Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magietochter

Magietochter

Titel: Magietochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Bruns
Vom Netzwerk:
Kamin, in dem ein leuchtendes Feuer brannte. Hinter
mir befand ich ein sauberes Bett und daneben eine Waschstelle. Timono saß mir
zugewandt auf einem Holzstuhl und musterte mich besorgt.
    »Nimm es mir nicht übel, aber du siehst schrecklich aus! Was haben sie
mit dir gemacht?« Er stand auf, kam langsam auf mich zu und setzte sich. Seine
Musterung war mir unangenehm und ich schämte mich für meinen kläglichen
Anblick. Als ich meinen Kopf senkte, nahm Timono sanft aber bestimmt mein Kinn
und zwang mich ihn anzusehen.
    »Es geht mir gut«, antwortete ich lahm.
    »Du wärst dort oben auf dem Taubenturm fast erfroren, siehst aus als hättest
du seit Tagen nichts mehr gegessen und überall sind Blutergüsse und andere
Wunden zu sehen und du sagst es geht dir gut?« Skeptisch sah er mich an.
    »Hat sie dir das angetan«, fragte er leise als ich nichts erwiderte.
Mehr als ein Nicken brachte ich nicht zustande. Sofort schossen mir Bilder von
Belladonna und Kogan durch den Kopf und mir drehte sich der Magen um. Ich
versuchte ruhig zu atmen und verdrängte die Bilder schnell. Timono ging zu dem
kleinen Tisch und reichte mir eine duftende Schüssel als er sich wieder setzte.
    »Danke…«
    Nach mehreren Tagen mit trockenem Brot kam mir diese warme Suppe vor
wie ein Festmahl. Gierig schlang ich sie hinunter und Timono brachte mir noch
eine Portion.
    »Was hast du dort oben gemacht«, fragte ich, nachdem ich auch die
zweite Schale geleert hatte.
    »Ich wollte meine Taube mit einer Nachricht losschicken, doch dann habe
ich dich am Boden liegen sehen…« Aus seinem Ton ließ sich erschließen, dass er
mich für tot gehalten hatte und ein Schauder überlief mich.
    »Danke«, sagte ich verlegen und starrte ins Feuer. »Wo sind wir hier«,
fragte ich dann um das Thema zu wechseln.
    »Das ist mein Zimmer…«, antwortete er und ein kleines Lächeln umspielte
seinen Mund. »Du kannst heute Nacht hierbleiben wenn du möchtest!« Ich
erwiderte den Blick seiner warmen Augen und wusste sofort, dass er bei seinem
Angebot keine Hintergedanken hatte. Ich war erstaunt dass er sich so um mich
sorgte, obwohl wir uns doch kaum kannten und es tat gut zu wissen, dass ich
jemandem am Herzen lag.
    »Das ist sehr nett von dir, aber ich sollte lieber im Kerker
übernachten…Belladonna wird mich umbringen wenn ich es nicht tue!«
    »Sie hat eine Nacht vor ihrer Vermählung sicherlich wichtigeres zu tun,
meinst du nicht?«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, stimmte ich ihm unbehaglich zu.
    Da er noch etwas zu erledigen hatte, zog er sich an den Tisch zurück
während ich vor dem Feuer sitzen blieb. Ich starrte in die Flammen und suchte
verzweifelt nach einem Ausweg.
    Ich war mir sicher, dass Kalon mich morgen nach der Vermählung mithilfe
des Amulettes der Seelen töten würde und es gab nichts was ich dagegen
unternehmen konnte. Meine Macht wurde ausgerechnet von meinen Freunden
blockiert, sodass ich ihm hilflos ausgeliefert war. Die Tatsache, dass ich kein
richtiger Mensch war, machte diese Gewissheit auch nicht leichter. Und mich
darauf verlassen, dass der magische Stein und die Worte der Vier im richtigen
Augenblick auftauchen würden, konnte ich mich auch nicht, zumal ich für Kalons
Vernichtung die Hilfe meiner Freunde brauchte. Durch den Bann wäre ich vor
meinem Tod nicht einmal in der Lage Kogan die Wahrheit über Kalon und seine
Eltern zu erzählen. Diese Tatsache belastete mich am meisten. Es spielte keine
Rolle, dass er mich offensichtlich nur benutzt hatte, ich wollte trotzdem, dass
er die Wahrheit erfuhr. Ich war es ihm irgendwie schuldig. Es musste doch eine
Möglichkeit geben, wie ich ihm die Geschichte ohne gesprochene Worte mitteilen
konnte!
    Geistesabwesend sah ich mich in dem Zimmer um. Mein Blick blieb an
Timono hängen, der gerade etwas auf ein Blatt Pergament schrieb. Das Flackern
der Flammen warf tanzende Schatten auf sein Profil und ließ seine helle Haut
dunkler erscheinen. Mir viel auf, dass er sein Haar geschnitten hatte seit ich
ihn das letzte Mal gesehen hatte und es nicht mehr ganz so zerzaust wirkte wie
vorher. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass er ziemlich gut aussah und ich
wandte mich schnell wieder dem Feuer zu.
    In dem Moment durchzuckte es mich und ich sprang auf. Timono blickte
mich überrascht und fragend an. Seine Narbe stach dunkel auf seiner hellen Haut
hervor und seine schwarzen Augen wirkten wachsam. Er sah tatsächlich gut aus,
doch ich dachte nicht weiter darüber nach.
    »Was ist los«, fragte er

Weitere Kostenlose Bücher