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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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an dem sich ein müder junger Mann und ein kräftiges Pferdchen wärmen konnten.
    Gairloch und ich aßen und schliefen. Der nächste Morgen war kalt, aber einige Sonnenstrahlen brachen durch die Wolken. Es wehte eine eisige Brise.
    Mir taten der Rücken und sämtliche Muskeln weh, aber die Kopfschmerzen waren verschwunden.
    Als ich hinausschaute, kam es mir vor, als seien die Osthörner über Nacht näher gerückt und ich könnte die dunklen Fichten und Tannen der Vorberge mit der Hand berühren.
    Dem war zwar nicht so, aber wir erreichten vormittags einen Wegweiser, der die Straße nach Fenard anzeigte. Dort endete auch der Neuschnee. Zwar lag unter den Bäumen noch etwas Schnee, aber der Sturm, der mich überrascht hatte, war nicht bis zu den Osthörnern vorgedrungen.
    Beim Gedanken an die eisige Nacht schauderte ich. Ich blickte über die Schulter zurück, sah aber nichts und niemanden auf der Straße hinter uns. Ich hätte gern Gairlochs Hufspuren verwischt, aber den Sturm und die Kälte zu überleben hatte mich zuviel Kraft gekostet.
    Keine Meile hinter dem Wegweiser gelangten wir an einen schmalen Fluss, der östlich unseres Standorts in der Erde verschwand. Das Wasser war wärmer als die Luft. Dampf stieg auf. Ich ließ Gairloch soviel trinken, wie er wollte, und füllte die Wasserflasche. Dann wusch ich mir Gesicht und Hände. Gairloch hatte ein paar halbwegs grüne Grasbüschel entdeckt, die er hocherfreut abfraß.
    Seit meiner Flucht aus Jellico konnte ich jetzt zum ersten Mal bei Helligkeit in den Proviantsack schauen. Trotzdem hätte ich beinahe das weiße Viereck übersehen, das zwischen zwei in Ölpapier gewickelten Haferkuchen steckte.
    Auf dem zusammengefalteten Blatt stand nur ein Wort: ›Lerris‹. Mir war so schwindlig, dass ich das Papier nicht aufklappte, sondern in meine Gürteltasche steckte und nach einem Stück Hartbrot suchte. Ich fand es und dazu einen Beutel mit getrockneten, gewürzten Äpfeln.
    Während ich das Brot und die Äpfel verzehrte, fraß Gairloch Gras und trank mehrmals Wasser.
    Ich schaute nach oben. Die Wolken wurden wieder dunkler und dicker. Ich aß, solange mein Magen nicht rebellierte, und stieg dann wieder in den Sattel.
    Weiter ging es auf der engen Straße, die sich durch die immer steileren Berge schlängelte. Bei jeder Biegung hielt ich nach anderen Reisenden oder einer Schutzhütte Ausschau. Dabei warf ich immer wieder einen besorgten Blick zum Himmel hinauf.

 
XXXVII
     
    U ngefähr sieben Meilen hatten wir uns plagen müssen. Sogar der nimmermüde Gairloch hatte Schwierigkeiten gehabt, so dass ich abgestiegen und neben ihm hermarschiert war. Dann senkte sich der Weg zu meiner Überraschung. Doch vielleicht verlief er jetzt nur noch eben.
    Wir rasteten und stapften weiter. Wenn ich nicht gerade keuchte, wunderte ich mich, dass der felsige Untergrund des Wegs und die Bogenbrücken hervorragend instand gehalten waren, es aber nirgends eine Stelle gab, wo man gemütlich rasten konnte. Es gab kein Geländer, auch keine Wegweiser. Ich spürte aber auch nirgends Chaos, alles war festes Gestein.
    Nach einer weiteren Biegung mündete der Weg in ein kleines Tal und führte durch schneebestäubte braune Wiesen zu drei niedrigen Steinhäusern. Aus den beiden rechten Gebäuden kräuselte sich Rauch aus dem Kamin. Ich stieg wieder in den Sattel.
    Auf dem steinernen Wegweiser am Ende der Wiese stand C ARSONN . Keine Erklärung, lediglich der Name. Ein feiner Nebelschleier durchzog das Tal und trug einen Geruch mit sich, den ich nicht zu bestimmen vermochte. Es war jedoch weder Schwefel noch Feuer. Ich wob einen Schutzschild um den Stab und den großen Proviantsack, aber nicht um die Satteltaschen. Dann ritt ich weiter.
    Ein zaundürrer Mann stand vor dem Haus in der Mitte. Über der Tür hing ein verblasstes Schild, auf das ein Becher gezeichnet war. »Willkommen im Goldenen Becher, Fremder.« Seine Stimme klang unbeteiligt.
    Abgesehen von Türen, Fenstern und Dachbalken war das Haus ganz aus Stein gebaut. Mit dem spitzen Schieferdach schien es Stürmen und harten Wintern erfolgreich zu trotzen. Ich sah einen Hauch von Grün auf dem Gras der Wiesen, und der Schnee entlang des Wegs war nicht sehr hoch, obwohl wir Winteranfang hatten.
    Dann sah ich, wie hinter dem Wirt durch einen Schlitz neben der Doppeltür aus verwitterter weißer Eiche eine Armbrust auf mich zielte. »Nicht gerade ein besonders freundlicher Willkommensgruß«, sagte ich und nickte in Richtung

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