Magietochter
Instinktiv wollte ich wieder an die Wasseroberfläche,
doch Kogan zog mich erbarmungslos immer tiefer. Es fühlte sich nicht an, als
wären wir unter Wasser, sondern als würden wir uns durch die Luft bewegen.
Weder meine Kleider, noch meine Haaren waren nass. Es war nicht eiskalt, wie
ich es erwartet hatte, sondern hatte eine angenehme Temperatur. Je tiefer Kogan
mich zog, desto dunkler wurde es.
Ich brauchte dringend Luft und versuchte mich erfolglos aus Kogans
Griff zu befreien. Er sah mich fragend an. Verzweifelt zeigte ich auf meinen
Hals.
»Atme!« Wie um alles in der Welt konnte ich ihn unter Wasser verstehen
geschweige denn hören? Eindringlich sah er mich an.
»Vertrau mir, Elvin, du kannst ganz normal einatmen, so wie du es immer
tust. Denk an Dalans Gabe, die er uns geschenkt hat!« Ich glaubte ihm, doch
mein Verstand sagte mir etwas anderes. So sehr ich auch Luft holen wollte, mein
Instinkt wehrte sich mit aller Macht dagegen. Kogans Augen wurden schmal als
ich ihm nicht gehorchte.
»Wenn du nicht von selbst atmest, werde ich dich wieder beatmen
müssen!« Herausfordernd sah er mich an, doch es half. Vor Schreck über seine
Worte, schnappte ich nach Luft. Dann nochmal und nochmal. Ich war fassungslos.
Wo war das Wasser, was ich eigentlich hätte schlucken müssen?
Bei meiner Reaktion legte Kogan seinen Kopf ein wenig schief und
lächelte. Nicht spöttisch oder arrogant, sondern irgendwie…liebevoll. Dieser
Anblick entfachte ein Kribbeln in meinem Bauch und ich vergaß abermals zu
atmen. Er schien es nicht zu bemerken und zog mich weiter.
»Mit Dalans Gabe ist es, als wären wir nicht in einem riesigen See,
sondern immer noch an Land. Wir können ohne Probleme atmen, sprechen, hören, riechen,
schmecken und sehen. Das Wasser fühlt sich an wie Luft und hat eine für uns
angenehme Temperatur. Anders als an Land können wir uns jedoch auch in der
„Luft“ fortbewegen, wie du ja selber gerade mitbekommst.« Ich traute meinen
Ohren nicht! Und doch stimmte es, was er sagte.
»Warte erst mal ab, bis wir auf dem Grund angekommen sind«, fügte er
hinzu, als er meinen ungläubigen und erstaunten Blick sah, dann zog er mich
weiter.
Nach einer Weile wurde es merkwürdigerweise wieder heller und kurz
darauf konnte man den Grund erkennen. Wir ließen uns auf einem schmalen Sandweg
nieder und gesellten uns zu den anderen, die bereits auf uns warteten. Obwohl
wir uns jetzt auf dem Grund des Drachensees befanden, war es genauso hell, wie
zuvor noch auf dem Schiff, so als würde das Sonnenlicht bis hierher scheinen.
Um uns herum befanden sich Felder. Auf ihnen wuchs jedoch kein Weizen,
so wie ich es kannte, sondern ein grünliches Algengewächs. In einiger
Entfernung erkannte ich graue Berge und einen riesigen Fisch, der an ihnen
vorbeischwamm. Er sah ziemlich gefährlich aus, sogar aus dieser Entfernung und
ich wollte lieber nicht wissen, um was genau es sich handelte. Kleinere Fische
schwammen in Schwärmen vorbei. Sie schimmerten in den verschiedensten Farben
und knabberten an den Algengewächsen auf den Feldern.
»Und, was sagst du, Elvin?« Dalan war näher gekommen und schmunzelte
amüsiert.
»Es ist unbeschreiblich!« Es waren meine ersten Worte, die ich unter
Wasser hervorbrachte, doch ich bemerkte keinen Unterschied. Er nickte wissend.
»Gab es irgendwelche Probleme? Ihr habt lange gebraucht.« Kogan zuckte
mit den Schultern.
»Es hat ein wenig Überredung gekostet, sie zum Atmen zu bringen«,
antwortete er und sah mich dabei vielsagend an. Ich ignorierte ihn. Mistkerl!
»Wie kommen wir jetzt von hier nach Aleria?« Fragend sah Eldoras Dalan
an.
»Wir sind noch ein gutes Stück von Aleria entfernt. Zu Fuß werden wir
es nicht schaffen…aber ich hätte da eine Idee, kommt mit!« Ratlos sahen wir uns
an und folgten Dalan. Wir gingen ein Stück den Sandweg entlang. Jula hüpfte
aufgeregt herum, scheinbar ziemlich beeindruckt von seiner neuen Umgebung. Wir
bogen auf eines der Felder ab und durchquerten es. Das Algengewächs ging mir
bis zur Hüfte und ich ließ meine Hände vorsichtig über die oberen Spitzen
gleiten.
»Aus diesen Algen machen die Meermenschen ihr Brot.« Ich hatte Liv gar
nicht bemerkt, sie ging neben mir her.
»Wie schmeckt es«, fragte ich neugierig. Sie lachte.
»Ungefähr so, wie es aussieht.« Sollte das etwa heißen, dass das Brot
die gleiche Farbe wie die Algen hier hatte?
»Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden, nicht wahr Livanna?« Kogan
hatte unser Gespräch
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