Magietochter
Sie umarmte und musterte ihn
anschließend.
»Du siehst gut aus! Was führt dich nach Aleria? Seit du das letzte Mal
hier warst sind Jahreswenden vergangen!« Er lächelte verlegen.
»Die Freude ist ganz meinerseits, Elaris! Darf ich dir meine Freunde
vorstellen. Livanna und Eldoras, Bari und Elvin, Kogan und Jula.« Als er Jula
vorstellte wurde ihr Blick sehr liebevoll und sie lächelte ihn an. Er lächelte
schüchtern zurück.
»Schön euch alle kennenzulernen, aber wieso habt ihr einen kleinen
Jungen dabei?« Teral trat jetzt neben Elaris und nahm ihre Hand.
»Deswegen sind wir hier. Wir möchten euch bitten, den Jungen bei euch
aufzunehmen. Wir haben ihn auf einem Handelsschiff gefunden, auf dem sich
niemand um ihn gekümmert hat und ihn mitgenommen. Bei uns kann er nicht
bleiben, es ist zu gefährlich und da ich weiß, dass ihr euch so sehr Kinder
gewünscht habt, dachte ich…« Elaris strahlte über das ganze Gesicht und auch
Teral schien mit ihrer Reaktion sehr zufrieden.
»Selbstverständlich nehmen wir Jula bei uns auf!« Sie streckte die Hand
nach ihm aus, doch er zögerte und sah mich an. Ich nickte ihm aufmunternd zu.
Elaris zog ihn sachte zum Küchentisch.
»Du siehst ja total verhungert aus! Jetzt wird erst mal etwas Leckeres
gegessen, ich hoffe du magst Braten! Ihr anderen seid natürlich auch herzlich
eingeladen, etwas zu essen! Und zum Nachtisch gibt es selbstgemachten Kuchen!«
Jetzt strahlte auch Jula über das ganze Gesicht. Wahrscheinlich hatte er,
genauso wie ich, in seinem Leben noch kein Stück Kuchen gegessen. Alle außer
Kogan setzten sich zu ihm an den Tisch.
»Danke für die Einladung, aber ich habe noch etwas zu erledigen!« Noch
ein eindringlicher Blick Richtung Dalan und Eldoras, dann war er verschwunden.
Als ich wenig später mein Zimmer betrat, war ich erleichtert. Teral und
Elaris schienen sehr nett zu sein und Jula mochte sie allem Anschein nach auch.
Sie hatten ihm nach dem Essen gleich sein eigenes Zimmer gezeigt und ihn
herumgeführt. Zu der Gaststätte besaßen sie noch einen kleinen Hof, einen Stall
und ein paar Weiden. Er könnte hier in Aleria eine Schule besuchen. Er war ganz
begeistert und wollte unbedingt im Stall helfen und irgendwann sein eigenes
Seepferd besitzen. Er schien glücklich zu sein und das freute mich.
Das Zimmer war schön. Die Wände hier drinnen waren ebenfalls mit
Muscheln verziert. Es gab einen Tisch und einen Stuhl, beide aus geschliffenem
Stein. Das Bett bestand aus einer ovalen Muschel und sah sehr bequem aus. Zudem
gab es einen kleinen Schrank, den ich aber kaum benötigen würde. Mein Blick
fiel wieder auf den Tisch, auf dem etwas lag. Es war das Buch von Kogan, „Die
vier Königreiche“. Hatte er es hierhergelegt? Als ich es aufklappte, fiel ein
kleiner Zettel heraus. Ich hob ihn auf. Mein Bauch kribbelte sofort, als ich
sah von wem er stammte.
Eldoras und Jula
konnten „Die vier Königreiche“ retten,
bevor wir in den
Drachensee gesprungen sind.
Ich habe gesehen, dass
es Dir sehr viel Freude bereitet hat es zu lesen. Du kannst es haben, ich
schenke es Dir.
Kogan
Mit zittrigen Händen und
klopfendem Herzen legte ich das Buch vorsichtig wieder auf den Tisch. Ein
Geschenk, mein erstes Geschenk…von ihm?! Warum tat er das? Seine
Stimmungsschwankungen verwirrten mich.
Das Klopfen an meiner Tür ließ mich zusammenzucken. Wer konnte das
sein?
»Wer ist da«, fragte ich vorsichtig.
»Ich bins nur, Elvin, keine Panik!« Ich öffnete die Tür und eine
lachende Liv stand vor mir. »Mir ist langweilig! Kogan ist weg, Eldoras und
Bari haben sich in ihr Zimmer verzogen und Dalan unterhält sich mit Teral und
Elaris, da möchte ich nicht stören, immerhin haben sie sich lange nicht
gesehen!«
»Ich wusste gar nicht, dass du so taktvoll sein kannst!« Meine Worte
schienen uns beide zu überraschen.
»Und ich wusste nicht, dass du so schlagfertig sein kannst«, erwiderte
sie grinsend. »Komm mit, ich zeige dir Aleria.« Das ließ ich mir nicht zweimal
sagen und folgte ihr.
Liv schien zu wissen, wo sie hinwollte, denn wenig später standen wir
auf einem riesigen Marktplatz. Sie grinste übers ganze Gesicht und schien
vollkommen in ihrem Element zu sein, als wir an den Ständen vorbeigingen und
die Waren der Händler betrachteten. Es war alles dabei. Schmuck, Stoff,
Gewänder, Spielzeug, Felle, Leder, sogar Tiere wurden hier verkauft.
Während Liv jeden Stand durchstöberte blieb ich ein Stück hinter ihr
und schaute mir die
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