Magietochter
weiteten sich seine Augen kaum
merklich. Ich beachtete ihn nicht weiter, sondern lenkte meine Aufmerksamkeit
auf die Wesen über ihm.
»Hier bin ich, Lichtfresser! Ich bin es doch, die ihr wollt. Holt mich,
wenn ihr könnt!« Ich fragte mich, woher ich den Mut für diese Worte nahm, doch
sie wirkten. Sofort ließen sie von Kogan ab und kamen auf mich zu. Ein kurzer
Blick zu Kogan genügte um mich zu vergewissern, dass er mich für komplett
verrückt hielt.
In einem Halbkreis ging ich langsam immer dichter auf ihn zu, hob dabei
das Schwert wieder auf, welches ich im wegrennen fallen gelassen hatte. Die
Lichtfresser zögerten, als wüssten sie nicht Recht, was sie mit mir anstellen
sollten. Ich erreichte Kogan und durchtrennte die Wurzel, welche immer noch
seinen Fuß gefangen hielt, mit einem Schwertschlag.
»Bleibt hinter mir!« Entgeistert sah er mich an, rappelte sich langsam
auf und tat was ich sagte. Ich reichte ihm sein Schwert, dann wand ich mich
wieder den Lichtfressern zu.
»Worauf wartet ihr Monster noch? Greift endlich an!« Bei diesen Worten
schossen sie auf mich zu. Ich überließ alles meinem Instinkt, streckte meine
Hände vor, die Handflächen auf die Lichtfresser gerichtet. Dann ließ ich die
Macht endgültig heraus. Um meine Hände breitete sich ein blendend helles grünes
Licht aus. Es war wunderschön. Und effektiv. Die Lichtfresser kamen so schnell
auf mich zu, dass sie dem Licht nicht mehr ausweichen konnten. Mit einem
schmerzerfüllten Laut lösten sie sich in Luft auf, keiner entkam.
Als alle Monster vernichtet waren, verblasste auch das Licht, nur ein
kleines Glühen in meinen Handflächen war noch zu sehen. Ich drehte mich zu
Kogan um. Dieser stand wie erstarrt hinter mir und sah mich an.
»Lasst Euch von mir berühren, es wird die Wunden in Eurem Inneren
heilen«, brachte ich schwach hervor. Taumelnd schritt ich auf ihn zu. Er
erwachte aus seiner Starre und verhinderte, dass ich fiel.
Vorsichtig legte ich meine Hände auf seine Brust, er ließ es ohne
Widerstand geschehen. Dann ließ ich die Macht in seinen Körper strömen, nahm im
Gegenzug die Verletzungen der Lichtfresser in mich auf. Grauen packte mich bei
dem Gefühl, doch ich ließ es geschehen. Irgendwann erlosch das grüne Licht und
zog sich hinter die Glaswand in meinem Inneren zurück.
Kogan hielt mich immer noch. Meine Beine fingen an zu zittern und ich
konnte mich kaum noch halten. Ich blickte zu Kogan auf, sein Blick war so
anders, zeigte Gefühle. Besorgnis, Unverständnis, Anerkennung, Dankbarkeit,
Scham. Ich suchte nach dem vertrauten Hass und Zorn, doch sie waren nicht da.
Als er nichts sagte, brach ich das Schweigen.
»Tut mir leid, dass ich nicht früher…« Weiter kam ich nicht, meine
Beine knickten endgültig ein und Schwärze senkte sich langsam über mich. Verzweifelt
versuchte ich mich an Kogan festzukrallen und den Halt nicht zu verlieren.
Dann war der Boden unter meinen Füßen verschwunden, doch der Aufprall
kam nicht. Ich hatte die Augen geschlossen, Wärme umgab mich. Ein leichtes
Schaukeln ging durch meinen Körper. Starke Arme hielten mich fest. Der Duft von
Leder und Wald. Ich überließ mich diesen Empfindungen und sank in die Schwärze
hinab. Ein »Gut gemacht, Elvin!« war das letzte, dass ich noch wahrnahm.
Ich wusste noch nicht, dass dieser Tag alles verändern würde...
Kapitel 8
»Elvin! Elvin, wach endlich auf.« Langsam drangen die Worte zu mir
durch. Ich kämpfte mich durch die Schwärze an die Oberfläche.
»Wenn sie nicht gleich wieder erwacht, werde ich andere Mittel einsetzen.«
Das war eindeutig Livs Stimme. Sie klang aufgebracht.
»Ich bin ja schon wach…«, krächzte ich. Ich öffnete die Augen und
setzte mich langsam auf. Liv, Dalan, Bari und Eldoras saßen um mich herum und
starrten mich an. Angst erfasste mich.
Was hatte Kogan ihnen erzählt? Würden sie mich für verrückt erklären?
Schließlich ergriff Dalan das Wort.
»Kogan hat uns erzählt was du mit den Lichtfressern gemacht hast. Du
bist also eine Magierin?« Entsetzt über seine Worte schüttelte ich den Kopf. Er
lachte verhalten über meine Reaktion. »Elvin, du brauchst dich nicht zu
fürchten. Wir werden dir nichts tun, nur weil du außergewöhnliche Fähigkeiten
hast, von denen du allem Anschein nach nicht einmal etwas weißt.«
»Außerdem hast du Kogan das Leben gerettet! Wir sind dir zu großem Dank
verpflichtet«, stieß Liv hervor noch ehe ich etwas erwidern konnte. Sie nahm
meine Hände in ihre.
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