Magietochter
schrie ich ihm wütend entgegen.
»Du zweifelst an dem Urteil deines Königs?« Drohend sah er mich an.
»Ihr seid nicht mein König!«
Ich sah die Wut in seinen Augen aufblitzen, doch es machte mir keine
Angst. Ich wusste was er mit mir vorhatte, doch ich würde auf keinen Fall nur
herumstehen und mein Schicksal annehmen, sondern kämpfen. Und im Moment war es
das wichtigste Timono aus alldem herauszuhalten.
»Ich werde dir zeigen, was es heißt sich mir zu widersetzen! Da du
deinem Freund einen schnellen Tod verwehrt hast, wird er jetzt leiden müssen.
Tretet hervor meine Kinder!« Mit entsetzen sah ich zu den Schatten hinter ihm,
aus denen jetzt unzählige Lichtfresser hervortraten.
Mit einem Kopfnicken zeigte Kalon auf Timono und ein Lichtfresser trat
aus der Gruppe hervor und schwebte gierig auf ihn zu. Eine unwirkliche Kälte
erfasste die Lichtung. Entsetzt über den Anblick des Lichtfressers rührte
Timono sich nicht. Einen Moment später berührte der Lichtfresser ihn und ein
gellender Schrei riss mich aus meiner Starre. Ich wollte zu ihm eilen, doch
Kogan hielt mich zurück. Ich wand mich in seinem Griff und versuchte mich
loszureißen.
»Hört auf damit! Er ist unschuldig. Er hat nichts getan!« Ich rief die
Worte verzweifelt über die Lichtung, doch weder Kogan noch Kalon reagierten
darauf. Tränen liefen mir über die Wangen und in meiner Verzweiflung schlug ich
noch heftiger um mich, wohl wissend, dass ich mir damit nur selbst mehr
Schmerzen zufügte.
Timonos Schrei endete nicht und der schmerzerfüllte Laut brannte sich
in meinen Geist. Ich konnte den Blick nicht abwenden, doch meine Gegenwehr
erstarb langsam. Ich sah wie der Lichtfresser das Leben Stück für Stück aus ihm
herauszog und ein hilfloses Schluchzen kam mir über die Lippen.
Der Lichtfresser verzog sich nach einiger Zeit und ließ Timonos
schlaffen Körper im Gras liegen. Er war tot. Wilde Gedanken schossen durch
meinen Kopf, während Kogan mich losließ und ich betäubt auf meine Knie sank.
Ich hatte ihn getötet. Ich hätte den Lichtfresser mit meiner Macht aufhalten
können. Es war meine Schuld. Timono war meinetwegen tot.
»Da wir dieses kleine Spektakel jetzt hinter uns haben, kommen wir
endlich zu dem eigentlichen Grund unseres Treffens«, erklärte Kalon feierlich,
als wäre soeben nichts passiert.
»Livanna! Bring mir das Amulett!« Liv trat vor, nahm das Amulett von
dem Altar und reichte es Kalon ehrfürchtig.
»Kogan, möchtest du mir die Ehre erweisen und der Sklavin das Amulett
um den Hals legen?« Während Kogan das Amulett entgegennahm, verteilten sich die
Lichtfresser am Rand der Lichtung, sodass es keine Fluchtmöglichkeiten gab.
Liv, Dalan, Bari und Eldoras stellten sich mit einigem Abstand
zueinander in einem Kreis um mich herum auf. Kalon blieb an seinem Altar stehen
und betrachtete mich höhnisch. Es war genau wie in der Höhle, mit dem kleinen
Unterschied, dass meine Freunde dieses Mal dabei waren und ich alle vier Mächte
besaß. Heute würde ich nicht so glimpflich davonkommen wie beim letzten Mal.
Langsam kam Kogan auf mich zu, dass Amulett hielt er in den Händen. Bei
seinem Anblick schrie etwas in mir sofort von hier zu verschwinden, doch ich
stellte mich lediglich aufrecht hin. Ich hatte keine Ahnung was ich machen
sollte, also sah ich Kogan an.
Er erwiderte meinen Blick undeutbar. Als er vor mir stehen blieb und
einen Moment zögerte, ergriff ich meine Chance.
»Kogan…es ist beruhigend zu wissen, dass ich gleich sterben und dein
Gesicht das letzte ist was ich sehen werde. Ich habe keine Angst und ich nehme
es dir nicht übel was du tust, doch du musst mir glauben!
Die Worte in meinem Brief sagen die Wahrheit! Auch wenn du mich hasst
und verabscheust, du musst mir glauben! Ihr Fünf seid die Thronfolger der vier
Königreiche, nicht Kalon ist es. Ihr müsst dafür kämpfen und gegen den Bann,
mit dem er euch belegt hat. Du musst mir glauben um der Gerechtigkeit willen!
Ich würde dich nicht anlügen und ich weiß, dass du dich im Moment nicht
mehr daran erinnern kannst, doch die Reise mit euch…mit dir, war das Beste was
mir in meinem Leben passiert ist. Ich bereue keine einzige Sekunde, die ich mit
dir verbracht habe und wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt, doch egal was auch
mit mir passiert, es wird nichts an meiner Liebe zu dir ändern.«
Ich stockte, er war mir jetzt so nah, dass sein Geruch mich einhüllte,
doch in seinen Augen war keine Veränderung zu sehen. Hast du
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