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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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kein Chaos heraufbeschwören wollte.
    Langsam schlich ich im Schutz der Dunkelheit zum Stall. Gairloch ging es prächtig. Er kaute auf einem Grasbüschel herum.
    Ich stellte einen Kreis von Abwehrstäben auf, nahm meine Bettrolle und bettete mich auf Stroh in der Box neben Gairloch.
    Der erste Lichtschimmer weckte mich, nicht die Schutzstäbe. Ich ließ sie fallen und sattelte Gairloch. Dabei lauschte ich, hörte jedoch nichts vom Wirt. Mit Hilfe eines altes Stabs brach ich den Vorratsschrank auf, nahm sechs Getreidekuchen heraus und verstaute sie im Proviantsack. Ich wollte sie nur nehmen, um mich am Wirt zu rächen. Mit Justens Proviant war ich so gut versorgt, dass ich sie vielleicht gar nicht brauchte. Aber die Osthörner sahen kalt aus, und Gairloch hatte mir mehr als nur einmal das Leben gerettet.
    Schließlich hinterließ ich vier Kupferlinge – wahrscheinlich zuviel –, aber weniger zurückzulassen verbot mir mein angeborenes Ordnungsgefühl. Trotz der mehr als zweifelhaften Gastlichkeit hatte der Wirt die Kuchen schließlich irgendwo gekauft. Ich fühlte mich einfach besser, nachdem ich die Münzen auf den Tisch gelegt hatte.
    Ich wob um Gairloch und mich den Schutzschild, schob die Stalltür auf und trat in die lautlose Winterdämmerung hinaus.
    Nach weniger als einer Meile über eine Wiese gelangten wir zu einem Bach. Ich ließ den Schutzschild sinken und hielt nach möglichen Verfolgern Ausschau. Doch die Herberge war dunkel. Kein Rauch Wölkchen kräuselte sich aus den Kaminen. Nachdem Gairloch getrunken hatte, legte ich wieder den das Licht reflektierenden Schutzschild um uns, bis wir zur Straße und dem Wegweiser mit einem Pfeil sowie dem Namen ›Passera‹ kamen. An den Straßenrändern hatte sich der Schnee aufgetürmt und reichte oft bis zu Gairlochs Knien. Der Wind hatte die Straße aber weitgehend freigefegt, als müsste es so sein.
    Dennoch mussten wir mehrmals durch eisverkrustete Schneewehen stapfen, die sich an windgeschützten Biegungen angesammelt hatten.
    Da ich nicht wusste, wem ich trauen durfte, vermied ich die nächste Herberge und suchte stattdessen unter einem Felsüberhang in einer engen Schlucht Zuflucht. Letztendlich war es mehr Arbeit, unsere Fährte zur Schlucht zu verwischen, als mich in einem Zimmer in einer Herberge zu verbarrikadieren. Aber im Freien schlief ich ruhiger, selbst auf dem gefrorenen Boden. Außerdem kostete es mich nicht drei Goldstücke, was dem Lösegeld des Herzogs entsprach. Doch als ich aufwachte, war meine Nasenspitze fast erfroren.
    Der Aufstieg zu den Osthörnern von Osten her war nicht ganz so kräftezehrend wie das Überleben im tödlichen Wintersturm. Zwei Tage hatte es gedauert, um dem Sturm zu trotzen, aber ich brauchte nach Carsonn fast zwei weitere Tage, um auf den südlichen Pass zu gelangen. Während der gesamten Zeit begegnete ich drei anderen Gruppen, deren Ziel Certis war. Alle bestanden aus mindestens vier schwerbewaffneten Reitern. Sie hatten mir das Vorwärtskommen ermöglicht, da sie einmal den Weg durch eine Schneelawine auf der Straße gebahnt hatten.
    Sie sahen weder mich noch Gairloch, da ich uns, sobald ich sie in der Ferne hörte, sofort von der Straße und aus ihren Augen entfernte.
    Das Wetter änderte sich nicht: kalt, Wolken, Windböen, die in und aus den Schluchten wehten und trockene Schneeflocken herantrieben. Erschwerend kam hinzu, dass man von der Passhöhe aus keinerlei Fernsicht hatte. Der Pass selbst bestand lediglich aus einem Anstieg der zwischen Felswänden verlaufenden Straße. Kaum war ich oben, ritt ich bereits wieder bergab.
    Ich musste noch einen Tag und eine Nacht vor Kälte zitternd in meiner Bettrolle verbringen, ehe ich die Vorberge erreichte, von denen aus ich Gallos überblicken konnte.
    Der Pfad nach unten war lediglich eine Felskante an den schwarzen Granitwänden entlang.
    Auf halben Weg hielt ich an und lenkte Gairloch in eine Felsnische. Von hier aus konnte ich in beide Richtungen sehen. Seit ich Jellico verlassen hatte, brach zum ersten Mal die Wintersonne hervor, als ich auf Gallos hinabschaute.
    Gallos sah nicht viel anders aus, als ich mir Certis vorgestellt hatte: schmutzigbraun, von dünnen grauen Linien unterteilt, die wohl Steindämme oder Zäune waren. Die geschwungenen graubraunen Linien mussten Straßen sein.
    Rechts von mir, nach Norden, löste sich der Weg vom Fels und führte auf bewaldete Hügel, die Wiesen und Stoppelfelder von den Osthörnern trennten. Ich entdeckte mehrere

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