Magierschwur (Mithgar 06)
gleich morgen früh.«
Am nächsten Tag machten sie es genauso, wie die Karrenführerin es gesagt hatte.
Trotzdem gelangten nur zwei Wagen pro Kerzenstrich durch die Schlucht, und im Laufe des Tages wurden alle Gespanne mehrmals ausgetauscht, weil es eine sehr schwere Arbeit war.
Sie arbeiteten den ganzen Tag bis in die Nacht hinein, um die ganze Wagenkolonne durch die Schlucht zu schaffen. Als der letzte Wagen schließlich im Licht der Fackeln die andere Seite erreichte, sagte Bwen zu Gara: »Nun, Häuptling, wenn noch mehr Schluchten auf unserem Weg liegen, wird es schneien, bevor wir Minenburg erreichen.«
Drei Tage später ritten Tipperton und Vail unter einem grauen Gewitterhimmel in das Lager ein. Coron Ruar hatte nach ihnen geschickt. Erneut wurden sie zum Kriegsrat gerufen, wo Ruar sie begrüßte. »Morgen möchte ich Euch weiter voraus schicken. Wir haben den halben Weg zurückgelegt, und Minenburg-Nord liegt nur noch zwanzig Werst entfernt. Nehmt ein frisches Pferd und ein zusätzliches Packpferd mit, denn ich möchte nicht, dass Ihr im Notfall von einem lahmen oder müden Pferd aufgehalten werdet.«
Tipperton schaute auf sein Pony und dann auf ein Pferd und seufzte. »Ich würde gern auf meinem Pony reiten, Coron.«
»Das könnt Ihr tun, Tipperton. Aber solltet Ihr und Dara Vail Grund haben, die Flucht anzutreten, müsst Ihr es zurücklassen und ein schnelleres Pferd nehmen.«
Tipperton nickte unglücklich.
»Soll noch jemand mit uns reiten?« Vail sah Eilor an. »Der als Kurier zwischen uns und Euch fungieren kann?« Die Frage richtete sie an Ruar.
»Wenn wir nah genug an Minenburg sind, sagen wir zehn Werst, dann werde ich Dalon schicken«, erklärte Eilor.
Phais und Loric saßen sich in dem Kreis gegenüber. Die Elfin räusperte sich.
»Was wollt Ihr sagen, Dara?«, fragte Ruar.
»Nur so viel, Alor Ruar: Loric und ich haben den Auftrag bekommen, dafür zu sorgen, dass die Wurrlinge sicher zu König Agron gelangen. Und die Aufgabe, die Ihr jetzt Herrn Tipperton gegeben habt …«
»Moment!«, warf Tipperton ein. »Ich habe gebeten, als Kundschafter eingesetzt zu werden, und ich werde diesen Auftrag auch erfüllen …«
Phais hob die Hand. »Ich habe keine Einwände, dass Ihr weit voraus reitet, Tipperton. Ich meine nur, dass Ihr von Alor Loric oder mir begleitet werden solltet.«
Tipperton sah Vail an, und Phais fuhr fort. »Wie auch von Dara Vail.«
Tipperton sah Beau an. »Und was ist mit …?«
»Ich könnte auch als Kundschafter dienen«, warf Beau ein.
Ruar schüttelte den Kopf. »Nein, ich werde nicht Euer beider Leben aufs Spiel setzen. Sollte einer fallen, muss der andere den Auftrag ausführen.«
Beau runzelte die Stirn. »Wenn Ihr wollt, Herr Ruar, bleibe ich an Eurer Seite.«
»Und ich reite mit Herrn Tipperton«, erklärte Loric.
»Aber dann werdet Ihr und Lady Phais getrennt.«
Loric zuckte mit den Schultern. »So ist der Krieg.«
In dieser Nacht fing es an zu regnen. Im Westen donnerte ein Gewitter und Blitze zuckten über den Himmel, und als der Morgen anbrach, war der Himmel grau und abweisend, während die Fluten sich unablässig aus den Wolken ergossen. Vail, Tipperton und Loric sattelten ihre Pferde, zwei Reservepferde und ein Packpferd. Beau stapfte mit Phais an seiner Seite durch den aufgeweichten Boden.
Tipperton wollte nach der Münze greifen, aber Beau schüttelte den Kopf. »Ich habe dir schon einmal gesagt, Tip, und das sage ich dir gerne noch mal, dass ich die Münze nicht mehr für dich verwahren werde. Du musst dein Leben schützen und sie persönlich abliefern. Also pass auf dich auf, Wurro, und das ist ein Befehl.«
Tipperton grinste und schüttelte den Kopf. »Wohlan denn, mein Freund, vielleicht kannst du wenigstens die Laute in deinem Wagen sicher verwahren.«
Erneut schüttelte der Heiler den Kopf. »Hör zu, Lady Jaith hat sie dir geschenkt und gesagt, dass Barden immer ihre Laute dabeihaben, wohin sie auch gehen. Wenn du sie dabeihast, wirst du noch besser auf dich aufpassen, und das ist mir gerade recht. Außerdem habe ich keinen Platz im Wagen.«
»Beau, dir wäre es am liebsten, wenn ich herumschleichen und vor meinem eigenen Schatten Angst hätte, dabei ist bei unserer Aufgabe möglicherweise mehr Kühnheit als Vorsicht gefragt.«
»Wenn du kühn sein willst, Wurro, dann sei trotzdem vorsichtig«, erklärte Beau und sah überrascht hoch, als Vail, Phais und Loric in schallendes Gelächter ausbrachen.
Schließlich waren sie so weit.
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