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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Fensterscheibe war zwei Spannen breit und aus richtigem Glas, aber das Fenster selbst war fest verkeilt.
    Das schmale Bett hatte sogar Laken und eine Decke.
    Ich wollte die Kerze ausblasen, da mir vor Müdigkeit die Augen zufielen. Doch dann sah ich das Papier, das aus dem Beutel am Gürtel hervorragte. Ich hatte Justens Botschaft noch nicht gelesen.
    Ich setzte mich aufs Bett und entfaltete das dicke Papier. Offenbar hatte er die sorgfältig gewählten Worte in Eile auf zwei alte Briefumschläge geschrieben.
     
    Lerris,
    selbst ein Magier kann unterwegs im Schlaf in einen Hinterhalt geraten. Lies den Abschnitt über Schutzvorrichtungen (Alarmanlagen) in Deinem Buch, ehe Du auf einem fremden Lager die Augen schließt.
    Versuch auch – um Deinetwillen – das gesamte Buch zu lesen, ehe Du einen Fehler zuviel begehst. Verwende etwas Zeit darauf, etwas Einfaches zu tun und nachzudenken. Du kannst nicht denken und lernen, wenn Du ständig davonläufst.
     
    Da der Graue Magier mehr als einmal recht behalten hatte, erhob ich mich nochmals vom Bett und holte Die Basis der Ordnung aus dem Tornister. Dann blätterte ich langsam darin, bis ich zum Kapitel ›Magische Schutzvorkehrungen‹ kam. Ich musste mehrmals tief Luft holen, um das Gähnen zu bekämpfen, das mich zu überwältigen drohte.
    Ganz verstand ich die Theorie nicht, aber die mechanische Ausführung war weniger kompliziert als die Heilung dieses verdammten Weibes oder das Weben meines Wetternetzes. Bemerkenswerterweise funktionierten diese Schutzvorrichtungen, ohne dass ich bewusst Anweisungen geben musste. Allerdings hatten sie den Nachteil, dass sie außer einer Warnung nicht viel brachten.
    Vielleicht stand in dem Buch noch mehr, aber ich war nicht in der Verfassung, noch mehr zu lernen. Ich schob den Riegel vor die Tür, legte mein Messer unter das Kopfkissen und blies die Kerze aus. Die Augen waren mir zugefallen, ehe die Flamme richtig erloschen war.
    Im Traum sah ich endlose Bergpfade, als ich ruckartig erwachte. Im Zimmer war es dunkel, rabenschwarz. Nur von den magischen Abschirmungen vor der Tür ging ein Lichtring aus.
    Jemand versuchte die Tür aufzubrechen.
    Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und griff nach dem Messer. Dann hätte ich beinahe gelacht.
    »Kann ich etwas für dich tun?« rief ich.
    Das Geräusch hörte auf, aber niemand antwortete. Ich spürte jedoch zwei Körper hinter der rohen Holztür.
    Ich wartete, sie warteten.
    Knirschen und Quietschen.
    »Ich ließe das an eurer Stelle lieber bleiben«, sagte ich ruhig, hatte aber keine Ahnung, was ich tun sollte, wenn die Tür tatsächlich aufgebrochen würde.
    Wieder hörte das Geräusch auf. Ich bemühte mich, klar zu denken, obwohl ich nur eins wollte: schlafen.
    Einem ernsthaften Angriff könnte der Riegel nicht lange widerstehen. Der hinterlistige Versuch der Wirtsleute bedeutete, dass sie es nur auf die Schwachen abgesehen hatten.
    Ich ging über den kalten Steinfußboden und ließ mein Gefühl die Tür und den Rahmen untersuchen. Solide Eiche, in Stein gefasst, die Angeln draußen, so dass die Tür ins Zimmer schwang.
    Ich schüttelte den Kopf. Narr! Narr! Der Wirt wollte nicht ins Zimmer. Er schob einen Riegel durch den eisernen Türgriff, um mich daran zu hindern, den Raum zu verlassen! Nun ergaben die gemauerten Wände und das schmale Fenster Sinn. Der Wirt hatte etwas gegen übereilte Gewalt.
    Jetzt sagte mir mein Gefühl, dass die Wirtsleute fort waren. Nun, sie waren überzeugt, mich in sicherem Gewahrsam zu haben.
    Ich zündete die Kerze an und ging zum Fenster. Wenn ich die Keile herausziehen konnte … Ich zog mich an, da es empfindlich kalt war. Meine Unterwäsche war noch feucht, aber ich hoffte, meine Körperwärme würde sie schnell trocknen.
    Dann machte ich mich so leise wie möglich am Fenster zu schaffen. Dabei schickte ich Onkel Sardit ein stummes Dankgebet. Die Arbeit war nicht leicht, aber mir wurde dabei wärmer. Kälte und Wärme hatten dem Leim ziemlich zugesetzt, und nach einigen Versuchen gelang es mir, das ganze Fenster ins Zimmer zu ziehen.
    Dann warf ich meinen Tornister, den Umhang und die Satteltaschen ins gefrorene Gras hinunter. Hätte ich nur ein Pfund mehr auf den Rippen gehabt, hätte ich mich nicht durch die enge Fensteröffnung zwängen können.
    Um das Fenster wieder an Ort und Stelle zu schaffen, mogelte ich etwas und benutzte ein wenig mentale Ordnungskraft, aber selbst mein Vater hätte nichts einwenden können, da ich mit dieser Kraft ja

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