Magietochter
Macht«, zitierte ich den Schluss der Prophezeiung.
»Der magische Stein befindet sich in Kalons Gewalt und ich habe
keine Ahnung, wie ich an ihn herankommen soll…«, fügte ich dann betreten hinzu.
»Du irrst dich! Das Amulett der Seelen ist nicht der magische
Stein!« Irritiert sah ich sie an.
»Wo ist dieser magische Stein denn dann?«
»An einem Ort voller Gefühle. Leben und Reinheit pulsieren in ihm.
Ohne ihn wäre alles nur eine leere Hülle.«
»Ein Rätsel mithilfe eines anderen Rätsels lösen zu wollen ist nicht
unbedingt hilfreich«, antwortete ich trocken und verstand nicht was sie
meinten. »Die Worte der Vier sind mir ebenfalls nicht bekannt…«, fügte ich
schuldbewusst hinzu.
»Sie werden dir zusammen mit dem magischen Stein offenbart!« Ich
wartete auf eine weitere Erklärung, doch sie blieb aus. Seufzend fuhr ich mir
mit der Hand über das Gesicht und war der Meinung, dass diese Frauen auch keine
große Hilfe waren.
»Wer sind eigentlich diese Vier, von denen in meiner Prophezeiung so
häufig gesprochen wird?« Anstatt auf meine Frage zu antworten, blickten sie
mich lediglich stumm und vielsagend an.
Dann begriff ich endlich!
»Ihr seid es!« Meine Worte klangen anklagender als beabsichtigt.
»Die Göttinnen der vier Königreiche…ihr habt mir eure Macht
gegeben…« Meine Gedanken überschlugen sich förmlich und mein Herz raste bei
dieser Erkenntnis.
»Beruhige dich! Du brauchst dich nicht vor deinem Schicksal zu
fürchten, Elvin! Es stimmt was du sagst, wir sind die vier Göttinnen und haben
dir unsere Macht geschenkt. Wir wissen, dass du uns nicht enttäuschen wirst!«
»Dann wisst ihr auch was mit meinen Eltern passiert ist?« Ich war
mir nicht sicher, wieso ich ausgerechnet diese Frage stellte und ich fürchtete
mich vor der Antwort.
»Wir sind deine Schöpfer«, sagten sie dann endlich, doch ich
wünschte mir sie hätten es nicht getan. Auch wenn ich noch keine Erfahrung
damit gemacht hatte, so wusste ich doch sehr wohl, dass man einen Mann und eine
Frau benötigte, um neues Leben zu erschaffen. Ihre Worte machten keinen Sinn.
»Das verstehe ich nicht…«, stotterte ich und sah sie verwirrt und
ängstlich an.
»Du wurdest nicht wie ein normales Kind geboren. Wir haben dich
gemeinsam aus unserer Magie erschaffen und dich zum Leben erweckt.« Ich sackte
bei diesen Worten in mich zusammen. Es hätte nichts gebracht ihre Worte zu
bestreiten, ich fühlte, dass sie die Wahrheit sagten. Ich war also gar kein
Mensch, ich war nicht einmal ein richtiges Lebewesen! Ich bestand nur aus
Magie, war eine Marionette, dazu erschaffen das Böse zu vernichten.
Doch wieso fühlte ich dann wie ein richtiger Mensch? Ich lebte und
traf meine eigenen Entscheidungen! Wie konnte das sein?
»Du bist unsere Tochter, Elvin, und wir wissen, dass du dein
Schicksal bald erfüllen wirst!«
Ich erwiderte nichts auf ihre Worte und war froh, als die vertraute
Schwärze sich ein letztes Mal über mich legte.
Ich spürte eine eisige Kälte und konnte mich weder Bewegen, noch meine
Augen öffnen. Ich lag einfach nur da und ließ den Schmerz über mich ergehen, in
der Hoffnung, dass es bald enden würde. Als ich jedoch eine Stimme hörte und
mich jemand an der Schulter packte und leicht schüttelte, wurde meine Hoffnung
zunichte gemacht. Die Worte drangen langsam zu mir durch und klangen sehr
besorgt.
»Elvin? Bei der heiligen Wölfin! Elvin! Elvin, kannst du mich hören?«
Ich wollte ihm sagen, dass er mich weiterschlafen lassen sollte.
»Kogan«, fragte ich stattdessen und öffnete vorsichtig meine Augen.
Etwas Warmes wurde mir um die Schultern gelegt, wahrscheinlich ein Umhang und
ich spürte wie Kogan mich auf seine starken Arme hob. Mein Kopf lag auf seiner
Brust, doch der vertraute Geruch nach Wald und Leder blieb aus.
»Kogan?« Meine Frage klang selbst in meinen Ohren verzweifelt und es
war nicht Kogans Stimme die mir antwortete.
»Er ist nicht hier, Elvin. Ich bin es…« Ich brauchte einen Augenblick
um die Stimme zu erkennen. Es war Timono und er klang nicht glücklich, ob es
wegen meiner Frage nach Kogan oder wegen meines Zustandes war konnte ich nicht
sagen.
Kurze Zeit später hörte ich eine Tür, die geöffnet und wieder
geschlossen wurde und Timono setzte mich vorsichtig auf etwas weichem ab. Die
Wärme brachte allmählich das Leben in mich zurück und ich konnte meine Umgebung
jetzt klarer wahrnehmen. Wir befanden uns in einem kleinen Zimmer und ich saß
auf einem Fell vor einem
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