?«, rief er. »Was hast du gesagt, Beau?« Seine Stimme war in dem Brausen des Windes jedoch nicht zu hören.
Ich bin sicher, dass ich ihn habe rufen hören!
Wieder sprach Tipperton laut in der Dunkelheit. »Ach, Beau, bist du in Schwierigkeiten?«
Niemand antwortete.
Tipperton atmete angestrengt, ließ sich in die Finsternis zurücksinken, den Bogen locker in den Händen. Der Pfeil war schon lange zu Boden gefallen.
Was hast du gesagt, Beau?
Er fieberte und sprach laut mit sich selbst. »›Du bist in einem schrecklichen Zustand, Wurro.‹ Das würdest du mir sagen … Als wenn ich es nicht selbst wüsste. Tja, mein Freund, du warst nicht gerade in einem besseren Zustand, als ich dich das letzte Mal gesehen habe.« Tipperton konnte sich kaum noch aufrecht halten und sank langsam auf die Seite. Schließlich lag er auf der linken Seite, die Wange auf den kalten, steinigen Boden gedrückt, und blickte auf Beau hinab, der auf seiner Gefängnispritsche lag, und dessen Gesicht mit Eiterbeulen bedeckt war. »Aber Bekki und ich haben deinen Hals gerettet, und Güldminze … Oh, Himmel, das ist es!«
Zischend und knurrend versuchte Tipperton sich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. Sein verwundeter Arm war unter seinem Körper eingeklemmt. Er tastete mit seiner freien Hand über das Geröll und achtete darauf, dass die großen, rumpelnden Mühlsteine seine Finger oder seinen Arm nicht zerquetschten, als er in dem Mehl nach seinen Satteltaschen suchte. »Das wolltest du mir sagen, Beau. Das hast du versucht, mir zu sagen.« Er stieß mit den Fingern auf etwas Ledernes. Fluchend mühte er sich, das Ding zu sich zu ziehen. »O nein. Das ist meine Laute.«
Schwächlich drückte er sein totes Pony weg, und wunderte sich
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