Magietochter
prächtigen Gold und war, wie ich jetzt bemerkte,
zum Teil sogar in die Felswand eingebaut. Um ihn herum befanden sich hunderte
von Häusern. Ihre Wände waren aus Lehm erschaffen, während riesige Muscheln in
allen Variationen, rund oder wellig, gebogen oder flach die Dächer darstellten.
Wunderschöne Mosaikbilder aus kleineren Muscheln und Steinen in allen Farben
waren in die Lehmwände der Häuser eingearbeitet worden, verzierten die Fenster,
die Türen oder waren vollkommen mit ihnen bedeckt.
Anders als im Drachental begegneten uns die Menschen auf den Straßen
zwar neugierig, jedoch weder feindselig noch wütend über unsere Anwesenheit.
Die Frauen trugen nur Knielange und kurzärmelige Gewänder, die meisten Männer
hatten nicht mehr als eine kurze Leinenhose am Leib. Kogan passte also perfekt
in dieses Bild, obwohl kaum einer der anderen Männer mit seinem Körper
mithalten konnte. Auch Jula schien beeindruckt. Mit offenem Mund und großen
Augen ging er neben mir her und hielt meine Hand. »Gefällt es dir hier«, fragte
ich ihn mit einem Lächeln.
»Es ist so schön hier! Doch ich würde trotzdem lieber mit euch kommen,
als hierzubleiben…« Aha, es hatte ihm also schon jemand erzählt, dass wir ihn
nur bis nach Aleria mitnehmen konnten. Bedauernd sah ich ihn an.
»Das geht leider nicht. Ich bin eine Sklavin und kann dich nicht
mitnehmen und die anderen sind Krieger, es wäre zu gefährlich für dich, mit
ihnen zu Reisen.« Er packte meine Hand fester.
»Ich weiß! Aber ich werde euch vermissen!«
Wir blieben vor einem Gasthaus stehen, dessen Dach aus einer
elfenbeinfarbenen glatten Muschel bestand und dessen Wände mit eindrucksvollen
Mustern verziert waren. Die Gaststube war gut besucht und es herrschte lautes
Stimmengewirr. Als wir eintraten verstummten die Gespräche abrupt, wurden aber
nach einigen Sekunden wieder aufgenommen und man beachtete uns nicht weiter.
Hinter der Theke stand ein älterer Mann. Wie alle anderen Meermenschen,
einschließlich Dalan, schimmerte seine Haut bläulich. Sein Haar war dunkel und
bereits mit feinen, grauen Strähnen durchzogen.
»Willkommen, Reisende! Was kann ich für euch tun?« Freundlich sah er
von einem zum anderen.
»Hallo Teral! Wir hätten gerne für einige Nächte ein paar Zimmer«,
antwortete Dalan. Teral bekam große Augen.
»Dalan! Ich habe dich gar nicht erkannt«, rief er aus, trat hinter der
Theke vor und umarmte Dalan herzlich. »Ihr seid natürlich herzlich in meinem
Haus Willkommen. Wie viele Zimmer wollt ihr haben?« Er trat wieder an die Theke
und schlug ein dickes Notizbuch auf.
»Ich werde mir dieses Mal ein Zimmer mit Eldoras teilen!« Bari trat
vor.
»Da haben wir ein schönes Doppelzimmer für euch.« Er überreichte ihr
einen Schlüssel, den sie sichtlich zufrieden entgegen nahm.
»Ich teile mir ein Zimmer mit Dalan«, sagte Liv schnell, wobei Dalan
sie mit hochgezogenen Augenbrauen fragend ansah. Er sagte jedoch nichts. Teral
überreichte auch ihr einen Schlüssel und sie zwinkerte mir verstohlen zu. Ah,
jetzt verstand ich, sie wollte mich wieder mit Kogan in einem Zimmer haben,
doch soweit kam es nicht.
»Elvin und ich nehmen zwei Einzelzimmer!« Ich zuckte bei seinen kalten
Worten zusammen. Ist meine Anwesenheit für ihn so schrecklich, dass er es nicht
erträgt mit mir in einem Zimmer zu sein? Teral überreichte ihm die Schlüssel.
»Und was ist mit dir, kleiner Mann?« Die Frage war an Jula gerichtet.
Dalan schob ihn sachte ein Stückchen vor und antwortete für ihn.
»Das ist Jula, ein Wolfskind. Wir würden ihn gerne in eurer Obhut
lassen, sobald wir weiterreisen. Dort wo wir hingehen, können wir ihn nicht
mitnehmen.« Teral musterte den nervösen Jungen.
»Kommt mit in die Küche«, sagte er ohne Umschweife, gab einer jungen
Frau ein Zeichen, die sich daraufhin hinter die Theke stellte und ging voraus.
Eine rundliche Frau stand vor einem großen Ofen und holte gerade einen
lecker aussehenden und himmlisch duftenden Braten daraus hervor. Ihre Haare
waren weiß und mit dünnen Zöpfen durchzogen, an denen, genau wie bei Dalan,
kleine Muscheln befestigt waren. Es verlief ihr glatt über den Rücken. Sie trug
eines dieser Gewänder, die ich vorher schon an den Frauen in Aleria gesehen
hatte.
»Elaris?« Bei Terals Worten drehte sie sich überrascht um. Ihr Blick
huschte über die kleine Gruppe, bis sie Dalan entdeckte. Hastig stellte sie den
Braten ab und kam eilig auf uns zu.
»Dalan! Wie schön dich wiederzusehen!«
Weitere Kostenlose Bücher